„Forschen heißt für mich …“ – mit Bildern die verschiedenen Vorstellungen zeigen

Zum Semesterbeginn nutze ich als Einstieg in eine Lehrveranstaltung zum wissenschaftlichen Arbeiten gern Bilder. Ich frage die Studierenden, was Forschen eigentlich für sie bedeutet und mit welchem Bild oder Symbol sich das am besten ausdrücken lässt.

Wie geht’s?

Der Ablauf ist denkbar simpel und genauso einfach wie im Eingangssatz beschrieben.

Schritt 1: Passende Bilder zum Thema „Forschung“ finden

Ich starte mit einer kurzen Einführung und gebe den Studierenden dann ein paar Minuten Zeit, um sich Gedanken zu machen und Bilder, die sie mit dem Thema „Forschung“ verbinden, zu suchen oder aber auch selbst zu erstellen. Zehn Minuten reichen erfahrungsgemäß aus.

In Präsenzveranstaltungen bringe ich meist meinen Kartensatz mit. Dabei handelt es sich um einen Kartensatz, der sonst im Coaching eingesetzt wird und der verschiedenartige Bilder enthält. So etwas meine ich:

Sechs Karten, auf denen verschiedene Fotomotive dargestellt werden, die zum Thema Forschen passen

Solche Kartensätze findet man unter den Stichwörtern „Kartenset“, „Coachingkarten“ oder „Bildkarten“ oder kann sie bei Bedarf individuell aus eigenen Fotos herstellen, wenn man genügend symbolträchtige Szenen aufgenommen hat.

Handelt es sich um eine Online-Veranstaltung suchen die Studierenden im Internet oder ihrer privaten Fotosammlung und posten ihr Bild z.B. auf einem Padlet.

Mischformen sind ebenfalls denkbar. So könnten Sie in einer Präsenzveranstaltung beide Herangehensweisen kombinieren, indem Sie den Kartensatz auslegen, aber dennoch die Ergebnisse auf einem Padlet festhalten lassen. Dann müssten Studierende, die eine physische Karte wählen, diese fotografieren und online einbinden, was schnell zu erledigen ist.

Ergebnisse einer Fotosammlung auf Padlet

Für dieses Beispiel habe ich einen Auszug gewählt, in dem nur Bilder zu sehen sind. Üblicherweise schreiben die Studierenden noch ein paar Wörter zum ausgewählten Bild und kommentieren die Beiträge der anderen.

Selbstverständlich können Sie es, egal welcher Variante genutzt wird, den Studierenden auch freistellen, selbsterstellte Skizzen einzubringen. Das geht sowohl online als auch offline.

Schritt 2: Gemeinsames Betrachten und Würdigen der Beiträge

Wenn alle „ihr“ Bild gefunden und bereitgestellt haben, lassen wir die Galerie einen Moment auf uns wirken und kommen anhand der Bilder ins Gespräch über Wissenschaft und Forschung.

Gesamteindruck:

  • Welche Motive treten gehäuft auf?
  • Welche stechen heraus?
  • Möchte jemand noch eine verbale Erläuterung zum eigenen Beitrag ergänzen?

Einzelne Motive:

  • Was sagt ein bestimmtes Motiv aus?
  • Welche Vorstellungen von Wissenschaft und vom Forschungsprozess stecken dahinter, und wozu führt das?
  • Was ist das Gute daran, was wirkt eher hinderlich?

Auch bei den vermeintlich selbsterklärenden Bildern wie dem eines steinigen Wegs, einer Treppe oder eines Schlüssels lohnen sich ein genauerer Blick und das Nachfragen. Vielleicht war ja etwas Anderes gemeint? Bei Bildern, deren Bedeutung nicht auf der Hand liegt, wird es dann spannend: Was hat ein sichtlich mitgenommener Fußballer mit Forschen zu tun? Drückt das Teamgeist aus? Oder Siegeswillen? Oder Zähigkeit? Oder war der Umgang mit Sieg und Niederlage gemeint? Von allem ein bisschen was?

Manchmal ergeben sich auch inhaltliche Bezüge, so dass man auf die folgenden Lehrveranstaltungen im Semesterverlauf verweisen kann. Etwa könnte sich herausstellen, dass jemand mit dem Bild speziell den Umgang mit Literatur oder das Zitieren gemeint hat und gar nicht das Forschen insgesamt. Dann ließe sich auf die entsprechenden Termine verweisen.

Wenn Sie mögen, können Sie auch noch Ihre persönliche Sicht auf Wissenschaft und Forschung in Form eines ausgewählten Bildes einbringen. Achten Sie in dem Fall ganz besonders darauf, dass dies nicht als Musterlösung missverstanden wird. Gerade sehr junge Studierende kommen oft mit dem Gedanken an die Hochschule, dass es immer „die eine richtige Lösung“ für eine Frage geben muss. Betonen Sie an der Stelle noch einmal, wie positiv es ist, dass eine Vielfalt an Bilder zusammengetragen wurde und dass Forschungsprozesse unterschiedlich verlaufen und wahrgenommen werden können.

Schritt 3: Dokumentation

Ich halte das Ergebnis in Form eines Fotos oder Screenshots fest und binde es in meine Upload-Materialien ein, die die Studierenden im Nachgang von mir erhalten.

Meine Erfahrungen mit dieser Übung

In drei Punkten möchte ich meine Erfahrungen zusammenfassen.

Bereitschaft der Studierenden

Bisher haben alle Gruppen, in der ich diese Übung durchführen wollte, mitgemacht – und soweit ich das einschätzen kann, auch gern. Das Suchen der Bilder macht Spaß; irgendwas Gutes, Treffendes und manchmal sogar Lustiges findet man immer. Auch das Betrachten der fremden Bilder macht Spaß, denn es gibt einen persönlichen Eindruck von den Mitstudierenden (wobei man natürlich sehr gut steuern kann, wie viel man preisgibt).

Der Wortlaut der Frage

Warum frage ich eigentlich nach „Forschen“ und nicht nach „wissenschaftlich arbeiten“?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass bei der Frage nach dem wissenschaftlichen Arbeiten die Antworten (gerade bei Studienanfänger:innen) tendenziell auf Zitieren und formale Aspekte hinauslaufen und die Erkenntnisgewinnung als solche keine Rolle spielt. Um dem entgegenzuwirken und den Blick zu weiten, frage ich nach dem Forschen. Interessanterweise tauchen überproportional Bilder von Laborkitteln auf, und zwar auch in Nicht-Labor-Studiengängen. Dass „echtes Forschen“ nicht bedeuten muss, Experimente in Laboren durchzuführen, kann man bei dieser Gelegenheit gut ansprechen.

Verwendete Bilder

Eine Anmerkung noch zur Frage „Kartensatz vs. freie Bildersuche“: Eine vorgefertigte Auswahl beschränkt die Studierenden natürlich und Aspekte des Forschens, die „außerhalb des Kartensatzes“ liegen, haben es schwer. Im anschließenden Gespräch lassen sich aber auch diese integrieren, z.B. durch die Nachfrage „Was hätten Sie gern gewählt, wenn es die entsprechende Karte gegeben hätte?“

Bei der Bildersuche im Internet begnügen sich manche mit den ersten Treffern, die sie mit dem Suchbegriff „Forschung“ erhalten. Das führt dann zu einer eher langweiligen und unpersönlichen Bildwand. Auch das lässt sich im Gespräch gut abfangen. Manchmal erzähle ich dann beispielsweise von früheren Gruppen und deren Bildauswahl und frage, was diese Studierenden wohl bewogen haben mag, gerade diese Bilder zu wählen.

Alternative Einsatzmöglichkeiten für die Übung

Die Methode lässt sich nicht nur zu Beginn des Semesters, sondern auch zu anderen Zeitpunkten einsetzen. Sie eignet sich hervorragend, um sich über die verschiedenen Vorstellungen von Wissenschaft und Forschung auszutauschen. Das kann nicht nur zu Beginn des Bachelor-Studiums, sondern auch später – eigentlich immer – sinnvoll sein, um Fehlannahmen aufzudecken und über unterschiedliche Vorstellungen besser ins Gespräch zu kommen. Gerade wenn, wie z.B. im Fall von Promovierenden, die Teilnehmenden auch schon selbst in der Lehre tätig sind, ist das hilfreich, um zielführendere Vorstellungen aufzubauen oder zumindest neben die negative Sicht zu stellen.

Beispiel: Ein Doktorand hat das Bild vom Boxkampf gewählt (Assoziationen: sich eine blutige Nase holen, sich durchschlagen, das Gegenüber bezwingen). Ist das sein einziges Bild vom wissenschaftlichen Arbeiten, wird er die Studierenden kaum zu Kooperation inspirieren. Dies wäre beispielsweise eine Voraussetzung für Peer-Feedback. Hier würde ich also zum einen fragen, ob und wenn ja welche positiven Aspekte das Boxen mit sich bringt. Vielleicht finden sich ja dabei auch Anknüpfungspunkte in Richtung „Kooperation“. Zum anderen würde ich versuchen herauszubekommen, welche positiven Erfahrungen der Doktorand selbst mit Kooperation in der Forschung gemacht hat und in welchem Bild er diese fassen kann.

Fazit

Auch mir als Dozentin gefällt diese Übung sehr gut. Sie ist abwechslungsreich und so etwas wie eine kleine Wundertüte. Denn ich weiß nie, welche Bilder gewählt werden und welche Assoziationen die Studierenden dazu haben. Die Übung fordert mich, weil ich im Gespräch alle zur Geltung kommen lassen und gleichzeitig ungünstigen Denkmustern sanft entgegenwirken möchte.

Ein weiteres Plus: Im Semesterverlauf kann ich zum passenden Zeitpunkt – also wenn wir uns mit den jeweiligen Aspekten des Forschungsprozesses beschäftigen – wieder an die Bilder erinnern und darauf Bezug nehmen. Die Übung ist im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich und daher einprägsam für alle Beteiligten.

Beautiful questions

Brauchen Sie eine alternative Lehrmethode für „die Basics“ der Lehrveranstaltung Wissenschaftliches Arbeiten? Für die Dinge, die Sie den Studierenden einfach immer erst einmal erklären müssen, bevor Sie tiefer einsteigen wollen?

In diesem Artikel möchte ich Ihnen eine Methode an die Hand geben, mit der Sie solche grundlegenden Inhalte auf eine gewinnbringendere Art behandeln können. Denn mal ehrlich: Oft nehmen die Studierenden diese doch gar nicht richtig auf, wenn Sie Ihre Folien durchgehen. Später im Semester, wenn Sie darauf zurückgreifen wollen, ist nichts da. Vielleicht war es nie da. Vielleicht haben die Studierenden die Inhalte auch einfach an sich vorüberziehen lassen.

Ich halte es in den meisten Fällen für zielführender, wenn die Studierenden sich auch (oder gerade) solche Inhalte aktiv erarbeiten. Das bringt mehrere Vorteile mit sich, die ich am Ende des Artikels resümiere.

Ok, Ärmel hochkrempeln und los geht’s.

Die Methode der „Beautiful questions“

Nehmen wir einmal die Kriterien von Wissenschaftlichkeit als Beispiel. Diese werden typischerweise eher zu Beginn der Lehrveranstaltung thematisiert. Ich meine so etwas wie akademische Redlichkeit, Nachvollziehbarkeit usw. Der entsprechende Lehrvortrag ließe sich unterschiedlich lang ausgestalten. Wenn Sie kurz und knackig einfach nur einen ersten Überblick geben wollen, sind Sie nach wenigen Minuten fertig. Sie könnten auch eine komplette Einheit zu diesem Thema monologisieren. Aber, das Problem: siehe oben. Wer erinnert sich dann Wochen später noch daran?

Den Ausdruck „Beautiful questions“ habe ich übrigens in Swantje Lahms „Schreiben für die Lehre“ (2016 bei UTB) kennengelernt. Dort wird er nach Ken Bain (2004) ebenfalls für Fragen verwendet, die zum Denken anregen. Allerdings stellen dort die Lehrenden die Fragen.

Wie Sie vorgehen

Pro Kriterium von Wissenschaftlichkeit benötigen Sie ein Kärtchen, auf dem auf der Vorderseite das Kriterium nur genannt („Akademische Redlichkeit“) und auf der Rückseite in ein bis zwei Sätzen erläutert wird. Es bietet sich an, die Kärtchen zu laminieren, wenn Sie sie mehrfach einsetzen möchten.

Die Studierenden bilden Gruppen von nicht mehr als 5 Personen. Bei sehr großen Kursen vergeben Sie einfach jede Karte doppelt.

Als Arbeitsauftrag erhalten die Studierenden zum Beispiel das:

Die Erarbeitungsphase dauert etwa 15 Minuten.

Für die anschließende Plenumsphase sollten Sie mindestens 60 Minuten einplanen. Danach ist sicher eine Pause nötig, denn die Aktivität ist doch anstrengend bzw. für einige auch ermüdend. Schließlich muss sehr viel neuer Inhalt aufgenommen und mental einsortiert werden. Das Hin und Her in der Diskussion benötigt ein gewisses Maß an geistiger Flexibilität.

Kärtchen für Kärtchen (die Reihenfolge ist dabei egal) stellen die Gruppen ihr Kriterium vor und richten ihre „most beautiful question“ an das Plenum. Die Gruppe selbst moderiert die Diskussion. Sie als Lehrperson tragen Ihre reiche Erfahrung zur Diskussion bei.

Wie Sie die Ergebnisse sichern können

Ermuntern Sie die Studierenden zum Mitschreiben.

Sammeln Sie nach Ende der Diskussion die „Beautiful questions“ aller Gruppen ein bzw. lassen Sie sie sich zusenden und geben Sie an den Kurs zurück (über die Campus-Plattform oder per E-Mail).

Stellen Sie den Studierenden eine Übersicht aller Kriterien von Wissenschaftlichkeit zur Verfügung, also eine Zusammenfassung aller Kärtchen entweder als eine Folie in Ihrem Foliensatz oder als nachträgliches Handout.

Was bringt‘s?

Die Vorteile der „Beautiful questions“ in der Lehrveranstaltung Wissenschaftliches Arbeiten:

  • Die Studierenden sind aktiver und erinnern sich besser an die Inhalte.
  • Die Studierenden erleben das Fragen als wichtiges Element des wissenschaftlichen Arbeitens.
  • Die Studierenden erleben, dass sie wortwörtlich in Frage stellen dürfen, was eine Lehrperson sagt oder schreibt. Widerspruch ist erlaubt und sogar ausdrücklich erwünscht.
  • Sie als Lehrperson erfahren viel über den Wissenstand und die Denkweise der einzelnen Studierenden.
  • Sie verfügen nach der Einheit über eine ordentliche Anzahl an Fragen, die Sie im Verlauf des Kurses einsetzen können, wenn Sie zu verwandten Themen kommen.
  • In nachfolgenden Kursen können Sie gezielt die eine oder andere Frage für ein Freewriting, eine Diskussion, ein Seminarpaper verwenden.

Der große Nachteil:

  • Es dauert sehr viel länger, die Kriterien von Wissenschaftlichkeit so zu erarbeiten, als sie einfach nur vorzutragen und zu erläutern.

Die gute Nachricht: Die Zeit holen Sie später wieder rein. Sie haben einen reichen Fundus an Diskussionsansätzen und -äußerungen, auf die Sie im Verlauf der Veranstaltung zurückgreifen können – sei es als Einstieg in ein Unterthema oder als Verweis auf bereits Besprochenes.

Probieren Sie es einfach aus!

 

 

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Was können Sie als Lehrende tun, damit Ihre Studierenden das Schreiben lernen?

Ein Gastbeitrag von Christina Hollosi-Boiger

 

Was können Sie als Lehrende tun, damit Ihre Studierenden das Schreiben lernen?

Als Schreibtrainerin beschäftige ich mich mit dieser Frage schon lange:

Seit 2011 unterrichte ich Schreiben an verschiedenen Hochschulen, Institutionen, Organisationen in Österreich mit ganz unterschiedlichen Teilnehmer*innen (diverse Muttersprachen, Schreib-Erfahrungen, Ausbildungshintergründen, …).

Ich frage vor und in jedem einzelnen Kurs nach den Gelingensbedingungen für Schreiben – und was ich als Lehrende bzw. Workshopleiterin dazu beitragen kann.

 

Ich gebe Andrea im Blogbeitrag vom 20.03.2016 Recht: Schreiben lässt sich nicht lehren!

Doch: Als Lehrende kann ich Lern-Impulse setzen und für jene Bedingungen sorgen, in denen Teilnehmer*innen eigenständig zu Lern-Ergebnissen kommen. Diesen Mix aus Lern-Impulsen und Gelingensbedingungen kann ich als Schreib-Lehrende beeinflussen – und somit flexibel an die Teilnehmer*innen anpassen.

Dazu ist es natürlich wichtig, eine Übersicht über die komplexen Handlungsfelder des Schreibens zu haben. Das Modell der situativen Schreibfelder bietet Lehrenden und Lernenden eine Orientierung über die Themen und konkreten Schreibhandlungen, die in Bezug auf das Schreiben und den Text besprochen und angeregt werden können – und im Folgenden möchte ich Ihnen dieses Modell kurz vorstellen:

Die Schreibfelder

Felder des Schreibens

In der Schreiblehre kann zum Beispiel die Text-Entstehung, der Weg des Textes, der Schreibprozess (Schreibfeld A) besprochen werden. Dieses Handlungsfeld bezeichnet die einzelnen Phasen des Schreibprozesses, von der Ideenfindung über die Konzeption über mögliche Zwischentexte bis zu Finaltext. Auch der Weg des Textes (welche Stationen oder Hände er durchlaufen muss), die Meilensteine, die möglichen Stolpersteine – all das kann in Bezug auf dieses Schreibfeld thematisiert werden.

Hilfreich auf diesem Weg können Schreibtechniken und Schreibstrategien (Schreibfeld B) sein, ebenso wie die Analyse der Infrastruktur des Schreibens (Schreibfeld C), die den Schreib-Ort, die Schreib-Zeit, das Schreib-Material und die Umgebung der Schreibenden einschließt.

Damit rückt die schreibende Person (Handlungsfeld D) in den Fokus, was sich in spezifischen Fragestellungen, wie „Wie stehe ich persönlich zu dem Geschriebenem?“, „Wo und wie darf ich im Text vorkommen bzw. darf ich das Wort „Ich“ schreiben?“, auch „Wie geht es mir beim Schreiben?“

Andere Personen (Handlungsfeld E), die in Beziehung mit dem eigenen Schreiben stehen (z.B. Betreuende bei wissenschaftlichen Abschlussarbeiten oder Kolleg*innen bei einem kollaborativen Schreibprojekt), können dies ebenso beeinflussen wie bisherige Aneignungserfahrungen des Schreibens (Handlungsfeld F). Die Aneignung des Schreibens, der Erwerb verschiedener Schreibstrategien und das Lernen des Feldes „Schreiben“ können z.B. reflexiv betrachtet werden – um daraus neue, individuell passende Strategien zu modellieren.

Aus diesem Feld können auch gelungene Beispiele (Handlungsfeld O) generiert werden oder umgekehrt: Die Orientierung an gelungenen Beispielen kann Sicherheit beim Erlernen des Schreibens bieten.

 

Direkt im Text sichtbar sind die inhaltliche Ebene des Textes (Handlungsfeld I), die strukturelle Ebene des Textes (Handlungsfeld J) und die sprachliche Ebene des Textes (Handlungsfeld K). Diese Ebenen sind stark von den konkreten Anforderungen an den Text (Handlungsfeld L) abhängig, die die Textsorte, das Kommunikationsmedium oder die professional community vorgeben.

Die Sichtbarkeit des Textes (Handlungsfeld M) bezeichnet dabei den Veröffentlichungsgrad des Textes und die intendierte Zielgruppe, die Kommunikationssituation (Handlungsfeld N) bettet den Text in einen größeren Zusammenhang ein, der auch die intendierte Wirkung betrachten kann.

Die Rahmenbedingungen des Textes (Handlungsfeld O) bringen Implikationen für das Schreiben und den Text mit ein, wie etwa die für das Schreiben & Überarbeiten zur Verfügung stehende Zeit, Auftraggeber*innen mit außertextlichen Interessen oder die multimodale Nutzung des Textes.

 

Die einzelnen Handlungsfelder sind keine singulären, in sich geschlossenen Felder – sie hängen miteinander zusammen: Manche Schreibstrategien bedingen zum Beispiel besonders gut strukturierte Texte. Oder vorhandene Beispiele beeinflussen die schreibende Person. Manche von diesen Zusammenhängen sind bereits gut erforscht, andere werden in der aktuellen schreibdidaktischen Literatur kaum beachtet.

Das bringen die Schreibfelder im Lehralltag:

Auf Basis dieses Modells der situativen Schreibfelder, können Sie nicht nur flexibel im Lehralltag reagieren, sondern agil mit Teilnehmer*innen interagieren:

 Vorbereitung, Planung, und Gestaltung von Schreib-Lehr-Settings

Schreib-Lehr-Settings können durch das Modell der situativen Schreibfelder auf einfache Weise teilnehmer*innen- und somit lernenden-orientiert vorbereitet, geplant und gestaltet werden. Denn das Modell kann bei Operationalisierung von Lernzielen genutzt werden, zum Beispiel beim Lernziel „Die Teilnehmer*innen sind nach der Absolvierung in der Lage, eigenständig ein Exposé für eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen“.

Wenn Sie dieses Lernziel umsetzen möchten, haben Sie unzählige Möglichkeiten, diesen Inhalt „Exposé schreiben“ mit verschiedenen Lernformen umzusetzen. Wahrscheinlich machen Sie das nach bestem Wissen und Gewissen, mit Hilfe der vorhandenen Unterlagen aus vorigen Semestern, auf Basis von Fachliteratur etc. Sie zeigen dabei vielleicht auch in Form einer Übersichtsliste auf, welche Themen Sie besprechen – aber Sie zeigen nicht, was Sie nicht unterrichten.

Impuls für Ihr Schreib-Lehr-Setting: Planen Sie doch die Lehreinheit mit Hilfe des Modells der situativen Schreibfelder und wägen Sie ab, welche Felder für die Vermittlung des Exposé-Schreibens relevant sind. Dann strukturieren Sie die Themen entsprechend, zum Beispiel so:

  • die Anforderungen an den Text, die sich auf der inhaltlichen Ebene (I), der strukturellen Ebene (J) und der sprachlichen Ebene des Textes (K) zeigen.
  • Schreibtechniken & Strategien (B), die eine gute Textqualität erzeugen und
  • sich somit auf die Textentstehung (A) auswirken.

Agile Interaktion im Schreib-Lehr-Setting

Das Modell der situativen Schreibfelder bietet die Möglichkeit im Schreib-Lehr-Setting selbst, professionell spontan zu handeln; also agil mit den Teilnehmer*innen zu interagieren, den Lehr-Verlauf anzupassen und adäquate Schreibimpulse auszuwählen.

In Ihrer Schreiblehre können Sie diese Schreibfelder offenlegen und somit aufzeigen, was Studierende eigenständig erarbeiten müssen. Im Beispiel oben wird zum Beispiel die Infrastruktur des Schreibens (C) den Schreibenden überlassen, die Kommunikationssituation des Textes (N) wird als bekannt vorausgesetzt und es werden auch keine Beispiele gelungener Exposés (G) zur Verfügung gestellt.

Sie können dies durch die visuelle Darstellung der Schreibfelder ausweisen – und vielleicht lassen Sie die Studierenden gleich markieren, wo aus der Eigenperspektive weiterer Informationsbedarf besteht.

Zugleich können Sie als Schreiblehrende flexibler auf die Situation reagieren, vielleicht sogar agil mit den Teilnehmer*innen interagieren, indem sie gemeinsam Fragen aufwerfen und nach geeignete Antworten suchen.

Das Modell fördert eine aktive Lernhaltung

Schon alleine mit dem Offenlegen der möglichen Schreibfelder, die man für einen Text besprechen kann, nehmen Sie eine andere Lehrhaltung ein: Sie fordern von den Teilnehmer*innen, sich alle Aspekte des Schreibens und des Textes Gedanken zu machen, sich Text-Wissen anzueignen und selbstverantwortlich zu agieren.

Wenn Sie es zudem schaffen, mit den Teilnehmer*innen agil zu interagieren, zeigen Sie den Teilnehmer*innen Ihre eigene Neugierde, Ihre Erkenntnisbereitschaft – und damit die Fundamente der Wissenschaft.

 

Schreiben mit Chribs – das ist Schreiben mit Grips

Mag.a Christina Hollosi-Boiger, BA (www.schreibenmitchribs.at ) ist seit 2011 als Schreibtrainerin & –beraterin, Hochschuldidaktikerin und Qualitätstechnikerin an Hochschulen und in Organisationen in ganz Österreich tätig.

Sie begleitet Personen, die etwas schreiben müssen / dürfen / sollen / wollen. Fokus ihrer Arbeit ist das systematische und professionelle Verfassen von Texten sowie der nachhaltige Umgang mit Texten, für das sie das Textmanagementsystems TEMASYS® entwickelt hat.

Für sie ist Schreiben Profession und Passion.

PS: Sie erkennen sie am Hut!

 

 

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Das Gliederungspuzzle

Wie lehren und üben Sie mit den Studierenden eigentlich das Gliedern einer wissenschaftlichen Arbeit?

Vor längerer Zeit habe ich dazu einmal einen längeren Artikel verfasst: „Gliedern lehren in fünf Schritten“.

Zusätzlich zu den dort beschriebenen Methoden habe ich seit einiger Zeit das Gliederungspuzzle in mein Repertoire aufgenommen. Fragen Sie mich bitte nicht, woher ich es habe – ich weiß es nämlich nicht mehr. Vielleicht ist die Idee sogar auf meinem eigenen Mist gewachsen. Sicher bin ich mir da aber nicht.

Wie funktioniert das Gliederungspuzzle?

Nehmen Sie eine nicht zu komplexe Gliederung einer alten Arbeit. Das Thema sollte zugänglich und gut verständlich sein, und die Gliederung umfasst am besten nicht mehr als drei Ebenen. Sonst geht der Blick für das Wesentliche verloren, und Ihr Kurs verliert sich in sinnlosen Nebendiskussionen. Falls Sie nicht fündig werden, lassen Sie tiefere Unterebenen einer bestehenden Gliederung zu Übungszwecken einfach weg. Auch könnten Sie eine fiktive Gliederung für diese Übung erstellen.

„Zerschneiden“ Sie nun die Gliederung, indem Sie alle Überschriften (natürlich ohne Nummerierung) auf getrennte Kärtchen schreiben. Selbstverständlich können Sie auch digital arbeiten und einfach die Überschriften aus ihrer eigentlichen Anordnung nehmen und stattdessen auf einer Präsentationsfolie oder einem Übungsblatt alphabetisch sortieren.

Die Studierenden haben die Aufgabe, die einzelnen Überschriften in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen und entsprechende Über- und Unterordnungen zu schaffen (also welche Überschriften gehören auf welche Ebene). Das kann durchaus einige Zeit dauern. Kleine Anekdote am Rande: Als ich mir einmal selbst eine Gliederung für das Puzzle ausgedacht habe und ein paar Wochen später die Lösung auf die Schnelle rekonstruieren musste, kam ich schon ein wenig ins Grübeln… Jemand, der die ursprüngliche Gliederung nicht kennt, sollte also etwas Zeit für das Bearbeiten der Aufgabe erhalten. Sollte sich die Aufgabe für die Studierenden dennoch als zu schwierig erweisen, geben Sie Hilfestellung, indem Sie die Ebenen kennzeichnen.

Wie geht es weiter?

Bei der Besprechung der Lösung finde ich es hilfreich, zunächst auf der Ebene der Hauptkapitel zu bleiben und sich erst in einem zweiten Schritt mit den Unterkapiteln zu befassen, anstatt der Reihe nach von oben nach unten durchzugehen. Damit wird das Pyramidenprinzip der Gliederung deutlicher.

Stellen Sie sich auch darauf ein, dass manche Studierende andere Möglichkeiten als die Ursprungslösung finden. Sofern diese Alternativen nicht gegen die Gliederungsprinzipien verstoßen und auch inhaltlich plausibel sind, spricht nichts gegen sie.

Apropos Gliederungsprinzipien: Wann sollten Sie diese einführen? Sowohl eine induktive als auch eine deduktive Vorgehensweise halte ich für machbar. Sie könnten also den Studierenden erst die Übung geben und sie so das Thema „Gliedern“ erkunden lassen. Für die Besprechung der Prinzipien und Modelle haben Sie dann mit der Übungsgliederung ein Beispiel, mit dem sich alle schon intensiv auseinandergesetzt haben. Oder aber Sie sprechen ganz klassisch zuerst über Gliederungsprinzipien und -modelle und lassen dieses Wissen dann in der Übung anwenden.

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Methode gemacht?

 

 

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Fragen über Fragen

Fragestellung.

Forschungsfragen.

Fragen zur Fragestellung.

Fragen zu den Forschungsfragen.

Fragen über Fragen.

 

Noch Fragen? Fragen Sie sich gerade, was das alles soll, und haben nur noch Fragezeichen in den Augen?

Es ist schnell aufgelöst:

Um Fragestellungen, die Studierende zu einem vorgegebenen Thema entwickeln sollen, ging es in einer meiner Lehrveranstaltungen vor ein paar Tagen.

Um Forschungsfragen ging es anschließend.

Am Ende hatten die Studierenden viele Fragen zur Fragestellung und zu den Forschungsfragen.

Fragen über Fragen eben.

 

Was war passiert?

Wir hatten uns der Sache mit einer kollegialen Beratung angenommen (mehr zur Methode der kollegialen Beratung beim wissenschaftlichen Arbeiten). Die Studierenden waren bestens vorbereitet in die Veranstaltung gekommen und konnte ihre Anliegen mit allen nötigen Informationen vortragen.

Allerdings hatten wir nur anderthalb Stunden zur Verfügung. Jetzt können Sie leicht ausrechnen, wie viele (oder besser: wie wenige) Studierende die Gelegenheit hatten, eine Beratung zu erhalten. Zwar hat den Studierenden auch das Beraten ihrer Mitstudieren viel gebracht, wie mir hinterher bestätigt wurde. Selbst das bloße Zuhören bei den Beratungen erzeugte eine Wirkung, was ich daran merkte, dass manche sich eifrig ihre Geistesblitze notierten. Aber das ist eben doch etwas anderes, als direkte und zielgerichtete Anregungen zum eigenen Fall zu bekommen. Die Lehrveranstaltung endete demnach etwas unbefriedigend mit ein paar langen Gesichtern bei den Studierenden. Eine gewisse Orientierungslosigkeit machte sich bei jenen breit, die nicht mehr drankommen durften. Das konnte mein Dozentinnenherz natürlich nicht gut ertragen.

Einen Tag später setzte ich mich an den Rechner und erstellte kurzerhand eine Checkliste. Ich wollte den Studierenden wenigstens auf diesem Weg noch einige Anhaltspunkte geben, an denen sie eine gute Frage erkennen können. Entstanden ist eine Liste mit sieben ziemlich simplen Fragen und noch viel simpleren Erläuterungen. Vereinfachen liegt mir eben.

Vorab für Sie noch zwei Hinweise zur besseren Einordnung:

  • Es handelt sich um Studierende im zweiten Semester eines dualen Bachelor-Studiengangs. Der Begriff „Praxispartner“ in manchen Fragen bezieht sich auf das Unternehmen, in dem die Studierenden den praktischen Teil ihres Studiums absolvieren.
  • Die Studierenden waren vorab über die grundsätzliche Bedeutung einer Fragestellung für ihre wissenschaftlichen Arbeiten informiert. Die Basics waren also zumindest theoretisch klar. Anderenfalls hätten die Studierenden den Termin ja auch nicht so gut vorbereiten können.

Hier die Checkliste:

  • Ist die Fragestellung zu einfach? D.h. liegt die Lösung eigentlich schon auf der Hand?

Woran erkennen Sie das? Fragen Sie unabhängig voneinander fünf Personen nach der Antwort. Liegen alle spontan richtig? Dann sollten Sie Ihre Fragestellung noch einmal verfeinern. Sie müssen sich wahrscheinlich ein wenig aus Ihrer Komfortzone bewegen, um etwas Relevantes zu entdecken.

  • Lässt die Frage überhaupt wissenschaftlich beantworten?

Woran erkennen Sie das? Sie können in Ihrem Text argumentieren (und nicht nur spekulieren); für Ihre Argumente gibt es Belege in Form von Literatur oder Daten. „Daten“ können in bestimmten Fällen auch Auskünfte des Praxispartners sein.

  • Kann ich diese Fragestellung überhaupt beantworten?

Woran erkennen Sie das?

  • Sie haben Zugang zu allen relevanten Daten und/oder Personen.
  • Sie kennen die einzusetzende Methode bereits bzw. können sie rechtzeitig erlernen#

 

  • Ist die Frage so formuliert, dass sie eine gute Antwort ermöglicht?

Woran erkennen Sie das?

  • Die Frage lässt sich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Außerdem zielt sie nicht auf eine schulische Erörterung ab, sondern auf wissenschaftliche Argumentation (s. auch 2.)
  • Sie haben die wesentlichen Aspekte nicht nur im Kopf, sondern sie auch aufs Papier gebracht. (Kann jemand, der weder das Thema noch den Praxispartner kennt, in Ansätzen verstehen, wonach Sie fragen?)

 

  • Beziehe ich den Praxispartner ausreichend ein?

Woran erkennen Sie das?

  • Der Name des Praxispartners ist im Optimalfall in der Frage explizit genannt.
  • Die Antwort auf die Fragestellung hat einen Nutzen für den Praxispartner.

 

  • Ist die Fragestellung genügend eingegrenzt?

Woran erkennen Sie das? Das ist der schwierigste Teil…  Überlegen Sie, ob Sie für jedes Unterthema noch genügend Raum in der Arbeit haben, um es wirklich zu vertiefen. Oder genügt es nur noch für oberflächlichen Text? Dann müssen Sie weiter eingrenzen.

  • Passt die Fragestellung zum Thema?

Manchmal passiert es, dass man sich beim Brainstorming sehr weit vom Ausgangspunkt entfernt. Es ist also gar nicht selten, dass am Ende eine vermeintlich perfekte Fragestellung steht, diese aber nicht mehr zum vorgegebenen Thema passt. Überprüfen Sie das auf jeden Fall!

 

Zu dieser Liste habe ich von den Studierenden bislang ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten, was natürlich schon einmal schön ist. Noch spannender wird es für mich letztlich, wenn ich später die Ergebnisse in Form der gewählten Fragestellungen und Forschungsfragen sehe.

 

Woran erkennen Sie eigentlich eine gute Fragestellung? Welche No-Gos haben Sie für sich in Bezug auf Fragestellung und Forschungsfragen definiert, wenn Sie Arbeiten betreuen oder begutachten?

 

 

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„Empirisch forschen“ revisited

Gehen Sie manchmal schwimmen?

Im Schwimmbad oder in freier Natur?

Kennen Sie eigentlich die Baderegeln? Oder ist der Erwerb des Seepferdchens bei Ihnen dann doch schon zu lange her?

Vor geraumer Zeit hatte ich einmal darüber geschrieben, wie ich Empirisches Forschen im Studiengang BWL unterrichte – nämlich sehr anwendungsorientiert, indem ich mit den Studierenden eintauche ins praktische Tun. Schwimmen statt Trockenschwimmen.

Mittlerweile habe ich eine neue Variante im Repertoire. In einem anderen Studiengang nutzen wir neuerdings ein Konzept mit zwei Lernwegen. Einige Kleingruppen führen wie gehabt ein Mini-(Mini-Mini-) Forschungsprojekt in zwölf Unterrichtseinheiten tatsächlich durch, andere Kleingruppen erstellen ein Konzept. Das bedeutet, dass diese Studierenden ihr Forschungsprojekt „nur“ planen.

Die „Durchführungs-Gruppen“ packen die Badesachen und gehen schwimmen.

Die „Konzept-Gruppen“ betrachten die Frage, wo man denn als Schwimmanfänger überhaupt schwimmen sollte (besser im Schwimmbad in A-Stadt oder im Schwimmbad in B-Dorf oder vielleicht doch am bewachten Badestrand) und wo man es lieber erst einmal noch bleiben lässt (am einsamen Flussufer). Sie planen den Ausflug ans Wasser, fahren aber nicht los.

Das ist ja einfach!

Ist das nicht ziemlich unfair? Beim Schwimmen würde man die bemitleiden, die nur planen und nicht losziehen dürfen. Beim wissenschaftlichen Arbeiten ist es umgekehrt. Die einen müssen wirklich „im Feld“ empirisch ran und führen beispielsweise eine kleine Befragung durch, die sie selbstverständlich erst einmal vorbereiten und danach auch noch auswerten müssen. Und die anderen Gruppen machen – nichts? Also zumindest gefühlt nichts. Sie dürfen sich hinsetzen, ein bisschen brainstormen und am Ende zusammenschreiben, was sie sich überlegt haben? Klingt gemütlich.

Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Die „Konzept-Gruppen“ befassen sich mit dem Ziel, der theoretischen Fundierung, den Forschungsfragen und dem Aufbau des Projekts sowie nicht zuletzt mit einem ungefähren Kosten- und Zeitplan. Als groben Orientierungsrahmen gebe ich hier die eigene Bachelorarbeit vor, damit nicht aus Spaß an der Freude Millionenprojekte geplant werden. Davon hätte ja schließlich niemand etwas.

Die „Konzept-Gruppen“ gehen dabei natürlich mehr in die Tiefe als die „Durchführungs-Gruppen“, die aber selbstverständlich auch ein Ziel und Forschungsfragen brauchen und sich Gedanken machen müssen, was umsetzbar ist. Nur eben aus einer viel pragmatischeren Perspektive mit der Umsetzung in wenigen Tagen.

Die „Durchführungs-Gruppen“ arbeiten wie in „Empirisch forschen 101“ beschrieben, allerdings thematisch ausgerichtet auf sozialpädagogische Themen und nicht auf die BWL bezogen. Zudem verfügen sie über sehr nützliches Wissen aus der vorgelagerten Lehrveranstaltung „Grundlagen (sozialpädagogischer) Forschung“. Das ist eine hervorragende Basis. Dazu weiter unten mehr.

Was soll das?

Ähnlich wie in der gleichen Veranstaltung im BWL-Studiengang lernen die Gruppen voneinander – hier nun aber in mehrerlei Hinsicht. Weiterhin findet Trial and Error im eigenen Projekt statt. Das Beobachtungslernen weist nun zwei Ebenen auf: erstens Lernen von den entsprechenden Nachbargruppen („Durchführungs-Gruppen“ von „Durchführungs-Gruppen“) und zweitens Lernen von jenen Gruppen, die den anderen Weg beschritten haben („Durchführungs-Gruppen“ von „Konzept-Gruppen“ und umgekehrt)

Durch die kurzen Resümee-Statements am Ende jedes Termins erfahren alle von den aktuellen Herausforderungen der anderen Gruppen. Sie sehen, welche Fragen die anderen Gruppen umtreiben, und wie diese damit umgehen.

Zum Abschluss der Lehrveranstaltung wird präsentiert und ausführlich reflektiert. Der Fokus liegt hier nicht auf hehren wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf dem Nachvollziehen des Forschungsprozesses, der Entscheidungen und deren Auswirkungen.

Sehr hilfreich ist…

Was mir bei all dem sehr zugutekommt: Die Studierenden haben im zweiten Semester eine Veranstaltung namens „Grundlagen (sozialpädagogischer) Forschung“ und kennen daher die wichtigsten Ansätze in ihrem Feld (Praxisforschung, Agencyforschung, Evaluationsforschung etc.). Sie wurden sogar darüber geprüft und erfahren nun einen schönen, durchaus erwünschten Nebeneffekt: „Oh, das ganze Zeug ist ja wirklich für irgendwas gut…“.

Learnings

Aus Sicht der Lehrenden ist das eine sehr, sehr hilfreiche Erweiterung des bestehenden Formats. Ich ziehe ein positives erstes Fazit. Wirklich wissen kann ich es sowieso erst nach den Bachelorarbeiten. Fest steht jedoch: Die Gruppen haben in der Veranstaltung sehr gut gearbeitet und viel voneinander gelernt. Am Ende gab es sogar vereinzelte Stimmen, dass die Zeit gern hätte länger sein dürfen.

Für die Studierenden war die Veranstaltung eine Zumutung (rückblickend jedoch eine positive)! Gerade zu Beginn lässt sich aus Studierendenperspektive schwer abschätzen, worauf das alles hinauslaufen soll und was eigentlich die Erwartungshaltung an ihre Ergebnisse ist. Das hängt damit zusammen, dass die Veranstaltung ja gerade dazu dienen soll, den Studierenden eine realistischere Einschätzung von Forschungsvorhaben zu ermöglichen. Also ahnen sie vorab nur, welche Art und welcher Umfang angemessen ist.

Meine allerbeste Erfahrung will ich zum Abschluss des Beitrags auch noch mit Ihnen teilen.

Denn es war einfach zu schön! Nach der letzten Seminarsitzung kam ein Studierender ungefähr mit den Worten „Ich habe mir da mal was ausgedacht, haben Sie einen Moment für mich?“ auf mich zu. Wer mich kennt, weiß, dass ich für so etwas immer einen Moment Zeit habe. Es stellte sich im Gespräch heraus, dass der Studierende bereits eine Serie von aufeinander aufbauenden Arbeiten bis hin zur Masterarbeit entworfen hatte. So will (und ich bin mir sicher: so wird) er sich multiperspektivisch und multimethodisch mit seinem Thema befassen. Wer weiß, ob ihm das ohne die Lehrveranstaltung „Empirisch forschen“ in den Sinn gekommen wäre. Bei Gelegenheit frage ich ihn einmal.

Wenn Sie das Konzept an Ihrer Hochschule implementieren wollen

ist es notwendig, dass

  • die Studierenden die Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens (im Sinne von „Ziel und Zweck“ des wissenschaftlichen Arbeitens) bereits in den Vorsemestern kennengelernt und verinnerlicht haben
  •  die Studierenden relevante Forschungsansätze in ihrem Feld kennen

ist es optimal, wenn

  • die Gruppe nicht mehr als 40, besser 30 Personen umfasst
  • wenn Sie als Lehrperson ein gemeinsames Oberthema für alle Gruppen vorgeben
  • wenn die 12 UE in 6×2 UE aufgeteilt sind, die zeitlich nicht zu weit auseinander liegen
  • wenn Sie Basisliteratur zu einzelnen Methoden zur Verfügung stellen können, so dass sich die Studierenden schnell einen Überblick erarbeiten können.

Los geht’s, Sie können Ihre Bademeister-Karriere nun starten!

Die studentische Brainpower anzapfen: Kollegiale Beratung bei Schreibprojekten

Im heutigen Beitrag erfahren Sie, wie Sie sich schamlos in der Lehre ausruhen und die Studierenden arbeiten lassen können.

Wait, what?

Die Methode, die ich Ihnen gleich schildere, beruht tatsächlich darauf, dass Sie als Lehrperson sich größtenteils zurückziehen. Sie schaffen zunächst – ganz im Sinne des facilitating, des Ermöglichens von Lernen – den Rahmen und sind danach hauptsächlich einfach nur noch da. Sie dürfen gespannt zusehen, wie die Studierenden wechselweise Hilfe geben und Hilfe erfahren, und wie sich die Gedanken entfalten. Genieße Sie es!

Die Kollegiale (Fall-)Beratung ist vor allem in den sozialen Berufen weit verbreitet, für den ganz schnellen Einstieg lesen Sie hier oder auch hier.

Wer teilnimmt (und wie viele)

Die Kollegiale Beratung eignet sich für Studierende aller Niveaus. Am besten gelingt sie mit Studierenden, die über ein gewisses Maß an Erfahrung und Vorkenntnissen im wissenschaftlichen Arbeiten verfügen. Die Methode kann jedoch bei Studierenden mit hohem Reflexionsvermögen auch schon gut zu Beginn des Studiums eingesetzt werden. Ich habe beispielsweise auch mit einer Gruppe, die damals am Ende ihres ersten Semesters stand, positive Erfahrungen gemacht.

Fünf Studierende sollten mindestens teilnehmen. Nach oben gibt es keine Begrenzung. In diesem Fall wechseln die Studierenden zwischen Aktivität (Durchführen der Kollegialen Beratung) und Passivität (Beobachten der Kollegialen Beratung). Bei Gruppen, die bereits Erfahrung mit der Methode gemacht haben, können Sie auch mehrere Beratungen parallel laufen lassen, eine entsprechend großzügige Raumsituation vorausgesetzt, so dass sich die Gruppen nicht gegenseitig stören.

Was Sie erreichen

Die Übung macht die studentischen Ressourcen innerhalb einer Gruppe sichtbar. Denn die Lösung für das studentische Schreibproblem ist schon da, die Beteiligten müssen sie nur noch gemeinsam herausarbeiten. Die Lehrperson brauchen sie dazu nicht, auch wenn die Studierenden das am Anfang vielleicht noch denken. Mit der Methode brechen Sie das oft übliche Spiel von „Studierende fragen, Lehrperson erteilt Ratschläge“ auf und schaffen Raum für neue Lösungswege.

Die Übung lässt sich sehr gut nutzen für das Besprechen der Fragestellung einer wissenschaftlichen Arbeit, die unter einem vorgegebenen Thema zu entwickeln ist, für die Gliederungsbesprechung und insgesamt für alle Entscheidungen während des Schreibprozesses, mit denen sich die Schreibenden schwertun. Es gibt also inhaltlich kaum Grenzen.

Wie Sie vorgehen

Die Durchführung einer kollegialen Beratung dauert inklusive Vorbereitung und ggf. Nachbereitung meist 20 bis 30 Minuten, in Ausnahmefällen geht es vielleicht auch einmal schneller oder benötigt einmal mehr Zeit.

Der Ablauf entspricht dem einer regulären kollegialen Beratung: Ein so genannter Fallgeber bringt seinen Fall in die Runde ein. Die Runde besteht aus etwa drei bis vier Beratern plus einem Moderator. Bei der Schilderung des Falls durch den Fallgeber machen sich die Berater Notizen und stellen Verständnisfragen. Auf die vom Fallgeber formulierte Schlüsselfrage antworten sie mit Lösungsvorschlägen, die sich der Fallgeber notiert. Am Ende bedankt sich der Fallgeber bei seinen Beratern.

Vor der allerersten Beratung erläutern Sie den Studierenden die verschiedenen Rollen (Fallgeber, Berater, Moderator etc.). Ich habe zu diesem Zweck ein Handout mit einer tabellarischen Übersicht gestaltet. Das Ziel ist es, dass die Studierenden wissen, wie sie sich in welcher Rolle verhalten sollen. Denn die Lehrperson greift, sobald die Beratung läuft, weder inhaltlich noch in den Prozess ein. Eine Ausnahme davon gibt es nur, wenn der Moderator derart ins Schwimmen gerät, dass die geordnete Durchführung in Gefahr ist.

Wechseln Sie nach Abschluss einer Beratung kurz auf die Meta-Ebene und geben Feedback dazu, wie die einzelnen Rollen ausgefüllt wurden. Am Anfang ist das sicherlich nötig, weil meist niemand Erfahrung mit der kollegialen Beratung mitbringt. Wenn Sie die Methode öfter einsetzen, reduziert sich der Anteil der Reflexionszeit erheblich.

Bei der Durchführung mehrerer Beratungen am Stück erfragen Sie zunächst, welche „Überschriften“ die einzelnen Durchgänge haben (also welche Themen die Studierenden an diesem Tag mitbringen) und gestalten daraus eine ansprechende Reihenfolge.

Potentielle Schwierigkeiten und wie Sie sie lösen können

Was, wenn nicht alles glatt läuft und Sie sich doch nicht entspannt zurücklehnen können? Was kann passieren, und wie gehen Sie damit um?

  • Schwierigkeit 1: Manchmal fällt es schwer, überhaupt einen Studierenden zur Teilnahme zu bewegen.

Gerade am Anfang ist das alles natürlich ungewohnt und erfordert etwas Überwindung. In meinen Veranstaltungen hat es jedoch meist gereicht, den Studierenden die Vorteile der Methode erneut zu schildern. Und hey, was spricht dagegen, diese Form der Beratung einfach einmal auszuprobieren? Die Studierenden haben die Gewissheit, dass wir im Falle des Nicht-Gefallens die Methode auch wieder wechseln. Simple as that.

  • Schwierigkeit 2: Manchmal fällt es den Studierenden schwer, eine Schlüsselfrage zu formulieren.

Mit etwas mehr Vorbereitungszeit funktioniert das dann meist besser. Wenn es gar nicht gelingen will, dann ist das vielleicht vorläufig das Ergebnis: die Erkenntnis, dass das Problem derzeit noch nicht benannt werden kann und weitere Schritte nötig sind.

  • Schwierigkeit 3: Manchmal fällt es schwer, die hundertprozentige Studierendenzentrierung tatsächlich durchzuziehen, und zwar beiden Seiten!

Es kann vorkommen, dass Sie ganz dringend etwas zum Fall beitragen möchten und nicht dürfen. Denn das ist ja gerade nicht Ihre Rolle. Manchmal suchen auch die Studierenden Bestätigung bei Ihnen, entweder die Berater während der Beratung per Blickkontakt („War mein Lösungsansatz richtig?“) oder der Fallgeber nach der Beratung („Welchen Ansatz soll ich denn nun weiterverfolgen?“).

Mein dringender Rat: Halten Sie sich raus! Jedes inhaltliche Eingreifen ist kontraproduktiv. Sie legen damit den Studierenden nahe, dass die Lehrperson „es sowieso am besten weiß“ und am Ende die „Auflösung“ schon präsentieren wird. Welche Folgen das für weitere kollegiale Beratungen hätte, kann man sich leicht ausmalen. Wenn Sie also Ihre eigene Expertise einbringen möchten, finden Sie dafür besser andere Formate, die losgelöst sind von der kollegialen Beratung.

  • Schwierigkeit 4: Manchmal hören Sie sich quasi selbst reden, wenn Studierende das von Ihnen Gelernte reproduzieren und dabei ähnliche Worte wie Sie benutzen.

Ich fürchte, das müssen Sie einfach ertragen. Vielleicht gelingt es Ihnen, es als Kompliment zu nehmen?

Eine extreme Erfahrung: die 180-Grad-Wende

Eine Studierende war zu Beginn der Veranstaltung überaus skeptisch der Methode gegenüber, da ihr bei ihrem speziellen Problem sowieso niemand helfen könne – so ihre Wahrnehmung. Es war ein so einzigartiges Problem, dass niemand aus der Gruppe von über 30 Personen es zuvor gelöst hatte. Es handelte sich um eine wissenschaftliche Arbeit im dualen Studium, und die Studierende musste mit einer bestimmten Konstellation im Praxisbetrieb umgehen (deutlicher kann ich das hier aus Gründen der Wiedererkennbarkeit nicht schreiben). Sie ließ sich dennoch auf die Methode ein. Wie ich das geschafft habe, weiß ich selbst nicht mehr so genau. Mit der Haltung „Na gut, was habe ich zu verlieren“ kam die Studierende nach vorne und stellte ihr Beraterteam zusammen. Dabei wählte sie die mutmaßlich klügsten Köpfe. Nach und nach, bereits nach wenigen Minuten, wich die Hoffnungslosigkeit. Die Studierende hatte von ihrem Beraterteam Denkansätze bekommen, deren Weiterverfolgen ihr lohnenswert erschien. Diese Beratung konnte bereits vor Ablauf der vereinbarten Zeit zur Zufriedenheit aller Beteiligten beendet werden. Eine 180-Grad-Wende von kompletter Hoffnungslosigkeit zu Zuversicht.

Literaturhinweis:

  • „Kollegiale Praxisberatung“ in Macke/Hanke (2016): Kompetenzorientierte Hochschuldidaktik. Weinheim und Basel: Beltz. (eigentlich gedacht für ein Setting mit mehreren Lehrenden, die sich gegenseitig beraten; es lässt sich jedoch übertragen)

 

Welche Erfahrungen haben Sie mit kollegialer Beratung in Studierendengruppen gemacht? Schreiben Sie es gern in die Kommentare.

 

 

Die Qual der Wahl bei Online-Umfragetools – was raten Sie Ihren Studierenden?

letzte Aktualisierung: 26. Juli 2023

 

Kommt ein Studierender in die Sprechstunde: „Welches Tool können Sie mir denn für Umfragen in meiner Abschlussarbeit empfehlen?“

Wohl denen, deren Hochschule Lizenzen für ein bestimmtes Umfrage-Tool zur Verfügung stellt! Denn dann ist die Empfehlung klar. Die Studierenden sollten in dem Fall natürlich mit genau dieser Software arbeiten. Sie erhalten bei Fragen leicht und unkompliziert Unterstützung aus dem direkten Umfeld. Sei es über Mitstudierende, die sich bereits auskennen, sei es über das Rechenzentrum. Vor allem wenn die Studierenden im Umgang mit größeren Datenmengen noch unerfahren sind, ist das Gold wert.

Was aber, wenn die Hochschule keine Lizenzen anbietet? Gerade an jüngeren oder kleineren Hochschulen oder an solchen, bei denen quantitative Methoden eher unüblich sind, stehen die Studierenden mit großen Fragezeichen in den Augen in Ihrer Sprechstunde.

Das Angebot an Online-Tools für Umfragen ist zwar groß, aber dennoch gut zu überschauen. Dazu müssen Sie sich nur im Vorfeld die richtigen Fragen stellen. Zum einen gelten natürlich die generellen Kriterien für die Software-Auswahl (-> Downloads; Checkliste), zum anderen kommen einige für Umfrage-Tools spezifische Aspekte hinzu.

Mein Fokus liegt in diesem Beitrag auf kostenlos verfügbaren Tools, um den studentischen Geldbeutel nicht zu belasten. Die genannten Tools können Sie also empfehlen, ohne dass Ihren Studierenden Kosten entstehen.

Hauptauswahlkriterium: Zahl der Befragten

Die Preismodelle der Online-Umfrage-Tools sind anders gestaltet als die der sonstigen Freemium-Programme, die normalerweise in ihren kostenlosen Konten einfach weniger Funktionen freischalten als in der Premiumvariante. Bei den Freemium-Befragungstools richten sich die Bezahlgrenzen jedoch in den meisten Fällen nach der Anzahl der Befragten (»kostenlos bis 100 Befragte« oder auch »kostenlos bis 25 Befragte pro Monat«). Achtung: Manchmal ist die Anzahl der ausgefüllten Fragen maßgeblich (»kostenlos bis 4.000 Fragen«, also beispielsweise 400 Bögen mit 10 Fragen oder 100 Bögen mit 40 Fragen). Ihre Studierenden sollten also genau lesen, bevor sie sich für ein Programm entscheiden. Die uninformierte oder unbedachte Wahl eines Programms könnte den Fortschritt der studentischen Arbeit verzögern, verteuern oder im schlimmsten Fall sogar unmöglich machen.

Welche Kriterien sind noch wichtig bei der Auswahl von Online-Umfrage-Tools?

Für Hinweise auf die folgenden Aspekte sind Ihre Studierenden wahrscheinlich dankbar:

  • Anonymität und Datensicherheit

Achten Sie darauf, über welche Server die Daten laufen. Gerade online eröffnen sich viele Möglichkeiten, die Antworten auf eine bestimmte Person zurückzuführen, was Befragte üblicherweise nicht sehr schätzen. Besondere Vorsicht ist dort geboten, wo IP-Adressen protokolliert oder Kontaktdaten abgefragt werden. Entsteht die Arbeit des Studierenden im Zusammenhang mit einem Unternehmen, ist hier erhöhte Aufmerksamkeit nötig.

  • Arbeit in der Gruppe

Erlaubt das Tool den Zugriff mehrerer Personen auf eine Umfrage, so dass Gruppen gemeinsam arbeiten können? Einige Tools haben diese Funktion bei den kostenlosen Konten eingeschränkt.

  • Methodische Gestaltungsoptionen

Hier geht es um die zur Verfügung stehenden Frage- und Antworttypen. Wie soll gefragt werden, welche Antworten und Skalen sollen zur Auswahl stehen, wie die Daten anschließend ausgewertet werden? Ist es erforderlich, dass Bilder, Videos oder Audiodateien in die Befragung integriert werden? Das erlauben nicht alle kostenfreien Versionen.

  • Schnittstellen beim Datenexport

Welche Dateiformate bietet das Tool? Wie können Ihre Studierenden mit den Daten weiterarbeiten? Der Export nach Excel oder SPSS ist in den meisten Programmen vorgesehen, aber eben nicht in allen.

Zwei Anbieter, die unterschiedlicher nicht sein könnten

Aus den vielen, vielen Anbietern habe ich in meinem Buch elf geeignet erscheinende für die Fact Sheets ausgewählt und drei davon im Text näher besprochen. Wiederum zwei davon möchte Ihnen hier kurz zeigen.

Das eine Ende der Skala: Google Forms

Eine der sehr leicht zugänglichen Optionen ist Google Forms mit einigen wenigen Frage- und Antwort-Typen. Damit lassen sich schnell kleinere und unkomplizierte Befragungen aufsetzen. Beim Erstellen des Fragebogens können mehrere Personen gleichzeitig an einem Dokument arbeiten. Sobald der Link zur Umfrage verschickt ist und Antworten eintreffen, generiert Google automatisch erste Auswertungen und Grafiken.

Das mag alles schön und gut sein, für anspruchsvollere Befragungen eignen sich die Google Forms jedoch auf keinen Fall – von der Datensicherheit ganz zu schweigen. Meine Studierenden schlagen von sich aus gern Google Forms vor, weil sie mit Google vertraut sind. Ich rate meistens ab.

Das andere Ende der Skala: SoSci Survey

Bedeutend umfangreichere Funktionen als einfache Formulare bieten spezielle Online-Befragungs-Dienstleister. Hier kann man zwischen deutlich mehr Frage- und Antworttypen wählen und auch Filter setzen, also Sprünge zwischen Fragen einbauen, die von der Antwort auf die vorhergehende Frage abhängen.

SoSci Survey ist für wissenschaftliche, nicht-kommerzielle Befragungen kostenlos und ohne jede Einschränkung zu nutzen. Bis zu 5.000 (!) ausgefüllte Fragebögen sind hier möglich. Seinen Ursprung hat SoSci Survey übrigens am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität München. Ein Pluspunkt ist unter Sicherheitsaspekten die Nutzung deutscher Server.

Die Oberfläche erscheint vielen Studierenden zunächst weniger handlich, das ist leider nicht wegzudiskutieren. Eine gewisse Einarbeitung in die vielen Möglichkeiten der Software ist nötig. Für Arbeiten mit Unternehmensbezug (wie etwa an Berufsakademien oder Fachhochschulen) erhebt SoSci Survey eine Gebühr zwischen 49 und 699 Euro, die sich nach dem Umfang der Befragung richtet.

Weitere ausgewählte Anbieter von Umfrage-Tools

Die restlichen Anbieter aus meinen Fact Sheets habe ich Ihnen hier aufgelistet:

LamaPoll: https://www.lamapoll.de

LimeSurvey: https://www.limesurvey.org/de/

Onlineumfragen: http://onlineumfragen.com/

Q-Set: http://www.q-set.de/

QuestionPro: https://www.questionpro.de/

Questionstar: https://www.questionstar.de/

SurveyMonkey: https://de.surveymonkey.com/

Umfrage Online: https://www.umfrageonline.com

UniPark: http://www.unipark.com/de/umfragesoftware/

In Hinblick auf die kostenlos verfügbare Anzahl an Befragten sind LamaPoll und Q-Set hervorzuheben. Studierende haben hier drei Monate bis 500 Befragte (LamaPoll) bzw. 4.000 beantwortete Fragen (Q-Set) frei (Stand Ende Juli 2023).

Was raten Sie Ihren Studierenden, wenn Sie nach Online-Umfragetools gefragt werden?

 

Neu erschienen:

„Wissenschaftliche Arbeiten schreiben“ (2023, 3. Auflage)

Cover Andrea Klein 2023 Wissenschaftliche Arbeiten schreiben

 

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Sind Ihre Studierenden Titelhelden?

Mit Titel meine ich im Kontext des wissenschaftlichen Arbeitens natürlich den Titel auf dem Deckblatt einer studentischen Arbeit und nicht den auf einem Romancover.

Eine besondere Beratungssituation entsteht, wenn es um die Titelwahl für eine Abschlussarbeit geht.

Heute schildere ich Ihnen, wie ich meine Studierenden zu Titelhelden mache.

Früh oder spät?

Im Wesentlichen existieren zwei Modelle, wenn die Studierenden selbst an der Titelwahl ihrer Arbeit beteiligt sind:

  • Frühe Titelformulierung: Ein Vorschlag für den Titel wird schon bei der Anmeldung der Arbeit erwartet. Erst nach dessen Freigabe wird die Arbeit verfasst.
  • Späte Titelformulierung: Zuerst wird die Arbeit geschrieben, danach der Titel formuliert.

Die frühe Titelformulierung stellt eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten dar. Die späte Titelformulierung hingegen fällt oft ein wenig leichter, weil die dazugehörige Arbeit bereits kurz vor der Vollendung steht und daher die Eckpunkte wie Fragestellung und Methodenwahl klar definiert sind. (Sind sie es zu diesem Zeitpunkt noch nicht, ist die Formulierung des Titels das geringste Problem…)

Nicht relevant sind für den heutigen Artikel die Varianten, bei denen die Studierenden ein Thema inklusive Titel auswählen oder gar zugeteilt bekommen.

Der Optimalfall

Nach der Betreuungszusage für eine Abschlussarbeit vereinbare ich mit den Studierenden einen Beratungstermin, bei dem wir im Wesentlichen das Planungsfünfeck (vgl. Frank, Haacke, Lahm (2013), S 24 ff.) besprechen. Meist sind nach diesem Gespräch noch Fragen offen, über die man ohnehin lieber noch einmal schlafen möchte, so dass es bis zur Titelformulierung noch etwas Aufschub gibt. In der überwiegenden Zahl der Fälle schicken mir die Studierenden nach ein paar Tagen einen oder mehrere Vorschläge für den Titel. Sehr oft ist da auch schon direkt der endgültige Titel dabei. Perfekt!

Die Nicht-so-Optimalfälle

Selbstverständlich – es wäre ja auch seltsam, wenn es zu 100 Prozent wie beschrieben abliefe – passieren immer wieder an verschiedenen Stellen Fehler.

1) Zu frühe Suche nach dem Titel

Ein häufig gemachter Fehler der Studierenden: Sie suchen den Titel, obwohl sie noch keine Fragestellung entwickelt haben. Sie haben nur eine vage Themenidee. Eine Titelformulierung auf dieser Basis muss scheitern. Da werden Worthülsen aneinandergereiht, ohne zu wissen, auf welches Ziel alles hinauslaufen soll.

Ich stelle mir das als eine Art Annäherung der Studierenden an die ganze Angelegenheit vor. Als den Versuch, der Sache Herr zu werden. Schließlich hat man als Studierender auch schon eher die Titel fremder Arbeiten gesehen als deren Fragestellungen. Daher erscheint den Studierenden die Titelformulierung vielleicht als erster Schritt.

Früher habe ich in solchen Fällen lange Gespräche über die vielfältigen inhaltlichen Möglichkeiten des anvisierten Themas geführt, was oft sehr erschöpfend war. Mittlerweile schicke ich die Studierenden in solchen Fällen wieder mit konkreten Aufgaben weg. Den nächsten Termin können wir dann sinnvoller gestalten.

2) Zu viele Informationen im Titel

Manche Titelvorschläge mäandern vor sich hin. Sie sind lang und länger, sie scheinen gar nicht mehr aufzuhören. Das ist zum einen ein ästhetisches Problem, zum anderen auch eines der (oft unbewussten) Selbstbeschränkung. Denn die Endlostitel enthalten so viele Informationen, dass die Studierenden während der Bearbeitung kaum noch über die Freiheit zu inhaltlichen Anpassungen verfügen. Sie legen sich ungewollt zu stark fest.

Bei manchen Studierenden ist es mit einem gemeinsamen Termin zum radikalen Streichen und ein bisschen Hin-und-Her-Schubsen der verbleibenden Wörter schon getan. Bei anderen braucht es mehr Überzeugungsarbeit, um das eine oder andere lieb gewonnene und vermeintlich unverzichtbare Schlagwort aus dem Titel zu entfernen und zum Beispiel zu einer Kapitelüberschrift herunterzustufen.

3) Zu wenige oder zu vage Informationen im Titel

Den gegenteiligen Fall gibt es auch immer wieder: Titel, die so allgemein sind, dass sie alles und nichts bedeuten können. Hier verfahre ich zunächst wie in Fall 1 und schicke die Studierenden noch einmal an die Konkretisierung ihrer Gedanken. Bei einigen Studierenden stellt sich allerdings heraus, dass diese Lösung am eigentlichen Problem vorbeigeht. Diese Studierenden kennen die Antworten bereits, haben sie jedoch nicht von ihrem Kopf auf das Papier gebracht. Sei es, weil sie zu viel Vorwissen bei ihren Lesern voraussetzen. Sei es, weil ihnen die Anforderungen an einen guten Titel schlicht und ergreifend nicht bewusst waren.

Eine Handreichung als Hilfestellung

Im Dezember habe ich eine kleine Handreichung verfasst, die auf zwei Seiten die hier dargestellten Aspekte und noch ein paar mehr behandelt. Dort geht es zum Beispiel zusätzlich um die Struktur eines Titels (die Elemente „Titel“ und „Untertitel“, die durch Doppelpunkt oder Gedankenstrich voneinander getrennt werden) und um die strategischen Hintergedanken in Richtung Berufseinstieg (der Titel als Marketinginstrument). Einige Beispiele für besonders gelungene Titel umfasst die Handreichung ebenfalls, damit die Studierenden eine Orientierung haben.

Derzeit warte ich gespannt, ob die Studierenden auf dieser Basis zu Titelhelden werden. Noch vor Ostern weiß ich mehr.

Welche besonderen Ideen, Ansätze oder Techniken nutzen Sie in der Beratung, um den Studierenden die Titelformulierung zu erleichtern?

Woop, woop!

“Wissenschaftliches Arbeiten – woop, woop!”

Überbordende Freude ist keine der üblichen Reaktionen, wenn „Wissenschaftliches Arbeiten“ auf dem Stundenplan steht. Vielmehr hält sich die Freude, glaube ich, eher in Grenzen. Aber was heißt hier eigentlich „glaube ich“?! Ich weiß es. Manche Studierenden sagen es mir sogar ganz offen: „Frau Klein, jetzt mal ehrlich…“
Umso wichtiger finde ich es, mit den Studierenden über Motivation zu sprechen.

Im heutigen Artikel lesen Sie, wie und warum ich zwei bereits hier diskutierte Ansätze (und noch mehr) zusammenführe:

Erstens: Kürzlich habe ich geschrieben, dass ich in relativ früh in der Lehrveranstaltung nicht nur den persönlichen Nutzen des wissenschaftlichen Arbeitens thematisiere, sondern auch die für das Gelingen nötigen, vielfältigen Kompetenzen (klick zum Artikel). Meine Annahme dahinter: Wenn der Nutzen und der zu erwartende Kompetenzzuwachs von vorneherein klar werden, steigt die Motivation.

Zweitens: Vor knapp einem Jahr hatte ich darüber berichtet, wie ich eine schriftliche Vorabfrage in der Lehre nutze. Diese sollte mir dazu dienen sollte, die Studierenden und ihre Schwierigkeiten mit dem wissenschaftlichen Arbeiten besser kennenzulernen (klick).

Es lag nahe, diese beiden Aspekte – die Kompetenzen und das Nutzen einer schriftlichen Vorabfrage – zu kombinieren. Seitdem verwende ich die schriftliche Vorabfrage zu Semesterbeginn auch oder sogar vor allem, um etwas über die Verteilung der Kompetenzen zu erfahren. Das Kennenlernen der Studierenden geschieht damit automatisch.

Rückblick

Zu Beginn meiner Lehrtätigkeit haben ich die Studierenden eingangs mündlich im Plenum gefragt:
1. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mit Wissenschaftlichem Arbeit bislang gemacht?
2. Was erhoffen Sie sich von unserer Lehrveranstaltung?

Das war ganz nett und auch brauchbar, aber eigentlich hat mich etwas Anderes interessiert. Deswegen habe ich vor einigen Semestern auf eine konkretere, schriftliche Vorabfrage umgestellt.

„Vorher“: die erste Version der schriftlichen Vorabfrage

vorwoop
Merkmale dieser ersten Version:

  • Sie war anonym zu beantworten.
  • Sie enthielt nur zwei Fragen.

„Nachher“: die aktuelle Version der schriftlichen Vorabfrage

woop
Merkmale dieser zweiten Version:

  • Die Studierenden geben sich namentlich zu erkennen.
  • Auch die bei den Studierenden bereits vorhandenen Kompetenzen werden thematisiert.

Wieso habe ich die Vorabfrage geändert?

Beziehungsangebot

Durch das Wegfallen der Anonymität erhoffe ich mir, den ersten Schritt zum Aufbau einer tragfähigen Arbeitsbeziehung zu machen. Oder es ist zumindest ein Angebot dafür. Die Studierenden haben es bisher überwiegend angenommen. Jeder gibt so viel preis, wie er oder sie möchte. Ich spreche auch explizit an, dass die Studierenden mir mit dem Beantworten der Fragen einen Vertrauensvorschuss geben. Zum Zeitpunkt des Ausfüllens kennen wir uns meist erst ein bis zwei Stunden.

Von mehreren Hundert ausgefüllten Bögen seit der Umstellung habe ich insgesamt erst einen ohne Namen erhalten, außerdem einen, der zwar mit dem Namen versehen war, in den aber sonst keine Inhalte eingetragen waren. Ansonsten habe ich den Eindruck, dass die Studierenden eher froh über diese (ja, diese neue und ungewohnte) Gelegenheit sind, sich mitzuteilen, und deswegen auch eher gern und ausführlich schreiben.

Augenöffner

Die Frage nach den bereits vorhandenen Kompetenzen aufzunehmen, war die beste Entscheidung. Die ersten Antworten, die ich darauf erhielt, waren ein Augenöffner.

Viele Studierende können so viel mehr als gedacht. Kürzlich habe ich in dem oben verlinkten Beitrag geschrieben:

Die allermeisten Studierende bringen einen guten Teil dieser Kompetenzen schon mit, nur ist es ihnen nicht immer bewusst. Sie lernen also nicht komplett neu, sondern lernen etwas dazu. Wir sollten die Studierenden daher weglenken von Gedanken wie „Ich habe noch nie wissenschaftlich geschrieben, also kann ich nicht schreiben.“ (nicht wahr) und hin zu „Ich habe schon einiges geschrieben. Jetzt lerne ich, wie meine zukünftigen wissenschaftlichen Texte aussehen sollten, um den Ansprüchen zu genügen.“ (wahr).

Ja, es ist den Studierenden nicht immer bewusst, was sie schon alles können. Dennoch habe ich viele überaus reflektierte Auflistungen als Antwort auf eben diese Frage gelesen. Das macht übrigens auch einfach mehr Spaß, als sich ewig nur mit den Defiziten zu beschäftigen. Mittlerweile kommt mir die erste Version der Vorabfrage sehr negativ vor.

Und ja, selbstverständlich denken einige Studierende auch, mehr zu können, als es tatsächlich der Fall ist. Die Selbsteinschätzung muss also nicht mit der Fremdeinschätzung übereinstimmen. Das lässt sich im weiteren Verlauf der Lehrveranstaltung jedoch aufgreifen und bearbeiten.

Weg von der Defizitorientierung

In der Positiven Psychologie habe ich bedenkenswerte Ansätze gefunden, in die ich mich unbedingt noch tiefer einarbeiten möchte. Testweise habe ich seit September die neue Version der Vorabfrage mit einem dieser Ansätze, dem WOOP-Konzept von Gabriele Oettingen, verbunden (hier ein interessanter Link, der in eine ähnliche Richtung geht). Die Buchstaben WOOP stehen für Wish – Outcome – Obstacle – Plan und bringen ein erfolgsversprechendes Vorgehen auf eine gut zu merkende Formel. Sehr kurz erläutert dreht es sich um Folgendes: Nach der intensiven Vorstellung des eigenen Wunsches und dessen greifbaren Ergebnisses befasst man sich mit möglichen Hindernissen und formuliert Pläne für deren Überwindung.

Wie habe ich WOOP mit der Vorabfrage verbunden? Dazu habe ich die Studierenden vor dem Ausfüllen auf einer Art Gedankenreise mitgenommen. Ich habe ihnen anschaulich geschildert, wie auf positive Art und Weise eine wissenschaftliche Arbeit entsteht (im Gegensatz zu so mancher Last-Minute-Arbeit oder zu einer qualvollen Dauer-Arbeit ohne Fortschritt). Diese Schilderung umfasst den kompletten Prozess der Erstellung der Arbeit von Erhalt bzw. Finden des Themas bis hin zur Abgabe. Stark gestrafft dauert das nur wenige Minuten. (Kommentar einer Studierenden: „Ach, wäre das schön, wenn das so liefe!“). Die Elemente „Wish“ und „Outcome“ wären damit abgehakt, „Obstacle“ entspricht den Fragen 2 und 3 in der Vorabfrage. Zum Abschluss der Einheit erläutere ich den Studierenden, was ich gerade mit ihnen gemacht habe. Die individuellen „Plans“, also die Lösungsmöglichkeiten, sind dann im Laufe des Semesters in der Lehrveranstaltung zu thematisieren.

Noch kann ich nicht sagen, ob die Methode funktioniert. Vielleicht werde ich das auch nie können. Der heutige Blogbeitrag ist als eine Art „Werkstattbericht“ zu lesen.

An der Stelle interessiert mich daher:
Hat sich jemand ausführlicher – theoretisch und praktisch – mit dem WOOP-Konzept auseinandergesetzt? Welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?