Fröhlich, Melanie, Christiane Henkel und Anna Surmann (2017): Zusammen schreibt man weniger allein – (Gruppen-)Schreibprojekte gemeinsam meistern. Opladen und Toronto: Verlag Barbara Budrich (UTB).
Preis: 12,99 Euro
Den Überblick über den Inhalt finden Sie aufgrund seines großen Umfangs am Ende des Artikels.
Fröhlich/Henkel/Surmann: Raus aus dem stillen Kämmerlein
Schreiben in der Gruppe – die einen lieben es, die anderen hassen es. Das Buch bietet seiner Leserschaft drei Zugänge zur Thematik: über theoretische Ausführungen zum Prozess des Schreibens, über praktische Übungen und über vier Szenarien mit jeweils einem fiktiven Fall (Philipp gründet eine autonome Schreibgruppe, Esma und Jule verfassen ihre Abschlussarbeit zu zweit, Alberto muss eine Gruppenhausarbeit verfassen und Svetlana besucht begleitend zu ihrem Schreiben ein Bachelor-Kolloquium). In den vier großen Kapiteln – „Einführung“, „Anlässe“, „Prozesse“ und Praxisteil –werden diese Fälle an den passenden Stellen immer wieder herangezogen. Durch diesen Aufbau sollte der Einstieg in das Schreiben in der Gruppe nicht nur für die, die es sowieso lieben, möglich sein, sondern auch für die, die es (noch) hassen.
Die Autorinnen Melanie Fröhlich, Dr. Christiane Henkel und Anna Surmann befassen sich beruflich intensiv mit Peer Learning. Somit flossen viele wertvolle Erfahrungen in das Buch ein: Wie können Studierende beim Schreiben ihrer Arbeiten miteinander und voneinander lernen? Macht das Schreiben außerhalb des stillen Kämmerleins vielleicht sogar Spaß?
Das Buch ist nicht als eigenständige Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten zu verstehen, sondern eher als Ergänzung zu nutzen. Oder, andersherum betrachtet: Viele der Übungen lassen sich auch hervorragend für nicht-wissenschaftliche Texte einsetzen.
Sehr viel und an einer Stelle etwas zu wenig
Das Buch als solches ist mit seinen 116 Seiten eher schlank. Das dazugehörige Online-Material wiederum ist mit 46 Seiten relativ umfangreich und ergänzt den Praxisteil mit zusätzlichen Übungen. Diese sind durch ihren einheitlichen Aufbau und acht Leitsymbole sehr übersichtlich gestaltet. Besonders gefreut hat mich, dass auch psychologische Themen Beachtung finden, wie zum Beispiel Schreibzweifel (S. 87 f.).
Elektronische Tools dürften durchaus ausführlicher thematisiert werden. Sicher ist meine Sicht auf das Thema „Software beim wissenschaftlichen Arbeiten“ nicht ganz neutral. Dennoch denke ich, dass es nicht nur Studierenden im Fernstudium oder im dualen Studium, sondern etwa auch solchen mit Nebenjobs und anderen Verpflichtungen häufig Probleme bereitet, sich in angemessener Frequenz persönlich zu treffen, um mit ihren Schreibprojekten voranzukommen. Hier wäre es sicher hilfreich, alternative Wege der Zusammenarbeit stärker zu gewichten.
Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?
Dieses Buch dürfen Sie ohne Bedenken allen empfehlen, die gemeinsam Texte schreiben wollen oder müssen. Durch die vier verschiedenen Szenarien sind die verschiedenen Ausgangslagen sehr gut abgedeckt, und alle Schreibenden werden sich gut wiederfinden. Die Übungen lassen sich ohne Vorkenntnisse durchführen und eignen sich daher auch sehr gut für Studierende in den Anfangssemestern. Fortgeschrittene Studierende finden sicherlich auch nützliche Ansätze für die Optimierung ihrer Arbeitsweise.
Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?
Auch in der Lehre lassen sich viele der Übungen sehr gut einsetzen. Selbst wenn die Studierenden in Ihrer Veranstaltung gar keine Texte in einer Gruppe schreiben, reduzieren Sie durch die Übungen die Zentrierung auf sich als Lehrperson und können die Studierenden eigenständig und im Sinne des Peer Learning arbeiten lassen.
Ein weitere Plus: Sie selbst profitieren möglicherweise für Ihre eigenen Gruppen-Schreibprojekte, wie etwa gemeinschaftliche Publikationen.
Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung – So können Sie dieses Buch nutzen
2 Anlässe für gemeinsames Schreiben: Szenarien
2.1 Autonome Schreibgruppe
2.2 Abschlussarbeit zu zweit
2.3 Gruppenhausarbeit
2.4 Schreiben im Seminar
3 Prozesse in gemeinsamen Schreibprojekten
3.1 Projektplanung und Zusammenarbeit
3.1.1 Projekte planen, überwachen und steuern
3.1.2 Einzel- und Zusammenarbeit organisieren
3.1.3 Gruppentreffen moderieren
3.1.4 Risiken der Zusammenarbeit entgegenwirken
3.1.5 Chancen von Zusammenarbeit nutzen
3.2 Schreibprozess und Selbstorganisation
3.2.1 Schreibstart: Ins Denken, Arbeiten, Schreiben kommen
3.2.2 Themenfindung und inhaltliche Planung
3.2.3 Literatur suchen, finden und auswerten
3.2.4 Strukturieren und einen roten Faden entwickeln
3.2.5 Textfeedback
3.2.6 Überarbeitung und Endredaktion
4 Praxisteil
4.1 Projektplanung
4.1.1 Startschuss für Schreibprojekte
4.1.2 Balkendiagramm und Klebezettel-Kalender
4.1.3 Kanban-Board
4.1.4 Moderationsplan für Arbeitstreffen
4.1.5 Moderationsplan für gemeinsame Schreibzeit
4.1.6 Sprechstundengespräche vorbereiten
4.1.7 Auswertungsgespräch
4.2 Zusammenarbeit konstruktiv gestalten
4.2.1 Probleme lösen, Entscheidungen treffen
4.2.2 Checkliste: Probleme in der Gruppe lösen
4.2.3 Synergie-Check
4.3 Schreibstart: Ins Denken, Arbeiten und Schreiben kommen
4.3.1 Arbeits- und Schreibjournal
4.3.2 Inkshedding: Freewriting in der Gruppe
4.3.3 Schreibstrategien
4.3.4 Schreiborte und Schreibzeiten
4.3.5 Schreibblockaden lösen
4.3.6 Schreibzweifel überwinden
4.3.7 Auswerten und motiviert weiterarbeiten
4.4 Themenfindung und inhaltliche Planung
4.4.1 Themenklärung und Aushandlung in Gruppen
4.4.2 Clustering
4.4.3 Themenklärung im Gespräch
4.5 Literatur: Suchen, Finden und Auswerten
4.5.1 Literatur auswählen
4.5.2 Exzerpiertabelle
4.5.3 Texte gemeinsam besprechen
4.6 Strukturieren und einen roten Faden entwickeln
4.6.1 Mindmapping
4.6.2 Strukturieren mit Karten
4.6.3 Denkbilder
4.7 Textfeedback
4.7.1 Textfeedback mit Zeichen
4.7.2 Beschreibendes Textfeedback
4.7.3 Textentwürfe überarbeiten
4.7.4 Feedbackrundlauf
4.8 Überarbeitung und Endredaktion
4.8.1 Schrittweise überarbeiten
4.8.2 Redaktionssitzung
4.8.3 Wissenschaftssprache überprüfen