Hell: Soll ich? Soll ich nicht?

Hell: Soll ich? Soll ich nicht?

 

Hell, Silke (2017): Soll ich promovieren? Voraussetzungen, Chancen, Strategien. München: Vahlen.

24,90 Euro


Inhaltsübersicht

1 Soll ich promovieren?

2 Wer promoviert?

3 Wesen und Formen der Promotion

4 Promotion mit Kind(ern)

5 Die berufsbegleitende Promotion

6 Grundsätzliches zur Themenfindung

7 Grundsätzliches zur Wahl eines Betreuers

8 Kontaktaufnahme und Bewerbung

9 Finanzierung einer Promotion durch ein Individualstipendium

10 Karriere mit Doktortitel

11 Tipps und Tools

 

Hell: Soll ich? Soll ich nicht?

„Soll ich promovieren?“ Mit dieser Frage sehen sich doch einige Studierende konfrontiert, wenn sie ihren Abschluss in der Tasche haben. Da kann es nicht schaden, wenn wir Lehrenden eine einschlägige Buchempfehlung zur Hand haben. Bietet Silke Hells Ratgeber alles, was wir uns dafür wünschen?

Vor mir liegt ein 322 Seiten starkes Buch, das Cover klassisch gestaltet mit Säule, Bücherstapel und Doktorhut. Da kann die Antwort auf die eingangs gestellte Frage eigentlich nur noch Ja lauten, denke ich mir. Nach der Lektüre der elf Kapitel sehe ich das anders. Denn der Ratgeber hilft tatsächlich bei einer ergebnisoffenen Betrachtung.

Silke Hell ist zunächst einmal Psychologin, aber auch Karriereberaterin, Coach und Trainerin für NachwuchswissenschaftlerInnen, Studierende sowie Fach- und Führungskräfte. All das merkt man dem Buch an: Wir steigen ein mit dem Ergründen der individuellen Motivation für die Promotion und arbeiten uns vor bis zur Bewerbung. Hells Expertise und auch ihre Verbindung zu den Bewerbungsexperten Hesse und Schrade wird deutlich, wenn sie etwa über Auswahlgespräche schreibt.

Auch ein wenig Hintergrundwissen („Wer promoviert?“ in Kap. 2) darf in dem Buch nicht fehlen. Danach wird es wieder praxisorientierter. In Kapitel 3 („Wesen und Form der Promotion“) ist zu lesen, welche Varianten beim Promovieren denkbar sind und wie man sich selbst die passenden Rahmenbedingungen schafft. Besondere Lagen („Promotion mit Kind(ern)“ in Kap. 4 und „Die berufsbegleitende Promotion“ in Kap. 5) finden auch ihren Platz. Ab Kapitel 6 geht es dann an die Umsetzung in die Tat: Themenfindung, Betreuersuche, Bewerbung und Ausblick auf die Karriere danach (inklusive dem sehr interessanten Abschnitt zur Frage, ob einem die Promotion eigentlich auch schaden kann). Kapitel 11 rundet mit „Tipps und Tools“ das Buch ab.

Variatio delectat

(Ja, ich hatte mal Latein.) Abwechslung erfreut beim Lesen. Das gilt so ziemlich immer und scheint auch das Motto für den vorliegenden Ratgeber gewesen zu sein. Der Text ist gespickt mit den unterschiedlichsten Formaten der Informationsvermittlung: Checklisten, Übersichten in tabellarischer Form, Linklisten, kommentierte Stellenanzeigen, Interviews und Erfahrungsberichte, und wahrscheinlich habe ich bei dieser Aufzählung noch die Hälfte vergessen.

De gustibus non est disputandum

(Richtig, heute ist der Tag der lateinischen Zwischenüberschriften.) Zwei, drei Kleinigkeiten sind mir beim Lesen negativ aufgefallen, aber über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.

Den Titel des Buches halte ich für etwas irreführend, denn das Buch leistet viel mehr als „nur“ die Hilfe bei der initialen Entscheidung. Allerdings – und das ist viel wichtiger – trifft der Titel dann doch wieder den Nagel auf den Kopf. Denn die so simple Frage „Soll ich promovieren?“ ist nun einmal der Ausgangspunkt aller Überlegungen und beinhaltet alle nachfolgend behandelten Aspekte.

Für überflüssig halte ich persönlich die eine oder andere der insgesamt 48 Abbildungen (z. B. weil sie sehr simple Sachverhalte visualisieren) sowie einzelne Ausführungen zum Aufbau des Fachvortrags in Kapitel 8. Es geht mir zu weit, hier auch noch die klassischen Argumentationsmuster und die Verständlichmacher von Schulz von Thun zu integrieren.

Summa summarum

Bei „Soll ich promovieren?“ handelt es sich nicht um eine Anleitung, wie man am besten eine Doktorarbeit schreibt, sondern eine für alle Schritte davor. In der Phase der Entscheidungsfindung und Bewerbung erhält man hier hilfreiche und praxisorientierte Tipps. Durch die verschiedenen Formen, in denen der Inhalt präsentiert wird, wird das Buch außerordentlich abwechslungsreich und angenehm zu lesen.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Eine Zielgruppe liegt nahe: alle, die promovieren möchten, sich aber noch nicht endgültig entschlossen haben. Diese Personen lesen das Buch mit großem Gewinn, weil sie neben handfesten Informationen auch Reflexionsfragen für Ihre Entscheidung an die Hand bekommen. So ähnlich formuliert die Autorin den Anspruch auch selbst: „Dieser Ratgeber soll Sie einerseits ermutigen, aktiv zu werden, und andererseits Ihnen die Entscheidung erleichtern, ob und wie Sie promovieren wollen.“ (S. 12)

Eine zweite Zielgruppe sehe ich in jenen Studierenden, die aus den vermeintlich falschen Gründen promovieren wollen. Sie können ihre Idee mithilfe des Buches prüfen.

Was bringt das Buch für den Einsatz in der Lehre?

Für die Lehre ist das Buch nicht konzipiert. Sicher, als Lehrende können Sie mit den Checklisten beispielsweise in einem Workshop gut eine Reflexion anleiten. Vermutlich werden Sie das Buch allerdings den Betreffenden eher zur Lektüre empfehlen, als dass Sie direkt damit arbeiten.


Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!