Die Qual der Wahl bei Online-Umfragetools – was raten Sie Ihren Studierenden?

letzte Aktualisierung: 26. Juli 2023

 

Kommt ein Studierender in die Sprechstunde: „Welches Tool können Sie mir denn für Umfragen in meiner Abschlussarbeit empfehlen?“

Wohl denen, deren Hochschule Lizenzen für ein bestimmtes Umfrage-Tool zur Verfügung stellt! Denn dann ist die Empfehlung klar. Die Studierenden sollten in dem Fall natürlich mit genau dieser Software arbeiten. Sie erhalten bei Fragen leicht und unkompliziert Unterstützung aus dem direkten Umfeld. Sei es über Mitstudierende, die sich bereits auskennen, sei es über das Rechenzentrum. Vor allem wenn die Studierenden im Umgang mit größeren Datenmengen noch unerfahren sind, ist das Gold wert.

Was aber, wenn die Hochschule keine Lizenzen anbietet? Gerade an jüngeren oder kleineren Hochschulen oder an solchen, bei denen quantitative Methoden eher unüblich sind, stehen die Studierenden mit großen Fragezeichen in den Augen in Ihrer Sprechstunde.

Das Angebot an Online-Tools für Umfragen ist zwar groß, aber dennoch gut zu überschauen. Dazu müssen Sie sich nur im Vorfeld die richtigen Fragen stellen. Zum einen gelten natürlich die generellen Kriterien für die Software-Auswahl (-> Downloads; Checkliste), zum anderen kommen einige für Umfrage-Tools spezifische Aspekte hinzu.

Mein Fokus liegt in diesem Beitrag auf kostenlos verfügbaren Tools, um den studentischen Geldbeutel nicht zu belasten. Die genannten Tools können Sie also empfehlen, ohne dass Ihren Studierenden Kosten entstehen.

Hauptauswahlkriterium: Zahl der Befragten

Die Preismodelle der Online-Umfrage-Tools sind anders gestaltet als die der sonstigen Freemium-Programme, die normalerweise in ihren kostenlosen Konten einfach weniger Funktionen freischalten als in der Premiumvariante. Bei den Freemium-Befragungstools richten sich die Bezahlgrenzen jedoch in den meisten Fällen nach der Anzahl der Befragten (»kostenlos bis 100 Befragte« oder auch »kostenlos bis 25 Befragte pro Monat«). Achtung: Manchmal ist die Anzahl der ausgefüllten Fragen maßgeblich (»kostenlos bis 4.000 Fragen«, also beispielsweise 400 Bögen mit 10 Fragen oder 100 Bögen mit 40 Fragen). Ihre Studierenden sollten also genau lesen, bevor sie sich für ein Programm entscheiden. Die uninformierte oder unbedachte Wahl eines Programms könnte den Fortschritt der studentischen Arbeit verzögern, verteuern oder im schlimmsten Fall sogar unmöglich machen.

Welche Kriterien sind noch wichtig bei der Auswahl von Online-Umfrage-Tools?

Für Hinweise auf die folgenden Aspekte sind Ihre Studierenden wahrscheinlich dankbar:

  • Anonymität und Datensicherheit

Achten Sie darauf, über welche Server die Daten laufen. Gerade online eröffnen sich viele Möglichkeiten, die Antworten auf eine bestimmte Person zurückzuführen, was Befragte üblicherweise nicht sehr schätzen. Besondere Vorsicht ist dort geboten, wo IP-Adressen protokolliert oder Kontaktdaten abgefragt werden. Entsteht die Arbeit des Studierenden im Zusammenhang mit einem Unternehmen, ist hier erhöhte Aufmerksamkeit nötig.

  • Arbeit in der Gruppe

Erlaubt das Tool den Zugriff mehrerer Personen auf eine Umfrage, so dass Gruppen gemeinsam arbeiten können? Einige Tools haben diese Funktion bei den kostenlosen Konten eingeschränkt.

  • Methodische Gestaltungsoptionen

Hier geht es um die zur Verfügung stehenden Frage- und Antworttypen. Wie soll gefragt werden, welche Antworten und Skalen sollen zur Auswahl stehen, wie die Daten anschließend ausgewertet werden? Ist es erforderlich, dass Bilder, Videos oder Audiodateien in die Befragung integriert werden? Das erlauben nicht alle kostenfreien Versionen.

  • Schnittstellen beim Datenexport

Welche Dateiformate bietet das Tool? Wie können Ihre Studierenden mit den Daten weiterarbeiten? Der Export nach Excel oder SPSS ist in den meisten Programmen vorgesehen, aber eben nicht in allen.

Zwei Anbieter, die unterschiedlicher nicht sein könnten

Aus den vielen, vielen Anbietern habe ich in meinem Buch elf geeignet erscheinende für die Fact Sheets ausgewählt und drei davon im Text näher besprochen. Wiederum zwei davon möchte Ihnen hier kurz zeigen.

Das eine Ende der Skala: Google Forms

Eine der sehr leicht zugänglichen Optionen ist Google Forms mit einigen wenigen Frage- und Antwort-Typen. Damit lassen sich schnell kleinere und unkomplizierte Befragungen aufsetzen. Beim Erstellen des Fragebogens können mehrere Personen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten. Sobald der Link zur Umfrage verschickt ist und Antworten eintreffen, generiert Google automatisch erste Auswertungen und Grafiken.

Das mag alles schön und gut sein, für anspruchsvollere Befragungen eignen sich die Google Forms jedoch auf keinen Fall – von der Datensicherheit ganz zu schweigen. Meine Studierenden schlagen von sich aus gern Google Forms vor, weil sie mit Google vertraut sind. Ich rate meistens ab.

Das andere Ende der Skala: SoSci Survey

Bedeutend umfangreichere Funktionen als einfache Formulare bieten spezielle Online-Befragungs-Dienstleister. Hier kann man zwischen deutlich mehr Frage- und Antworttypen wählen und auch Filter setzen, also Sprünge zwischen Fragen einbauen, die von der Antwort auf die vorhergehende Frage abhängen.

SoSci Survey ist für wissenschaftliche, nicht-kommerzielle Befragungen kostenlos und ohne jede Einschränkung zu nutzen. Bis zu 5.000 (!) ausgefüllte Fragebögen sind hier möglich. Seinen Ursprung hat SoSci Survey übrigens am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität München. Ein Pluspunkt ist unter Sicherheitsaspekten die Nutzung deutscher Server.

Die Oberfläche erscheint vielen Studierenden zunächst weniger handlich, das ist leider nicht wegzudiskutieren. Eine gewisse Einarbeitung in die vielen Möglichkeiten der Software ist nötig. Für Arbeiten mit Unternehmensbezug (wie etwa an Berufsakademien oder Fachhochschulen) erhebt SoSci Survey eine Gebühr zwischen 49 und 699 Euro, die sich nach dem Umfang der Befragung richtet.

Weitere ausgewählte Anbieter von Umfrage-Tools

Die restlichen Anbieter aus meinen Fact Sheets habe ich Ihnen hier aufgelistet:

LamaPoll: https://www.lamapoll.de

LimeSurvey: https://www.limesurvey.org/de/

Onlineumfragen: http://onlineumfragen.com/

Q-Set: http://www.q-set.de/

QuestionPro: https://www.questionpro.de/

Questionstar: https://www.questionstar.de/

SurveyMonkey: https://de.surveymonkey.com/

Umfrage Online: https://www.umfrageonline.com

UniPark: http://www.unipark.com/de/umfragesoftware/

In Hinblick auf die kostenlos verfügbare Anzahl an Befragten sind LamaPoll und Q-Set hervorzuheben. Studierende haben hier drei Monate bis 500 Befragte (LamaPoll) bzw. 4.000 beantwortete Fragen (Q-Set) frei (Stand Ende Juli 2023).

Was raten Sie Ihren Studierenden, wenn Sie nach Online-Umfragetools gefragt werden?

 

Neu erschienen:

„Wissenschaftliche Arbeiten schreiben“ (2023, 3. Auflage)

Cover Andrea Klein 2023 Wissenschaftliche Arbeiten schreiben

 

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5 Kommentare zu “Die Qual der Wahl bei Online-Umfragetools – was raten Sie Ihren Studierenden?

  1. Liebe Frau Klein,

    bei uns an der Uni gibt es seit einiger Zeit eine Lizenz für QuestionPro (https://www.questionpro.com), was ich persönlich sehr brauchbar finde. Es ist daher das Naheliegendste, was ich Studierenden in der Sprechstunde empfehle; Klasse ist vor allem der „Live-Chat“ mit Mitarbeitern, die i.d.R. innerhalb von Minuten spezifische Fragen individuell beantworten. Das habe ich so sonst noch nie erlebt.

    Viele Studierenden nutzen aber natürlich auch Google Forms – ich auch, für ganz kurze, einfache Umfragen.

    In meinem Methodenmodul testen die Kursteilnehmer*innen 2-3 Produkte eigenständig (habe direkt einen Link zu Ihrer Checkliste weitergeleitet – Danke für dieses Infoblatt!), geben dann eine Empfehlung an ihre Kommiliton*innen weiter und entwickeln außerdem eine kleine praktische Übung mit Schritt-für-Schritt-Anleitung, um den anderen die Grundfunktionen nahezubringen.

    Viele Grüße
    Stefanie Pohle

    1. Liebe Frau Pohle, danke für den Hinweis und die Information mit dem Live Chat. Das ist natürlich klasse, wenn auch von dieser Seite noch Unterstützung geleistet wird.
      Und es freut mich natürlich sehr, dass meine Checkliste hilfreich für Sie und Ihre Studierenden ist!

  2. Seit 2019 gibt es auf dem Markt ein neues Tool für Online-Umfragen namens http://www.questionstar.de

    Dieses Tool unterscheidet sich von der Konkurrenz besonders durch die einfache Bedienung und die Funktionen zur Datenauswertung: Grafiken, Diagrammen und Tabellen sowie Kreuztabellen und Regressionsanalysen können direkt im Tool erstellt bzw. durchgeführt und bereits formatiert in Word, Excel und PowerPoint exportiert werden. Das spart den Studierenden eine Unmenge Zeit und macht in vielen Fällen den Einsatz von zusätzlicher Analysesoftware (wie SPSS) überflüssig.

    Die Tarife für Studierende sind günstig und enthalten alle Funktionen wie in den Tarifen für Industrie und diese entsprechen den höchsten Anforderungen. Die kostenlose Test-Version ist zeitlich unbegrenzt und erlaubt es somit, die Umfrage erst komplett zu entwickeln und sie ausgiebig zu testen bevor man damit ins Feld geht.

    Dieses Software-Projekt ist übrigens Ausgründung von der Juniorprofessur für Marketing der Uni-Siegen. Die Server befinden sich in Deutschland, die Datensicherheit ist gewährleistet.

    Viele Grüße,

    Prof. Dr. Paul Marx

  3. Das Unternehmen QuestionPro bietet eine sehr kostengünstige Campus-Lizenz für Hochschulen an, Studierende haben dann kostenlosen Zugang zu der Umfrage-Plattform. Ist auch für einzelne Fachbereiche lizenzierbar. Und es gibt ein kostenloses Anwendungs-Webinar, was gut ist, denn das Tool ist recht mächtig und geht über einfache Umfrage-Software doch recht weit hinaus. Hier gibt es weitere Infos: https://www.questionpro.group/umfrage-software-hochschule/

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