Plagiatssoftware – Fluch oder Segen?

Ein Gastbeitrag von Ute Schlüter-Köchling

Nutzen Sie eine Plagiatssoftware, z. B. zur Korrekturhilfe von studentischen Arbeiten oder vielleicht für Ihre eigenen Schreibprojekte? Der Ruf nach einer solchen Software, welche die Lehrenden bei der Korrektur von Hausarbeit, Bachelorarbeit & Co unterstützen soll, wird zunehmend lauter.

Der Ruf ist durchaus verständlich, denn die starke Zunahme von digital verfügbaren Quellen erleichtert das Plagiieren von Texten (z. B. durch einfaches Copy & Paste). Gleichzeitig ist es für Lehrende schwierig bei der Quellenvielfalt und -masse den Überblick zu behalten und die Literatur regelmäßig zu sichten und zu prüfen. Steigende Studierendenzahlen und schlechte Betreuungsschlüssel tun ihr Übriges. Deswegen versprechen sich viele Lehrende (vielleicht auch Sie?) von einer Plagiatssoftware eine Arbeitserleichterung, mit der sich schnell und einfach Plagiate aufspüren lassen.

Vielerorts wird eine Plagiatssoftware bereits genutzt, anderenorts ist sie in Planung. (siehe z. B. das Projekt PlagStopNRW). Ja, eine Plagiatssoftware kann sinnvoll sein – wenn die Software richtig eingesetzt wird. Schauen wir uns einmal an, welche Akteure bei einer elektronischen Plagiatsprüfung überhaupt beteiligt sind.

Wer mischt mit?

Die Lehrenden

Da sind vielleicht Sie, als prüfende Lehrende, die sich von der Software eine Arbeitserleichterung versprechen und sich eine schnelle, konkrete und einfache Antwort auf die Frage: „Plagiat – ja oder nein?“ wünschen. Aber kann dieser Wunsch tatsächlich erfüllt werden? Hierauf möchte ich mit einem klaren „Jein“ antworten oder mit einem „Ja, aber…“. Ihr Wunsch ist durchaus verständlich, aber leider nicht vollständig umsetzbar. DENN: Auch die beste Plagiatssoftware kann nur analysieren, ob eine Ähnlichkeit oder Übereinstimmung mit einem anderen Text vorliegt. Das heißt, der Prüfbericht der Software allein ist nicht aussagekräftig und liefert nur Anhaltspunkte. Ob es sich tatsächlich um eine plagiierte Textstelle handelt, müssen Sie selbst in jedem Einzelfall überprüfen und beurteilen.

Vorteilhaft ist aber: Wenn Sie, als Nutzerin oder Nutzer, eine Plagiatsprüfung mit einer Software durchführen und es wird eine Übereinstimmung oder Ähnlichkeit erkannt, haben Sie direkt die (elektronische) Originalquelle zur Hand. Praktisch, denn so können Sie den Plagiats-Check direkt durchführen, ohne dass Sie lange nach dem Originaltext recherchieren müssen. Diese Vorgehensweise kann aber unter Umständen mehr Zeit in Anspruch nehmen als ohne den Einsatz einer Plagiatssoftware. Denn vielleicht wäre Ihnen die Nähe zum Originaltext ohne eine elektronische Plagiatsprüfung ja gar nicht aufgefallen? 😉

Die Arbeit muss trotzdem noch von Ihnen gelesen werden, denn eine semantische Analyse findet mit einer Plagiatssoftware (bisher) nur in geringem Umfang statt, so dass Strukturplagiate, Ideenplagiate, Übersetzungsplagiate mit einer Plagiatssoftware in der Regel nicht erkannt werden.

Letztendlich ist eine Plagiatssoftware auch nur so gut, wie ihre (elektronische) Quellengrundlage. Das heißt: Quellen, die ausschließlich physisch vorliegen, fließen erst gar nicht in die Plagiatsprüfung ein. Somit gibt es trotz Einsatz einer Plagiatssoftware genug Möglichkeiten, dass ein Plagiat unentdeckt bleibt.

Fazit für die Lehrenden: Der Einsatz einer Plagiatssoftware bedeutet nicht zwingend eine Zeitersparnis, ist aber gründlicher und kann somit ein Segen sein.

Die Studierenden

Neben den Lehrenden, die in der Regel am lautesten nach dem Einsatz einer Plagiatssoftware rufen, gibt es noch eine weitere relevante Gruppe: die Studierenden. Eigentlich ist es ja auch DIE relevante Gruppe: Schließlich handelt es sich um ihre Arbeiten, die mit der Plagiatssoftware überprüft werden sollen.

Die Studierenden rufen selbstredend nicht so laut nach dem Einsatz einer Plagiatssoftware. Ja, der Einsatz dieser Software löst bei den Studierenden häufig sogar große Sorge aus, da sie befürchten (aufgrund von nicht beabsichtigten Fehlern) eines Plagiats überführt zu werden. Wenn in meinen Veranstaltungen der Themenkomplex „Umgang mit Quellen & Zitation“ behandelt wird, kommt früher oder später auch immer das Thema „Plagiat“ auf den Tisch. In diesem Moment kann man die Anspannung und das erhöhte Interesse bei Studierenden spüren. Warum ist das so?

Den Studierenden wird regelmäßig vor Augen geführt, welche Folgen ein Plagiat haben kann. Sei es durch die Medien, die Plagiatsfälle von prominenten Personen aufgreifen oder durch die Hochschulen selbst. Letztere weisen regelmäßig auf das Thema „Plagiat(-sformen)“ und die Konsequenzen einer Plagiatserstellung hin (Wiederholung von Prüfungen, Herabsetzung von Noten, Exmatrikulation etc.). Viele Studierenden fühlen sich dadurch verunsichert und sehen sich häufig einem Generalverdacht ausgesetzt.

Keine Frage, ein vorsätzliches Plagiat von Studierenden ist kein Kavaliersdelikt und sollte geahndet werden. Hierbei kann eine Plagiatssoftware auch eine nützliche, nämlich abschreckende, Wirkung haben. Aber klar ist auch: Viele Studierende begehen ihre Plagiate unwissentlich – weil sie nicht wissen, wie man mit Quellen umgeht und diese zitiert, weil sie die Prinzipien, Funktions- und Arbeitsweisen der Wissenschaft nicht kennen, weil sie kein Problembewusstsein haben oder weil sie aufgrund von Zeitmangel den Überblick über ihre Quellen verloren haben. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Studierenden kennen sich zu wenig mit den Techniken sowie dem Sinn und Zweck des „Wissenschaftlichen Arbeitens“ aus.

Was tun?

Abgesehen von Lehrveranstaltungen zum „Wissenschaftlichen Arbeiten“ im oder außerhalb des Curriculums, kann den Studierenden auch der konkrete Einsatz einer Plagiatssoftware helfen, um grundlegende Kompetenzen im Bereich „Wissenschaftliches Arbeiten“ zu erlangen.

Wird eine Plagiatssoftware an einer Hochschule eingesetzt, sollte diese nicht nur als ein reines Kontrollinstrument von den Lehrenden für studentische Arbeiten genutzt werden. Leider wird dies aber in der Regel so praktiziert. Dabei kann eine Plagiatssoftware doch so nützlich sein – für alle Beteiligten, also auch für die Studierenden! Jetzt fragen Sie sich vielleicht: Ok, für mich als Dozentin oder Dozent ist eine Plagiatssoftware eine prima Sache, auch wenn es eventuell sogar Mehraufwand bedeutet. Aber für die Studierenden?

Hier meine Antwort: Ja, die Studierenden sollten ebenfalls die Software nutzen dürfen. Denn mit Hilfe einer Plagiatssoftware haben die Studierenden die Möglichkeit an ihren eigenen Texten zu erfahren, was ein Textplagiat ausmacht. Natürlich dürfen die Studierenden dabei nicht allein gelassen werden. Denn es nützt wenig, ihnen den Prüfbericht ohne Kommentar in die Hand zu drücken: Den Studierenden muss erklärt werden, warum eine Textstelle von der Software als ein Plagiat eingestuft wird und wie das Plagiat vermieden werden kann (i. d. R. durch korrektes Zitieren). All das könnte z. B. im Rahmen einer Veranstaltung zum „Wissenschaftlichen Arbeiten“ geschehen.

Fazit für die Studierenden: Eine Plagiatssoftware muss nicht zwingend ein Kontrollinstrument sein, sondern kann auch als Lerninstrument genutzt werden und muss somit nicht verflucht werden.

Fazit für ALLE

Eine Plagiatssoftware ist (wie immer im Leben) weder Fluch noch Segen, sondern beides.

Für Sie, als Lehrende, kann eine Plagiatssoftware nützlich sein, indem der Korrekturprozess vereinfacht und unterstützt wird. Eine Zeitersparnis findet aber nicht zwingend oder gar nicht statt. Und: Gelesen werden muss die Arbeit auch weiterhin gemäß den üblichen fachspezifischen und wissenschaftlichen Kriterien.

Für die Studierenden muss eine Plagiatssoftware nicht nur ein Kontrollinstrument sein, sondern kann auch als Lerninstrument zur Plagiatsprävention im Schreibprozess eingesetzt werden.

Natürlich gibt es noch viele andere Dinge, die bei der Nutzung einer Plagiatssoftware eine Rolle spielen: Datenschutz, Quellengrundlage, Prüfungsordnung, Kosten und Lizenzen, Einbindung in Lernmanagementsysteme etc. Aber das sind andere Geschichten…

Literatur zum Thema:

Dagli-Yalcinkaya. Lara: PlagStop.nrw. Abschlussbericht. – Digitale Hochschule NRW, 2021.

Grävemeyer, Arne: Jagd auf Abschreiber. Plagiatchecker finden Verdachtsfälle, lassen sich aber austricksen. IN: c’t, (11) 2020. – S. 142-145

Malo, Markus: Skandalon Plagiarismus? Überlegungen zu einer aufgeregten Diskussion. IN: Forschung & Lehre, (9) 2021. S. 718-719

Reichmann, Gerhard: Textplagiate in der Wissenschaft und deren Verhinderung. Theoretische Überlegungen und empirische Befunde. IN: Informationen – Wissenschaft und Praxis, (4) 2013. – S. 175-184

Weßels, Doris: Wissenschaftliche Arbeiten und KI. Zwischen Original und Plagiat. IN: Forschung & Lehre, (6) 2020. S. 504-505

Weßels, Doris: Verführerische Werkzeuge. Plagiate und KI-gestützte Textproduktion an Hochschulen. IN: Forschung & Lehre, (12) 2021. S. 1018-1019

Ute Schlüter-Köchling ist Sozialwissenschaftlerin, Bibliothekarin und Schreibberaterin. Sie ist als Dozentin für „Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben“ tätig und berät Studierende zu ihren Schreibprojekten.

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CitApp: Wissen aufbauen

CitApp: Das Jura-Zitierspiel der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Preis: kostenlos

Ein Gastbeitrag von David Achenbach

Mit der Applikation „CitApp: Das Jura-Zitierspiel“ (Achtung: gleichnamige Termin-App) hat die Universität Halle-Wittenberg ein gut programmiertes Spiel zum juristischen Zitieren für Google Android und Windows 10 erstellt. Mit Fleiß und Konzentration können grundlegende Zitierweisen der Rechtswissenschaft in spielerischer Umgebung erlernt werden.

Auf die Spielwiese

Die App ist unkompliziert und schnell via Google Play auf das Smartphone zu laden. Eine ständige Internetverbindung ist nicht erforderlich, sodass die Studierenden jederzeit eine Runde lernen können. Auch fragwürdige Berechtigungen müssen nicht eingeräumt werden.

Für Microsoft Windows ist eine Zip-Datei herunterzuladen und zu entpacken, auch dann kann es losgehen (CitApp.exe).

Ladezeiten sind kurz und es entsteht keinerlei Problematik im Spielverlauf. Kehrt man zum Hauptmenü zurück, wird die Sitzung automatisch gespeichert. Nichts stört in dieser Hinsicht das fokussierte Spielen und Lernen.

Optisch ist die Gestaltung schlicht und schön. Kleine Figuren, genannt Citlinge, huschen über den Bildschirm. Es sind Bäume, Felsen und Teiche zu sehen. Geradezu idyllisch diese kleine Stadt. Im Zentrum erleuchtet – wie könnte es anders sein – die Bibliothek.

Die Stadt der Citlinge mit Handwerkern, Häusern, Türmen und der zentralen Bibliothek.

Ein Hort des Wissens

In der Bibliothek sind Lernaufgaben zu bewältigen, mit denen Münzen verdient werden können. Zu Beginn sehr grundlegend und eher mit allgemeinen Fragen: „Was bedeutet ‚Jura‘?“ und darauf mehrere Antwortmöglichkeiten, später Fragen und Aufgaben zur Zitation und Gliederung.

Für neue Aufgaben und damit höhere Münzerträge müssen die Tutorien gestartet und durchgearbeitet werden. Nur keine Sorge! Sie sind sehr freundlich im Chat-Stil gehalten. Das bedeutet, der Tutor schreibt zum Thema, bspw.: „Die Angabe von Schriftensammlungen im Literaturverzeichnis“, und mit einem Button antwortet der Spieler. Es scheint, als würde man sich Nachrichten schreiben.

Mit dem Knopf unten links antwortet der Spieler (meist) automatisch und das Tutorium fährt fort.

Zwischendurch muss der Spieler aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten wählen oder eine Beispielaufgabe lösen. Dann reagiert der Tutor je nachdem, ob die Antwort richtig oder falsch war.

Ist ein Tutorium abgeschlossen, darf man sich über Belohnungen im Spiel und über ein kostenloses Skript zum Thema freuen. Letzteres kann man herunterladen. Die alle Themen abdeckenden Skripte sind in den Spielfarben gehalten, doch übersichtlich und leicht verständlich. Sie beinhalten die wichtigen Punkte mit Beispielen. Einziges Manko ist, dass sich beim Herunterladen der Browser öffnet und das Spiel in den Hintergrund geschoben wird.

Möchte man das gerade Gelernte üben, bietet das Menü eine entsprechende Funktion. Schwierigkeitsgrad und verschiedene Modi (Zitierweise Fußnote/ Literaturverzeichnis/ Zufall oder Gliederung alphanummerisch/ nummerisch/ Zufall) können individuell angepasst werden.

Aber nach dem Training gilt: Ran an die Aufgaben in der Bibliothek!

Wachsen, werden, wissen

Bücher fallen nun regengleich vom Himmel. Wie Sterntaler sind sie aufzusammeln und begegnen einem in der Bibliothek als Übungsaufgaben wieder. Nur mit den dort verdienten Münzen lassen sich die ersten Gebäude bauen oder die gebauten erweitern.

Das Baumenü – hier sind alle Gebäude zu finden. Oben werden die verfügbaren Ressourcen angezeigt.

Genauso wie in klassischen Aufbauspielen benötigt man Gold, Holz, Stein, Nahrung und Einwohner, um voranzukommen. Ziele sind im Menü geschildert: das Level erhöhen, die Bibliothek ausbauen und verschiedene Statuen zu Ehren des Wissens aufstellen.

Damit die Stadt wächst und gedeiht, heißt es also: Üben, üben, üben. So wird das Gelesene anschaulich vertieft: Quizfragen beantworten, Textbausteine sortieren, Lückentexte füllen, Fehlendes erkennen und aus der Titelei notwendige Informationen extrahieren. Hat sich in der Lösung ein Fehler eingeschlichen? Dann darf man noch ein bis zwei Mal korrigieren. Ist das Ergebnis richtig, verdient man sich die erforderlichen Münzen.

Und Münzen kann man nie genug haben. Sie sind notwendig, um Weizen zu pflanzen oder später neue Bäume. Wenn eine Ressource fehlt, kann man sie auf dem Marktplatz erwerben. Doch diese Preise!

Die Bibliotheksaufgaben dürfen also nie vernachlässigt werden. Besonders aus einem weiteren Grund.

Angreifer abwehren, Arbeit angehen

Jedes Spiel hat seine eigenen Gegner. In der Stadt der Citlinge sind es die Bücherwürmer und Plagiatoren. Beide entspringen schrecklichen Löchern und wollen die schöne Stadt zerstören. Um sie abzuwehren, sind Schutztürme unabdingbar.

Nur entweichen dem Boden immer neue Feinde. Die Löcher schließen sich zwar wieder, doch bis dahin sind viele Gebäude beschädigt und müssen repariert werden. Günstiger also, die Löcher zuschütten zu lassen. Zehn Gold kostet das, die erst erarbeitet sein wollen.

Die Angreifer zeigen also, was vermieden werden soll: die Wissensarbeit durch Plagiat und Vernachlässigung zerstört zu sehen.

Gleichzeitig sind sie der Mechanismus, der den Spieler vorantreibt. Es gibt nicht viele ruhige Minuten, in denen man ungestört ausbauen kann. Aufgaben müssen angegangen, Tutorien durchgearbeitet werden. Nur durch Fortschritt hat man Gold und Baumaterialien, um das Spiel abzuschließen. Halbe Sachen gibt es nicht.

Frustration und Fokus

Die Attacken der Gegenspieler können frustrieren. Ebenso ist es essentiell, die Spielmechanik zu verinnerlichen. Ungünstig, wenn man eine Spielaufgabe nicht richtig gelesen hat oder „Vorname Autor 1“ und „Vorname Autor 2“ verwechselt. Verhängnisvoll, ein Komma oder einen Punkt zu viel zu lassen. Dies wird so hart bestraft wie ein Vorzeichenfehler in der Mathematik.

Trotz dieser Härte animiert es dazu, das Spiel mit seinen Aufgaben nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Man muss konzentriert bleiben und jeden Fehler bemerken. Vielleicht erkennt man hier den juristischen Korinthen… – Sie wissen schon.

Hat man alle Aufgaben erfüllt, weiß man mit Sicherheit, wie korrekt zu zitieren und zu gliedern ist. Dafür sind einige Spielstunden und Fokus notwendig. Das Spiel kann also zwischendurch gespielt werden. Um es abzuschließen, sollte man allerdings aufmerksam genug sein.

War es das Ziel ein Erstsemester-Tutorium für Zitation und Gliederung zu ersetzen? Falls ja, dann ist es geglückt. Höhere Semester dagegen werden beim Spielen auf Fehlerquellen aufmerksam und die Wiederholung hilft ihnen diese abzustellen.

Möchte man den Spielaspekt abkürzen, können auch nur die Tutorien durchgelesen, die Skripte heruntergeladen und das eine oder andere Training im Menü absolviert werden.

Zu Bedenken ist, dass die App allein auf Google Android und Microsoft Windows zugänglich ist. Der vermutlich recht große Teil der Studierenden mit Apple-Produkten kann nicht bedient werden. Es ist zu hoffen, dass eine solche Version nachgereicht wird.

Gerade beim Lernen zu Hause kann die Nutzung einer App den Studierenden eine willkommene und angenehme Abwechslung sein.

Website: https://schroeder.jura.uni-halle.de/mitarbeiter/rensch/citapp/ (Stand: 10.01.2021)

David Achenbach studiert Jura und würde sich Lernphasen ebenso spielerisch wünschen.

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Weber: Viel mehr als Emergency Remote Teaching

Weber, Daniela (2020): E-Learning für Dummies. Weinheim: Wiley-VCH.

17,00 Euro

Inhaltsübersicht:

Teil I Was ist überhaupt dieses „E-Learning“?

  • Das neue Umfeld: Wissenskultur
  • Der lernende Mensch: Kleine Begriffskunde
  • Bewährte und innovative E-Learning-Ansätze
  • Anwendungsbeispiele und ein Blick in die Zukunft

Teil II Strategisches und didaktisches Vorwissen

  • Welche Ziele können verfolgt werden?
  • Welche Wege für welche Ziele?
  • Rahmen und Rollen von E-Learning

Teil III Das operative Geschäft: Von virtuellen Orten und Tools

  • Wo findet E-Learning statt?
  • Welche Instrumente kommen zum Einsatz?
  • Woher kommt Ihr Material?

Teil IV E-Learning-Angebote konzeptionieren

  • Rahmenbedingungen und Grenzen kennen
  • Phasen der E-Learning-Planung
  • Das E-Learning-Projekt starten und evaluieren

Teil V Der Top-Ten-Teil

  • Zehn Messen und Kongresse, zu denen Sie gehen können
  • In zehn Schritten mit Camtasia zu Lehrvideos
  • Zehn Quiz-Formate, die Sie nutzen können

Das ausführliche Inhaltsverzeichnis sowie Auszüge aus dem Text finden Sie in der Schnellhilfe.

Weber: Viel mehr als Emergency Remote Teaching

Sind Sie in den vergangenen Wochen und Monaten hinsichtlich der Online-Lehre auf den Geschmack gekommen? Jetzt möchten Sie sich noch weiter mit dem Thema befassen und sich dabei nicht mehr nur von einer Linksammlung zur nächsten klicken? Daniela Webers Buch „E-Learning“ aus der „Für-Dummies“-Reihe bietet für diesen Zweck eine hervorragende Mischung aus Überblick und Ansatzpunkten für den tieferen Einstieg.

Die Autorin ist als Gründungsberaterin und Wissenschaftscoach tätig. Sie hilft Hochschulen und Unternehmen bei der Entwicklung und Einführung von E-Learning-Projekten. Ihr Buch „Die erfolgreiche Abschlussarbeit für Dummies“ ist bereits in der 3. Auflage erschienen.

Wie ist das Buch aufgebaut?

Die Inhalte zu Beginn des Buches sind eher allgemeiner Natur und werden dann immer spezifischer. Im ersten Teil wird der Boden bereitet für alles, was danach kommt. Er ist eine Annäherung an das Phänomen „E-Learning“ und eine erste Darstellung, wie Menschen derzeit lernen und in Zukunft vermutlich lernen werden.

Der zweite Teil ist dem strategischen und didaktischen Vorwissen gewidmet. Hier umreißt die Autorin, welche unterschiedlichen Lernszenarien es geben könnte (beispielsweise offen oder prüfungsbezogen; individuell oder in Massenkursen) und wie jeweils die Ziele erreicht werden könnten.

Ganz praktisch ausgerichtet ist Teil 3, in dem es um die virtuellen Orte und Tools geht, derer man sich bedienen kann.

Im vierten Teil erfahren Sie, wie Sie in einem Konzept für ein E-Learning-Angebot die einzelnen Bausteine zusammenfügen.

Der abschließende fünfte Teil, der so genannte Top-Ten-Teil, bietet in drei Kapiteln kurze und übersichtliche Informationen zu einschlägigen Messen und Kongresse, zur Erstellung von Lehrvideos mit Camtasia und zu Quiz-Formaten.

Das Buch enthält einige Abbildungen (vor allem Screenshots) und Tabellen, die wesentliche Informationen übersichtlich aufbereiten. Zudem sind die Eckpunkte auf der sogenannten „Schummelseite“ in sehr verdichteter Form nochmals zusammengefasst – der Inhalt des Buches in Listenform auf einer Doppelseite. Am Ende des Buches findet sich das bei diesem Thema sehr wichtige Abkürzungsverzeichnis (nun weiß dann auch ich, dass es sich bei „Moodle“ und „Ilias“ um Abkürzungen handelt…). Mit dem Stichwortverzeichnis lässt es sich schnell durch das Buch navigieren.

Systematisch und kenntnisreich

Auf eine gute verständliche, bisweilen recht humorvolle Art wurde hier Wissen über E-Learning aufbereitet. Ein schöner Zufall aus meiner Sicht ist es natürlich, dass sich einzelne Beispiele auf das wissenschaftliche Arbeiten beziehen.

Daniela Weber schreibt aus der Außensicht – also mit der Perspektive einer Person, die nicht angestellt an einer Hochschule arbeitet oder (wie so viele derzeit) mal eben für einen einzelnen Lehrauftrag ihre Präsenzlehre auf Online-Lehre umstellt. Das Erscheinen des Buches in Zeiten von „Emergency Remote Teaching“ weckt vielleicht falsche Erwartungen, aber wer will das vorhersehen?

Ein gewisses Interesse an einem nachhaltigen und umfassenden Aufbau von Online-Lehre schadet also nicht, wenn Sie von „E-Learning für Dummies“ profitieren möchten. Sie werden erfahren, welche Infrastruktur nötig ist und welche wirtschaftlichen Überlegungen angestellt werden sollten. Viele werden beim Lesen merken, was sie alles nicht wissen oder von allein nicht bedacht hätten (Hallo ZFU!).

Als sehr angenehm habe ich empfunden, dass das Buch sich nicht nur um Tools und Technik dreht, sondern auch um die wirklich wichtigen Aspekte des Lehrens, nämlich die Didaktik.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Das Buch richtet sich nicht an Studierende.

Was bringt das Buch für den Einsatz in der Lehre?

Direkt in der Lehre werden Sie das Buch wohl eher nicht einsetzen. Es ist eine Begleitung auf dem Weg zur (erweiterten, professionellen) Online-Lehre.

Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Die Qual der Wahl bei Online-Umfragetools – was raten Sie Ihren Studierenden?

letzte Aktualisierung: 26. Juli 2023

 

Kommt ein Studierender in die Sprechstunde: „Welches Tool können Sie mir denn für Umfragen in meiner Abschlussarbeit empfehlen?“

Wohl denen, deren Hochschule Lizenzen für ein bestimmtes Umfrage-Tool zur Verfügung stellt! Denn dann ist die Empfehlung klar. Die Studierenden sollten in dem Fall natürlich mit genau dieser Software arbeiten. Sie erhalten bei Fragen leicht und unkompliziert Unterstützung aus dem direkten Umfeld. Sei es über Mitstudierende, die sich bereits auskennen, sei es über das Rechenzentrum. Vor allem wenn die Studierenden im Umgang mit größeren Datenmengen noch unerfahren sind, ist das Gold wert.

Was aber, wenn die Hochschule keine Lizenzen anbietet? Gerade an jüngeren oder kleineren Hochschulen oder an solchen, bei denen quantitative Methoden eher unüblich sind, stehen die Studierenden mit großen Fragezeichen in den Augen in Ihrer Sprechstunde.

Das Angebot an Online-Tools für Umfragen ist zwar groß, aber dennoch gut zu überschauen. Dazu müssen Sie sich nur im Vorfeld die richtigen Fragen stellen. Zum einen gelten natürlich die generellen Kriterien für die Software-Auswahl (-> Downloads; Checkliste), zum anderen kommen einige für Umfrage-Tools spezifische Aspekte hinzu.

Mein Fokus liegt in diesem Beitrag auf kostenlos verfügbaren Tools, um den studentischen Geldbeutel nicht zu belasten. Die genannten Tools können Sie also empfehlen, ohne dass Ihren Studierenden Kosten entstehen.

Hauptauswahlkriterium: Zahl der Befragten

Die Preismodelle der Online-Umfrage-Tools sind anders gestaltet als die der sonstigen Freemium-Programme, die normalerweise in ihren kostenlosen Konten einfach weniger Funktionen freischalten als in der Premiumvariante. Bei den Freemium-Befragungstools richten sich die Bezahlgrenzen jedoch in den meisten Fällen nach der Anzahl der Befragten (»kostenlos bis 100 Befragte« oder auch »kostenlos bis 25 Befragte pro Monat«). Achtung: Manchmal ist die Anzahl der ausgefüllten Fragen maßgeblich (»kostenlos bis 4.000 Fragen«, also beispielsweise 400 Bögen mit 10 Fragen oder 100 Bögen mit 40 Fragen). Ihre Studierenden sollten also genau lesen, bevor sie sich für ein Programm entscheiden. Die uninformierte oder unbedachte Wahl eines Programms könnte den Fortschritt der studentischen Arbeit verzögern, verteuern oder im schlimmsten Fall sogar unmöglich machen.

Welche Kriterien sind noch wichtig bei der Auswahl von Online-Umfrage-Tools?

Für Hinweise auf die folgenden Aspekte sind Ihre Studierenden wahrscheinlich dankbar:

  • Anonymität und Datensicherheit

Achten Sie darauf, über welche Server die Daten laufen. Gerade online eröffnen sich viele Möglichkeiten, die Antworten auf eine bestimmte Person zurückzuführen, was Befragte üblicherweise nicht sehr schätzen. Besondere Vorsicht ist dort geboten, wo IP-Adressen protokolliert oder Kontaktdaten abgefragt werden. Entsteht die Arbeit des Studierenden im Zusammenhang mit einem Unternehmen, ist hier erhöhte Aufmerksamkeit nötig.

  • Arbeit in der Gruppe

Erlaubt das Tool den Zugriff mehrerer Personen auf eine Umfrage, so dass Gruppen gemeinsam arbeiten können? Einige Tools haben diese Funktion bei den kostenlosen Konten eingeschränkt.

  • Methodische Gestaltungsoptionen

Hier geht es um die zur Verfügung stehenden Frage- und Antworttypen. Wie soll gefragt werden, welche Antworten und Skalen sollen zur Auswahl stehen, wie die Daten anschließend ausgewertet werden? Ist es erforderlich, dass Bilder, Videos oder Audiodateien in die Befragung integriert werden? Das erlauben nicht alle kostenfreien Versionen.

  • Schnittstellen beim Datenexport

Welche Dateiformate bietet das Tool? Wie können Ihre Studierenden mit den Daten weiterarbeiten? Der Export nach Excel oder SPSS ist in den meisten Programmen vorgesehen, aber eben nicht in allen.

Zwei Anbieter, die unterschiedlicher nicht sein könnten

Aus den vielen, vielen Anbietern habe ich in meinem Buch elf geeignet erscheinende für die Fact Sheets ausgewählt und drei davon im Text näher besprochen. Wiederum zwei davon möchte Ihnen hier kurz zeigen.

Das eine Ende der Skala: Google Forms

Eine der sehr leicht zugänglichen Optionen ist Google Forms mit einigen wenigen Frage- und Antwort-Typen. Damit lassen sich schnell kleinere und unkomplizierte Befragungen aufsetzen. Beim Erstellen des Fragebogens können mehrere Personen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten. Sobald der Link zur Umfrage verschickt ist und Antworten eintreffen, generiert Google automatisch erste Auswertungen und Grafiken.

Das mag alles schön und gut sein, für anspruchsvollere Befragungen eignen sich die Google Forms jedoch auf keinen Fall – von der Datensicherheit ganz zu schweigen. Meine Studierenden schlagen von sich aus gern Google Forms vor, weil sie mit Google vertraut sind. Ich rate meistens ab.

Das andere Ende der Skala: SoSci Survey

Bedeutend umfangreichere Funktionen als einfache Formulare bieten spezielle Online-Befragungs-Dienstleister. Hier kann man zwischen deutlich mehr Frage- und Antworttypen wählen und auch Filter setzen, also Sprünge zwischen Fragen einbauen, die von der Antwort auf die vorhergehende Frage abhängen.

SoSci Survey ist für wissenschaftliche, nicht-kommerzielle Befragungen kostenlos und ohne jede Einschränkung zu nutzen. Bis zu 5.000 (!) ausgefüllte Fragebögen sind hier möglich. Seinen Ursprung hat SoSci Survey übrigens am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität München. Ein Pluspunkt ist unter Sicherheitsaspekten die Nutzung deutscher Server.

Die Oberfläche erscheint vielen Studierenden zunächst weniger handlich, das ist leider nicht wegzudiskutieren. Eine gewisse Einarbeitung in die vielen Möglichkeiten der Software ist nötig. Für Arbeiten mit Unternehmensbezug (wie etwa an Berufsakademien oder Fachhochschulen) erhebt SoSci Survey eine Gebühr zwischen 49 und 699 Euro, die sich nach dem Umfang der Befragung richtet.

Weitere ausgewählte Anbieter von Umfrage-Tools

Die restlichen Anbieter aus meinen Fact Sheets habe ich Ihnen hier aufgelistet:

LamaPoll: https://www.lamapoll.de

LimeSurvey: https://www.limesurvey.org/de/

Onlineumfragen: http://onlineumfragen.com/

Q-Set: http://www.q-set.de/

QuestionPro: https://www.questionpro.de/

Questionstar: https://www.questionstar.de/

SurveyMonkey: https://de.surveymonkey.com/

Umfrage Online: https://www.umfrageonline.com

UniPark: http://www.unipark.com/de/umfragesoftware/

In Hinblick auf die kostenlos verfügbare Anzahl an Befragten sind LamaPoll und Q-Set hervorzuheben. Studierende haben hier drei Monate bis 500 Befragte (LamaPoll) bzw. 4.000 beantwortete Fragen (Q-Set) frei (Stand Ende Juli 2023).

Was raten Sie Ihren Studierenden, wenn Sie nach Online-Umfragetools gefragt werden?

 

Neu erschienen:

„Wissenschaftliche Arbeiten schreiben“ (2023, 3. Auflage)

Cover Andrea Klein 2023 Wissenschaftliche Arbeiten schreiben

 

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Mal ehrlich, war das wirklich nötig?

Das 501. Buch zum wissenschaftlichen Arbeiten kommt in den Handel. Mein Buch. Wieso um Himmels willen noch ein Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten?

Zwei Gründe waren für mich ausschlaggebend, als ich im Januar 2016 mit dem Schreiben begonnen habe.

Grund Nummer 1: Ermutigen und anleiten

Ausgehend von dem, was ich im Manifest niedergeschrieben habe, wollte ich einen Ratgeber verfassen, der sich nicht nur mit der Form der Arbeit und/oder mit dem Schreibprozess beschäftigt. Vielmehr sollten die Studierenden „vorbereitet“ und durch den Prozess geleitet werden. Daher beginnt das Buch mit dem persönlichen Nutzen, der Motivation und Zeitplanung. Nebenbei räume ich auch ein klein wenig mit den Mythen auf, die das wissenschaftliche Schreiben umranken. (Es war ganz wunderbar, dass Christian Wymanns hilfreiches Buch dann mitten im Schreibzeitraum erschien und meine Gedanken bestätigte.)

So weit, so gut. Solche Ratgeber existieren schon. Mir fehlte aber NOCH etwas Wichtiges. Nämlich:

Grund Nummer 2: die Software

Software ist heutzutage beim wissenschaftlichen Arbeiten nicht mehr wegzudenken. Manche Studierende motiviert das sehr. Andere schreckt Software ab, oder der Auswahlprozess überfordert sie, oder aber der Nutzen ist ihnen nicht vollumfänglich klar. (Mehr zu diesem Thema habe ich hier geschrieben.)

Die bisherigen Ratgeber streifen den Aspekt der Software nur am Rande, wenn überhaupt. Niemand hat sich bisher die Mühe gemacht, systematisch für Studierende die Software aufzubereiten, die für das wissenschaftliche Arbeiten hilfreich sein kann. Ich weiß mittlerweile auch, warum: Es war verdammt viel Arbeit. Für jedes Programm, das  im Buch aufgeführt ist, gibt es mindestens eines, das ich verworfen habe. Hier zeige ich Ihnen, wo ich recherchiert habe.

Meine besten Informationsquellen bei der Software-Recherche

https://101innovations.wordpress.com/ von der Universität Utrecht

https://blogs.fu-berlin.de/ideenbar/tools/ von der FU Berlin

https://edshelf.com (mit Einschränkungen, da hier auch viel für schulische Zwecke gelistet ist)

Alternative to: http://alternativeto.net/

DIRT (Digital Research Tools): http://dirtdirectory.org/

Ihnen als Lehrenden gibt Ihnen mein Buch einen guten Überblick, damit Sie Ihre Studierenden besser mit Tipps versorgen können, ohne sich selbst durch all diese Listen und Datenbanken zu wühlen.

Bitte anschnallen

Wenn Sie möchten, kommen Sie doch mit nach drüben auf www.effizient-schreiben.de. Dort erfahren Sie alles Weitere.

 

 

Studierende, verzettelt Euch!

Wie viele Ihrer Studierenden lesen eigentlich so viel wissenschaftliche Literatur, dass sie Gefahr laufen, dabei den Überblick zu verlieren?

Sollten Sie angesichts dieser Frage gerade vor lauter Lachen vom Stuhl gefallen sein, tut es mir leid. Das wollte ich nicht!

Oder kennen Sie vielleicht doch eher Studierende, die gern etwas mehr Quellen verarbeiten dürften?

Ich schätze, dass die Antwort recht eindeutig ausfällt.

Einer (!) der Gründe für die „Leseunlust“ mag darin liegen, dass die Studierenden gar nicht wissen, wie sie ihr neu angelesenes Wissen organisieren sollten. Ein Gefühl der Überforderung macht sich breit, allein schon bei der Vorstellung von Bücherstapeln und riesigen Dateiordnern mit ungezählten PDFs. Exzerpieren ist ja schön und gut, aber wohin dann mit all den Exzerpten? Eine „Lösung“ sehen viele Studierende in der Reduktion der Quellenarbeit auf das Nötigste. Damit sind sie, was die Belastung und Arbeitstechniken angeht, auf der sicheren Seite, denn einige wenige Quellen lassen sich auch ohne besondere Hilfsmittel überschauen. Ein einfaches Durcharbeiten der Texte mit Markierungen und Randnotizen funktioniert noch gut, und das Problem der Exzerpte und deren Verwaltung taucht erst gar nicht auf.

Schade!

Mit einer solchen Vermeidungshaltung nehmen sich diese Studierenden viel. Zum Beispiel die Chance, neues Wissen aufzunehmen und sich fachlich weiterzuentwickeln. Was war noch gleich der Sinn eines Studiums?

Als Lehrende sollten wir aufzeigen, wie der Umgang mit Wissen gelingen kann, so dass es eben nicht so schnell zu überfordernden und abschreckenden Situationen kommen kann. Dazu bedarf es der richtigen Methoden und Techniken, und ja, auch der richtigen Tools. Diese müssen wir den Studierenden zugänglich machen.

Selbstverständlich lassen sich Exzerpte auch handschriftlich anfertigen und anschließend in Ordnern oder Karteikästen ablegen. Wer auf diese Weise gut zurecht kommt, muss sich nicht unbedingt umstellen. Ungezählte wissenschaftliche Publikationen sind auf der Basis solcher Vorarbeiten entstanden. Luhmanns Zettelkasten ist wohl das prominenteste Beispiel für einen nicht-digitalen Wissensspeicher.

Problematisch wird es bei der Arbeit ohne Software meist nicht beim Erstellen der Exzerpte, sondern beim Wiederfinden der Inhalte („Wo stand das noch mal? Ich habe das kürzlich doch irgendwo gelesen.“). Ohne ein ausgeklügeltes System und ein jederzeit zuverlässig funktionierendes Gedächtnis sieht man da manchmal alt aus.

Zettel, überall Zettel

Was ist die Lösung? Ein digitales Notizprogramm.

Das Angebot an Notizprogrammen wächst stetig. Allerdings ist die allgemeine Software wie OneNote, Evernote usw. für das wissenschaftliche Arbeiten nur mäßig geeignet, denn ihr fehlt eine Schnittstelle zur Literaturverwaltung.

Das Programm meiner Wahl ist daher der Zettelkasten ZKN von Daniel Lüdecke, die digitale Version des guten alten Zettelkastens. Den empfehle ich auch sehr gern meinen Studierenden weiter. Von Vorteil ist, dass er kostenlos erhältlich und plattformunabhängig zu nutzen ist. Einen Nachteil hat das Programm leider auch, nämlich dass es nicht ganz so modern daherkommt: Die Nutzeroberfläche wirkt ziemlich sachlich und nicht gerade einladend, es gibt keine ergänzende App, und die Möglichkeit zur Zusammenarbeit mit anderen besteht auch nicht. (All diese Nachteile weist das herkömmliche Karteikartensystem, so nebenbei gesagt, übrigens auch auf.)

Der Zettelkasten kommt Luhmanns Arbeitsweise sehr nahe. Kurz gesagt: Mit dem Zettelkasten können Sie auf „Zetteln“ Informationen erfassen und sie mit Schlagworten sowie Verweisen und Literaturangaben versehen. Wenn Sie später mit den Zetteln weiterarbeiten wollen, lassen sich diese komfortabel suchen, nach Wunsch auf einem so genannten Schreibtisch anordnen und zu einem exportierbaren Rohtext zusammenstellen. Wer neugierig geworden ist, kann nähere Informationen auf Daniel Lüdeckes Blog und seinem YouTube-Kanal finden. (Update: Auch in meinem Buch erhalten Sie eine erste Einführung in die Nutzung des Zettelkastens. )

In einer Hinsicht ist bei der Arbeit mit dem Zettelkasten allerdings umdenken angesagt. Anstatt Ordner und Kategorien anzulegen und seine Zettel hinein zu sortieren, vergibt man für jeden Eintrag passende Schlagworte (tags). Diese Technik ist den meisten Studierenden wiederum gar nicht so fremd, weil sie sie von den sozialen Medien kennen (mehr dazu im Artikel #zitieren). Bei der Suche nach Inhalten helfen die Schlagworte und dabei ganz besonders eine bestimmte Funktion. Sie können Ihrem Zettelkasten nämlich beibringen, welche Schlagworte Sie als Synonyme verstanden haben wollen. So müssen Sie sich bei deren Vergabe nicht vorab festlegen oder gar erinnern, welche Schlagworte Sie bereits nutzen oder vor Jahren einmal verwendet haben.

Zettel zeigen

In der Vorlesung habe ich derzeit noch ein Problem. Ich will meine eigene Zettelkasten-Datenbank nicht zeigen. Das wäre mir dann doch zu persönlich, wenn alle sehen könnten, womit ich mich gerade beschäftige, wie ich formuliere und welche Schlagworte ich vergebe. Der nächste logische Schritt ist also das Anlegen einer aussagekräftigen Demo-Datenbank. Denn je weniger in so einem Zettelkasten erfasst ist, desto weniger spannend ist er leider auch. Je mehr Einträge vorhanden sind, desto besser entfaltet er seine Wirkung. Die Studierenden müssen derzeit also noch viel Vorstellungskraft mitbringen. Dennoch weiß ich von einigen, die in der Zeit zwischen zwei Vorlesungen zur Tat geschritten sind und den Zettelkasten einfach ausprobiert haben.

Wie halten Sie es mit den Zetteln? Was empfehlen Sie Ihren Studierenden?

Tools beim wissenschaftlichen Arbeiten

Unabhängig davon, welche Tools Sie selbst nutzen, wie gehen Sie mit diesem Thema eigentlich in der Lehre um? Das würde mich wirklich einmal interessieren.

Mit Tools meine ich Software für den Rechner, Apps für das Handy und die vielen Websites mit ihren Diensten. An oberster Stelle steht da beim wissenschaftlichen Arbeiten natürlich die Literaturverwaltung. Hinzu kommen Tipps und Tricks für die Textverarbeitung. Außerdem die digitale Form des guten, alten Zettelkastens. Und gerade in vermeintlichen Randbereichen wie Selbstorganisation und Zeitmanagement existieren sehr viele digitale Hilfen.

Bei der Recherche für mein Buch habe ich mich in den vergangenen Monaten intensiv mit Software im Prozess des wissenschaftlichen Arbeitens auseinandergesetzt. (An dieser Stelle ein kleiner Gruß an die jeweiligen Namensgeber der Programme und Apps. Ihr habt mich an den Rand des Wahnsinns gebracht mit Euren austauschbaren Namen und Binnenmajuskeln! Ein Beispiel: Kanbanchi, Kanbanik, Kanboard, KanbanTool und KanbanFlow, wer soll das bitte auseinanderhalten? Für Mindmapping-Programme gilt es analog.)

Hatte ich das Buch hier auf dem Blog schon einmal richtig erwähnt? Im ersten Quartal 2017 erscheint es – es wird der erste Ratgeber zum wissenschaftlichen Arbeiten, der den Software-Aspekt ausführlich beleuchtet.

Geeks and nerds vs. DAUs

Bei den technikaffinen Studierenden rennt man mit solchen Themen natürlich offene Türen ein. Die Tools versprechen eine Arbeitserleichterung und lösen Begeisterung aus. Allerdings ist der Anteil dieser Studierenden nach meiner Erfahrung überraschenderweise gar nicht so hoch. Wo sind die all die Digital Natives?

Bei den DAUs hingegen, die noch den Knopf zum Anschalten des Laptops suchen, wird es problematisch. Die Vorbehalte sind einfach sehr groß: Man muss sich erst einmal lange und umständlich einarbeiten; die Technik erstickt jede Kreativität im Keim; und schließlich besteht die Gefahr, dass mit einem Klick alles weg ist. Diese Vorbehalte wollen erst einmal entkräftet sein, bevor die inhaltliche Auseinandersetzung beginnen kann.

Didaktischer Ansatz?

Beim Thema Tools habe ich noch keinen Weg für die Lehre gefunden, der mich richtig zufriedenstellt. Noch habe ich kein Mittel, wie ich mit den sehr unterschiedlichen Voraussetzungen bei den Studierenden umgehen kann. Da sind zum einen die erwähnten persönlichen Vorlieben und Vorkenntnisse. Zum anderen gibt es da ja auch noch ein technisches Problem, die unterschiedlichen Betriebssysteme und die Frage der Kompatibilität. Auch möchte ich nicht, dass die Lehrveranstaltung zu einer Softwareschulung wird oder wie die Demo eines Software-Verkäufers anmutet.

Momentan gestalte ich es so, dass ich zuerst ganz allgemein über Auswahlkriterien bei der Softwaresuche spreche. Damit sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, im Fall der Fälle kluge Entscheidungen zu treffen. Ausgewählte Tools demonstriere ich kurz, andere erwähne ich an den passenden Stellen nur.

Aber bald wird es ja leichter. Dann stelle ich mich in der Vorlesung vorne hin und sage einfach „Kauft! Mein! Buch!“ – Nein, natürlich mache ich das nicht. Was habe ich das gehasst bei so manchem Professor während meines Studiums!

Zu guter Letzt möchte ich noch ein bisschen Prophylaxe betreiben. Falls der Eindruck entstanden sein sollte, ich würde Software für das Allerwichtigste beim wissenschaftlichen Arbeiten halten: Die wichtigste Software ist und bleibt immer noch das Gehirn.

brain

(Die abgebildete Website kann ich übrigens nur empfehlen. Auf alternativeto.net können Sie bei Bedarf nach Ersatz für Ihre bisherigen Softwarelösungen suchen.)

Und jetzt stelle ich noch einmal meine Frage vom Anfang des Artikels, in der Hoffnung auf Antworten:

Wie gehen Sie mit dem Thema „Tools beim wissenschaftlichen Arbeiten“ in der Lehre um? Und: Wollen Sie dem Thema überhaupt Zeit schenken?