18,99 Euro
Inhaltsübersicht:
1. Die Sprache der Wissenschaft
2. Thema, Forschungsfrage und Zielsetzung formulieren
3. Argumentationsverfahren – Argumentatives Formulieren
4. Wissenschaftssprachliche Strukturen gezielt anwenden
5. Textkohärenz: Den roten Faden verknüpfen
6. Der wissenschaftliche Schreibstil: Den richtigen Ton treffen
7. Verständlich formulieren
Lieberknecht/May: Sprechen Sie Wissenschaftssprache?
„Wissenschaftliche Texte sind selten beliebt und werden meist nicht gern gelesen.“ Mit diesem Satz, in dem sicher viel Wahres steckt, beginnt das Vorwort. Dr. Agnes Lieberknecht und Apl. Prof. Dr. Yomb May von der Universität Bayreuth haben hier ein Buch vorgelegt, durch das sich dieser Umstand ändern könnte. Sie möchten Studierenden nicht nur Kriterien für bessere Formulierungen an die Hand geben, sondern ihnen auch ganz konkret zeigen, wie es geht. Denn die Studierenden kommen, so ihre (und meine) Erfahrung aus Seminaren zum wissenschaftlichen Arbeiten, mit der reinen Nennung von Kriterien oft nicht gut zurecht.
Wie ist das Buch aufgebaut?
Das Arbeitsbuch umfasst sieben Kapitel und beginnt dabei nicht erwartungsgemäß. Im ersten Kapitel, „Die Sprache der Wissenschaft“, wird zunächst einmal erklärt, was Wissenschaft überhaupt ist. Das halte ich auch dann für sehr wichtig, wenn es „nur“ um das Formulieren von Texten geht (und wie sich im Verlauf der Lektüre zeigen wird, ist das gar nicht der Fall). Hier hat das Buch bei mir also schon einmal gepunktet. Im zweiten Kapitel zu „Thema, Forschungsfrage und Zielsetzung formulieren“ geht es direkt gut weiter. An keiner anderen Stelle habe ich diesen Themenkomplex so ausführlich behandelt gesehen. Definitiv ein Pluspunkt!
Die folgenden fünf Kapitel bieten dann das, was ich unter dem Titel des Buches sowieso vermutet hätte: Hilfestellung beim Argumentieren und bei der sprachlichen Gestaltung aller Ebenen einer wissenschaftlichen Arbeit: vom kompletten Text über die Kapitel und Absätze bis hin zur Satzebene und einzelnen Wörtern.
Hilfreich ist der immer gleiche Aufbau der Kapitel. Nachdem die Regel vorgestellt und ihre Relevanz erklärt wurde, folgen jede Menge Beispiele und Übungen sowie die dazugehörigen Lösungsvorschläge.
Viel mehr als nur Formulierungen
Auf 230 Seiten ist natürlich Platz genug, um in die Tiefe zu gehen und die Wissenschaftssprache in allen Feinheiten nicht nur darzustellen, sondern auch üben zu lassen. Das „Formulieren“ wird hier im weiten Sinn verstanden, was sich an zwei Beispielen zeigen lässt. Erstens, im Kapitel zum Argumentieren geht es nicht nur um den sprachlichen Schliff der Argumente, sondern auch um die Elemente eines Arguments und um den Umgang mit verschiedenen wissenschaftlichen Positionen (ich fühlte mich ein wenig an „They say, I say“ von Graff/Birkenstein erinnert). Zweitens, im Zusammenhang mit Textkohärenz wird auch die Makro-Ebene, also die Gliederung einer Arbeit, betrachtet. Das Buch will also deutlich mehr sein als nur eine Zusammenstellung gut klingender Phrasen, und diesen Anspruch erfüllt es sehr gut!
Die Ausführungen liefern mir in meiner Rolle als Lehrende viele Begründungen für Phänomene, die ich sonst eher aus meinem Sprachgefühl ableite. Hier kann ich nun den Studierenden in Zukunft besser erklären, wieso manche Dinge so formuliert werden und nicht anders.
Zu viel des Guten
Nach ein paar Kapiteln hat sich bei mir eine gewisse Tabellenmüdigkeit eingeschlichen. Auf fast jeder Seite finden sich eine oder mehrere Tabellen, und nur vereinzelt habe ich zwei bis drei zusammenhängende Seiten ohne Tabelle gefunden. Puh! So sehr ich die Übersichtlichkeit schätze, die durch Tabellen entsteht – das war dann ein bisschen viel des Guten.
Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?
Um an der Feststellung aus dem Eingangssatz, dass wissenschaftliche Texte meist nicht gern gelesen würden, etwas zu ändern, bräuchte es andere, nämlich bessere Texte. In diesem Sinn empfehle ich das Buch allen Studierenden. Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass wirklich alle hier mindestens einen Ansatzpunkt finden, um ihren Text zu verbessern! Ob das Buch für das Selbststudium geeignet ist, vermag ich hingegen nicht zu beurteilen. Erfahrungsberichte wären hierzu interessant. Denn meine persönliche Einschätzung wäre, dass es schon eine überdurchschnittlich hohe Motivation braucht, um das Buch allein durchzuarbeiten oder aber auch nur, um zu erkennen, wo man denn ansetzen sollte mit seiner individuellen Sprachverbesserung.
Was bringt das Buch für den Einsatz in der Lehre?
Für Kurse zum wissenschaftlichen Schreiben bzw. zum wissenschaftlichen Arbeiten oder für die curriculare Lehre halte ich das Buch sehr geeignet. Es bietet eine Fülle an Übungen, aus denen man schöpfen kann, und – ja – jede Menge Tabellen, die sich bestimmt gut in einer Präsentation oder einem Handout machen, um die wichtigsten Aspekte eines Gebiets auf einen Blick darzubieten.
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Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!