#zitieren (Teil 2)

Teil 2 von 2 zum Thema #zitieren – Was Zitieren und Instagram gemeinsam haben

Hier geht es zu Teil 1.


Fügen wir einmal all das über Instagram Gesagte mit dem wissenschaftlichen Arbeiten zusammen und betrachten den Sinn und Zweck des Zitierens, auch wieder in verschiedene Kategorien aufgeteilt:

„Eigentlicher Sinn“ (beim Schreiben)

  • Quellen von fremdem Wissen angeben (nicht fremdes Wissen als eigenes ausgeben; anerkennen, was jemand anders vor einem erarbeitet hat)
  • Verortung innerhalb der Scientific Community (wem stimme ich zu, wessen Ideen sehe ich als problematisch an, wen erwähne ich überhaupt und wen nicht?), sich mit Ideen verbinden
  • verschiedene Ideen zusammenbringen und verknüpfen, um etwas Neues zu schaffen

„Nebensinn“ (beim Schreiben)

  • „Schmuckzitat“ (zeigen, was und vor allem wie viel man gelesen hat. Das entspricht der Hashtag-Nutzung, die ein Studierender mit „damit es cool aussieht“ bezeichnet hat)
  • „Zitierzirkel“ („Zitierst Du mich, zitier‘ ich Dich“; vergleichbar mit #likeforlike oder #followforfollow)

Bei der Suche nach Inhalten (Recherche)

  • „Weiterleitung“ zu verwandten Inhalten (wie bei der pragmatischen Literatursuche nach dem Schneeball-System)

Die Funktionen von Hashtags erinnern also stark an die Funktionen des Zitierens. Auf die weiteren, bereits genannten Interaktionsmöglichkeiten möchte ich im Folgenden eingehen.

Auch für Scientific Community kann man – wie bei Instagram in Teil 1 – sagen, dass es sich um „eine dynamische, virtuelle Gemeinschaft von lose verbundenen Personen, die sich über gemeinsame Interessen finden und gegenseitig die veröffentlichten Inhalte zu Kenntnis nehmen, beurteilen, kommentieren und weiterleiten“ handelt.

  • Auch hier müssen sich die Nutzer nicht persönlich kennen, um zu interagieren.
  • Das Kennzeichnen eines Posts mit „Gefällt mir“ entspricht im Wissenschaftsbetrieb dem positiven, zustimmenden Zitieren eines Gedanken.
  • Das „Folgen“ ist in der Wissenschaft vergleichbar mit dem Setzen eines Alerts, also einer automatischen Benachrichtigung, wenn zu bestimmten Themen etwas veröffentlicht wird.
  • Das „Senden an“, also das Weiterleiten von Posts an vermutlich ebenfalls interessierte Personen, passiert in der Wissenschaft sowohl eher informell unter Kollegen als auch in Netzwerken wie Mendeley oder Bibsonomy, oder eben durch das Zitieren in einer Veröffentlichung, die dann wiederum von Anderen gelesen wird.
  • Das „Kommentieren“ ist in der Scientific Community gleichzusetzen damit, dass man jemandem öffentlich auf einer Konferenz zustimmt. Letzen Endes geht es um Resonanz: Sind die Inhalte so beschaffen, dass sie Kommentare auslösen?
  • Bei der Suche nach bestimmten Inhalten kommt die Verwendung der Hashtags, wie bereits erwähnt, den Schlagwörtern in den Bibliothekskatalogen sehr nahe.
  • Die Suche nach Referenzautoritäten, also nach denjenigen, die in einem Feld bedeutend sind und beliebte (vielzitierte) Inhalte veröffentlichen, wird in der Wissenschaft beispielsweise durch Google Scholars „cited by“-Funktion, Zitationsindices und den Impact Factor abgebildet.

Grenzen der Übertragung

Ein 1:1-Vergleich zwischen den beiden Communities ist natürlich nicht möglich. Wo aber liegen die Grenzen der Übertragung?

Beim Schreiben

Warum veröffentlicht jemand neue Inhalte? Sehr verkürzt dargestellt, könnte man sagen, dass das Schaffen eines Mehrwerts oder die Selbstinszenierung Motive sein könnten. Beim Posten auf Instagram, so meine These, steht die Inszenierung im Vordergrund und nicht das Ziel, für jemand anders einen Mehrwert zu schaffen. Die Scientific Community kann natürlich nicht für sich beanspruchen, frei von Selbstdarstellern zu sein, ohne den entsprechenden inhaltlichen Mehrwert dürfte es für diese auf Dauer jedoch schwierig werden.

Ernstes Thema: Plagiate. Sollte jemand bei Instagram ein fremdes Bild als eigenes ausgeben, würde dies wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit von den Mitgliedern der Community aufgedeckt, während Plagiate im Wissenschaftsbetrieb mitunter erst nach vergleichsweise langer Zeit nachgewiesen werden, wenn überhaupt. Interessanterweise herrscht bei den Studierenden das stille Einverständnis, dass man bei Instagram „so etwas nicht tut“. Man schmückt sich einfach nicht mit fremden Federn. Wenn die Studierenden diese Erkenntnis aufgrund der Lehrveranstaltung auf das Wissenschaftssystem übertragen, ist schon sehr viel gewonnen.

Bei der Suche nach Inhalten

Beim wissenschaftlichen Arbeiten nimmt die Recherche einen hohen Stellenwert ein. Wer ernsthaft recherchiert, bemüht sich um inhaltliche Ausgewogenheit und um Vollständigkeit. Nicht dass das jemals erreichbar wäre, aber das Bemühen zählt. Es wäre eine schlechte wissenschaftliche Arbeit, wenn Quellen nur einseitig erfasst wären.

Bei Instagram hingegen wird nicht im klassischen Sinn recherchiert. Die User sehen einen sehr geringen Teil aller Beiträge, der außerdem auf ihre Interessen abgestimmt ist. Zudem stehen die aktuellen Beiträge im Vordergrund. Was gestern war, ist weit weg.

Eine Auseinandersetzung mit „Gegenpositionen“ findet bei Instagram nicht statt, das ist nicht der Sinn dieser Community. Hauptsächlich wird dort das sichtbar, was man sowieso mag und gut findet. In der Wissenschaft bedient man sich mitunter gern Zitaten der gegenläufigen Ansicht, um diese dann zu widerlegen.

Didaktische Hinweise für Ihre Lehrveranstaltung

Eine kleine Vorwarnung:Setzen Sie diese Einheit nur um, wenn Sie sich wenigstens ein bisschen in den sozialen Netzwerken auskennen. Sonst müssen Sie sich eventuell ein X für U vormachen lassen und können die Beiträge der Studierenden nicht richtig einordnen oder, falls erst einmal Schweigen herrscht, nichts aus den Studierenden herauskitzeln.

Begonnen habe ich die Einheit mit der oben erwähnten Einstiegsfrage: „Zu welchem Zweck nutzen Sie Hashtags in sozialen Netzwerken, zum Beispiel bei Instagram?“ Dieser Zugang schien mir besser als die direkte Frage nach dem Vergleich der beiden Communities. Über die Funktionen kommend lässt sich der Rest gut auffächern.

Eine zweite kleine Vorwarnung:Es könnte sein, dass erst einmal große Verwunderung und Verwirrung bei den Studierenden herrscht. Da stellt jemand, der uralt ist und technisch gesehen aus der Steinzeit kommen muss, eine solche Frage! Es erschließt sich ja nicht gleich, worauf das alles hinauslaufen soll.

Als der erste Schock überwunden war, haben wir begonnen die Funktionen von Hashtags zu sammeln. Ich empfehle, das direkt in die Kategorie „Schreiben“ und „Suche nach Inhalten“ zu trennen. Währenddessen kommen wahrscheinlich noch die anderen, oben dargestellten Interaktionsmöglichkeiten wie Folgen und Kommentieren auf. Damit lässt sich später die Gemeinsamkeiten der beiden Communities darstellen. Es wird sich zwangsläufig von selbst zeigen, dass Zitieren-Müssen nicht eine Schikane der Lehrenden ist, sondern eben eine Art Verständigungsmodus im Wissenschaftssystem.

Anschließend sind die Grenzen dieser Übertragung gemeinsam herauszuarbeiten.

Selbstverständlich werden Sie das gewünschte Aha-Erlebnis bei den Studierenden nicht immer direkt beobachten können. Es würde mich aber nicht wundern, wenn Sätze fallen wie „So habe ich das noch nie gesehen!“ oder „Jetzt ergibt das alles viel mehr Sinn mit dem Zitieren“.

Positiv fand ich in dieser Vorlesung übrigens die rege Beteiligung von ansonsten eher desinteressiert scheinenden Studierenden. Beim Thema Social Media konnten sie mit Wissen glänzen und sich mit ihren Erfahrungen einbringen.

 

Halten Sie diesen Ansatz für nachahmenswert? Oder denken Sie eher „Es ist nicht alles ein Vergleich, was hinkt“?

Was alle Lehrenden über Patente wissen sollten

Ein Gastbeitrag von Dr.-Ing. Wolfgang Hahnl

Wissenschaftliches Arbeiten beginnt bekanntlich mit einer Aufgabenstellung und der damit verbundenen Auswertung dokumentierten Wissens. Das Ziel besteht darin, durch neue Ideen zum Erkenntnisgewinn beizutragen. Das gilt für jede Wissenschaftsdisziplin, und damit auch für die technischen Wissenschaften. Die schöpferischen Leistungen der technischen Fachdisziplinen münden früher oder später in neue Produkte, Maschinen, Verfahren und Einrichtungen.

Doch in der Technik liegt dokumentiertes Wissen nicht nur in Büchern oder Fachartikeln vor, sondern vor allem auch in der Patentliteratur. Dieser Literaturzweig ist aufgrund seiner juristischen Beschreibungsweise selbst für Techniker schwer verständlich und wird daher leider zu selten in die wissenschaftliche Auswertung einbezogen.

  1. Bedeutung von Patentdokumenten für die wissenschaftliche Arbeit

 Derjenige, der eine Erfindung beim Deutschen Patent- und Markenamt einreicht, muss sie nach § 34 PatG so deutlich und vollständig darstellen, dass sie ein Fachmann ausführen kann. Wird die Erfindung nicht vollständig offenbart, weist das Patentamt die Anmeldung zurück. Auch der naheliegende Stand der Technik ist nach bestem Wissen vollständig zu beschreiben.

Diese gesetzlichen Anforderungen machen ein Patentdokument so wertvoll für die Gewinnung von Fachinformationen und definiert es als „Lehre zum technischen Handeln“ (BGH GRUR 65, 533, 534).

Die Lösung technischer Aufgabenstellungen wird in Patentdokumenten immer im Zusammenhang von Mittel/Merkmal/Ursache und Wirkung anhand mindestens eines Ausführungsbeispiels klar dargestellt.

Im Stand der Technik werden naheliegende technische Lösungen zitiert.

In manchen Datenbanken werden sogar Verknüpfungen zu den Dokumenten hergestellt, die das gerade betrachtete Dokument zitieren.

Beides kann ein Entwickler aufgreifen, um ergänzende Hintergrundinformationen zu gewinnen.

Erfindungen werden 18 Monate nach ihrer Einreichung vom Patentamt offen gelegt. Von diesem Zeitpunkt an kann jeder die Dokumente einsehen.

Die Veröffentlichung technischer Lösungen erfolgt durch Patentdokumente meist wesentlich eher als durch jeden anderen Fachartikel.

Eine Recherche in den Patentdatenbanken bietet unter anderem die Möglichkeit

  • den Stand der Technik zu erfassen,
  • Informationen über neue Entwicklungstrends zu erhalten oder
  • seinen Wettbewerb zu beobachten.

Zusätzlich können Sie sich regelmäßig über Neuheiten Ihres Fachgebiets informieren lassen.

Patentämter bieten entsprechende Dienste kostenlos an.

  1. Patente als Quellenangabe

Wollen Sie ein Patentdokument in Ihr Quellenverzeichnis aufnehmen, genügt die Angabe der Patentnummer, z. B. DE 10 2009 032 A1.

Am Anfang steht der Ländercode (DE für Deutschland), gefolgt vom länderspezifischen Aktenzeichen und dem Schriftartcode A1 (A1 für Offenlegungsschrift). Damit ist jedes Dokument eindeutig identifizierbar. Jeder kann eine so gekennzeichnete Quelle leicht in der Patentdatenbank des jeweiligen Landes finden.

  1. Patentdatenbanken – komplizierter als die Suche im Web

Jedes Land besitzt ein eigenes Patentamt. Jedes Patentamt archiviert eine große Anzahl von Patentdokumenten. Die weltweiten Archive der Patentämter sind nicht deckungsgleich.

Allein das Deutschen Patent- und Markenamt verfügt über mehr als 80 Mio. Patentdokumente.

Das betrifft 80 Mio. Ideen, technische Lösungen und Handlungsanweisungen.

Eine Recherche in diesen Datenbanken ist komplizierter als die Suche im Web. Die Patentdatenbanken jedes Landes verwenden eigene Suchvariablen und Syntaxen. Mit etwas Grundwissen, den richtigen Werkzeugen und einer angemessenen Suchstrategie findet man die Nadel im Heuhaufen.

  1. Über die Ablagestruktur von Patenten

 Das gesamte Gebiet der Technik ist systematisch strukturiert. Die Struktur wird als Internationale Patentklassifikation (IPC) bezeichnet. Verantwortlich für die Herausgabe und ihre ständige Aktualisierung ist die Weltorganisation für geistiges Eigentum, auf Neudeutsch: World Intellectual Property Organisation (WIPO).

Die IPC enthält 70.000 Unterteilungen. Die darauf aufbauende Deutsche Patentklassifikation (DEKLA) umfasst 110.000 Gliederungspunkte.

Jede Erfindung, die bei einem Patentamt eingereicht wird, wird im Rahmen der Vorprüfung mindestens einer dieser Gliederungspunkte zugeordnet.

Bevor man also eine Recherche nach dem Stand der Technik in den Datenbeständen der Patentämter startet, empfiehlt es sich, mit einer IPC-Recherche zu beginnen. Das ist eine Suche nach dem zutreffenden IPC-Symbol. Warum?

Bei der Beschreibung eines Erfindungsgedankens gehen Erfinder und Patentanwälte sehr ideenreich vor. Sie kreieren mitunter neue Wortschöpfungen, verwenden englische Bezeichnungen oder bevorzugen Oberbegriffe. Hierfür gibt es sowohl fachliche als auch taktische und/oder juristische Gründe. Aus einem Hammer wird sehr schnell ein Impulsgeber, ein Werkzeug für den Schmied, für den Dachdecker zum Einschlagen und Ziehen von Nägeln usw. Das macht die Recherche nur nach Suchbegriffen nahezu unmöglich.

  1. Warum sind Patentdokumente schwer verständlich

Patentdokumente werden meist von Patentanwälten unter juristischen Gesichtspunkten formuliert. Es geht um einen möglichst großen Schutzumfang und im Rechtsstreit meist um sehr viel Geld.

Doch wenn man sich erst einmal mit der Struktur von Patenten vertraut gemacht hat und weiß, dass neben üblichen Fachbegriffen auch Oberbegriffe oder neue Wortschöpfungen zur Anwendung kommen, gelingt durch regelmäßiges Üben wissenschaftliches Arbeiten auch mit dieser Literaturgattung immer besser.

  1. Wie sollte man Patentdokumente lesen, um sie besser zu verstehen

Patente unterliegen einer klaren Gliederung. Die Patentansprüche sind das Wesen eines Patentes. Beschreibung und Abbildungen dienen zur näheren Erklärung der Patentansprüche. Sie stellen das Lexikon für ein Patent dar.

Es empfiehlt sich, mit den Patentansprüchen zu beginnen. Das hilft bei der Entscheidung: Muss ich den kompletten Text (Patentschriften können schon einmal locker 30 Seiten und mehr umfassen) durcharbeiten oder ist das Dokument eher nicht zielführend.

  1. Bedeutung von Patenten für ein Unternehmen

Patente schützen Ideen. Der Schutzumfang ist zeitlich (so lange Patentgebühren bezahlt werden, maximal 20 Jahre) und räumlich (nur für das Land, für das ein Patent erteilt wurde) begrenzt.

Die eigentliche Zündkraft steckt in den §§9 und 10 PatG. Es ist allein dem Patentinhaber erlaubt, seine Erfindung zu nutzen. Er hat das Recht jedem Dritten zu verbieten, Produkte und/oder Verfahren, die durch das Patent geschützt sind, herzustellen.

Der Wert eines Patentes offenbart sich meist bei gerichtlichen Auseinandersetzungen.

Geht man von einem Patentstreit zwischen Apple und Samsung aus, bei dem Apple für 5 Patentverletzungen durch Samsung 87 Mio. Euro zugesprochen bekam, betrifft das 17,4 Mio. pro Patent. (Zeit online (2014) Samsung muss Apple Schadenersatz zahlen, Zugriff: 31.08.2014)

In Deutschland beziffern sich die Streitwerte nicht ganz so hoch.

Offenlegungsschriften gelten als ungeschützte Patentdokumente und haben den materiellen Wert von 0 €. Achtung: Sobald aber das Patent erteilt wird, ändert sich die Sachlage.

Das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BiMoG) erlaubt es Unternehmen, Patente als immaterielle Werte in die Bilanz aufzunehmen.

  1. Erfinder und/oder Eigentümer von Patenten

Jeder Erfinder, der bei einem Unternehmen fest angestellt ist, ist nach dem Arbeitnehmererfindungsgesetz verpflichtet, seinem Arbeitgeber die Erfindung unverzüglich schriftlich mitzuteilen. Der Arbeitgeber entscheidet dann, ob er die Diensterfindung in Anspruch nehmen möchte oder nicht. Nimmt er die Erfindung in Anspruch, ist er Eigentümer der Erfindung. Nimmt er sie nicht in Anspruch, steht es jedem Erfinder frei, seine Erfindung   selbst beim Patentamt einzureichen.

  1. Erfindung und Urheberrecht

 Darstellungen wissenschaftlicher oder technischer Art, wie Zeichnungen, Pläne, Karten, Skizzen, Tabellen, Sprachwerke, Schriftwerke, plastische Darstellungen, Reden und Computerprogramme sind geistige Schöpfungen und zählen gemäß § 2 UrhG zu den geschützten Werken.

Der Begriff der Erfindung ist laut Schulte, dem Standardwerk der Patentanwälte, ein unbestimmter Rechtsbegriff, dessen Ausfüllung der Rechtsprechung und der Lehre überlassen werden.

Das einzige brauchbare Abgrenzungskriterium für die Erfindung gegenüber anderen geistigen Leistungen ist der Bezug zur Technik. Damit unterliegt es dem Patentgesetz und nicht mehr dem Urheberrechtsgesetz (UrhG).

  1. Neue Lösungsansätze durch die kombinierte Versuchs-und-Irrtum-Methode

 In der Literatur werden viele Methoden zur Lösung technischer Problemstellungen propagiert.

Ich halte die systematische Herangehensweise als eine Grundvoraussetzung, um auf wissenschaftlichem Weg neue Lösungsansätze, neue Lösungsideen zu erarbeiten.

Meine Methode bezeichne ich als „kombinierte Versuchs-und-Irrtum-Methode“ (kurz: koVIM).

Sie hat mir geholfen, bei verzwickten, widersprüchlichen technischen Problemstellungen Lösungen zu finden und zum Patent anzumelden.

 

Können Sie sich vorstellen, einmal mit Ihren Studierenden einen Ausflug in diese andere Art der Recherche zu wagen?

 

Über den Autor

HahnlWolfgang

Erfindungen und Patente faszinieren Dr.-Ing. Wolfgang Hahnl seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn. Er verfügt über mehr als 35 Jahre Erfahrung als Entwicklungsingenieur und hat 83 Erfindungen in Deutschland und den USA zum Patent angemeldet.

Seine Erfahrung hat Dr. Hahnl sowohl als nebenberuflicher Dozent und Betreuer von Diplomarbeiten weitergegeben als auch für die Projektleitung mehrerer von BMBF geförderter Verbundprojekte genutzt. Auch noch im Ruhestand betreut er seit 2013 ein vom BMWi gefördertes Projekt zur Nutzung von Strahlungswärme in der Stahlindustrie zur direkten Umwandlung in Elektroenergie mittels thermoelektrischer Generatoren.

In Dr. Hahnls Buch „Praktische Methoden des Erfindens – Kreativität und Patentschutz“ (Springer 2015) können Sie neben allen Informationen aus dem Artikel 35 Internetadressen öffentlich zugänglicher elektronischer Patentarchive, mit Beispielen für Syntax und Suchanfragen uvm. ausführlich nachlesen.

Weitere Informationen zum Autor finden Sie auch im XING-Netzwerk.

 

 

Achtung, Literatur: Warum in der Lehre der Umgang mit Literatur ein undankbares Thema ist

Wissenschaftliches Arbeiten ist ohne Literatur kaum denkbar. Für die Lehre bedeutet das: Bei der Vermittlung des entsprechenden Know-hows darf nichts schiefgehen. Nach den entsprechenden Unterrichtseinheiten sollen die Studierenden in der Lage sein, eigenständig Literatur zu recherchieren, aus der Trefferliste eine geeignete Auswahl zu ermitteln und diese Titel so zu erfassen, dass sie die Quellen beim Schreiben reibungslos weiterverarbeiten können.

In diesem Beitrag geht es also darum,

  • welche Punkte beim Thema Literaturrecherche unbedingt erwähnt werden müssen
  • wie die Studierenden lernen können, Literatur zu beurteilen und auszuwerten und
  • was zur Literaturerfassung zu sagen ist.

Während es relativ leicht ist, die Recherchetechniken zu vermitteln, stößt man bei den anderen beiden Punkten öfter mal auf Schwierigkeiten. Warum das so ist? Schauen wir es uns einmal Schritt für Schritt an.

Literaturrecherche: Wieso eine Checkliste?

Ergänzend zu der Auflistung in diesem Artikel  zeige ich hier eine kleinteiligere Liste von Punkten zur Literaturrecherche, die ich in jedem Kurs abdecken will. Die Checkliste hilft dabei, nichts zu vergessen. So einfach ist das. Selbstverständlich stehen die wichtigsten Punkte auf den Folien. Doch manchmal kommt einfach etwas dazwischen.

Ab und an entwickelt das Lehrgespräch eine eigene Dynamik, und es bietet sich an, die Themen spontan in einer anderen als der geplanten Reihenfolge durchzugehen.

Oder mitten im Thema ist die Zeit um (zum Beispiel, wenn Sie das vorgehende Thema schneller abschließen konnten und die restliche Zeit noch nutzen wollten).

Viele lehren auch in mehreren Kursen parallel, manchmal auch mit etwas Zeitversatz. Da sollte man dann schon wissen, was genau wo bereits gesagt wurde.

In all diesen Fällen bin ich froh, wenn ich den Überblick behalten und unkompliziert nachvollziehen kann, welche Punkte noch offen sind. Gerade bei so einem zentralen Thema wie der Literaturrecherche.

Hier ist sie, die Literaturrecherchenvermittlungscheckliste

Ist das nicht ein tolles Wort? Aber kümmern wir uns lieber um die Inhalte. Als Lehrende wissen Sie, was hinter den folgenden Punkten steckt. Ich erkläre deshalb nichts, sondern liste wirklich nur auf:

  • Vor- und Nachteile der pragmatischen Herangehensweise (auch bekannt als Schneeballsystem oder Methode der konzentrischen Kreise)
  • Vor- und Nachteile der systematischen Herangehensweise (Fachlexika, Handwörterbücher, Katalogsuche etc.)
  • Organisatorische Unterschiede Stadtbücherei – Universitätsbibliothek
  • Aufbau einer wissenschaftlichen Bibliothek (Präsenzbestand, Lehrbuchsammlung, Freihandbereich, Magazin, Zeitschriftensammlung etc.)
  • Vorlaufzeiten für die Ausleihe (durch Vorbestellung, durch eine eventuell nötige Vormerkung)
  • Richtige Verwendung von Suchbegriffen und Operatoren
  • Schlagworte, Suche über Schlagworte
  • Verhalten bei zu vielen Treffern
  • Verhalten bei zu wenigen Treffern
  • Arbeitserleichternde Möglichkeiten des OPAC (speichern, Liste verschicken, Daten exportieren)
  • Hinweis auf Schulungsangebot der UB (offline und online)
  • Karlsruher Virtueller Katalog (KVK)
  • Fernleihe
  • Datenbanksuche und Alternativen zur UB

Damit sollte das Wesentliche abgedeckt sein. Haben Sie weitere Punkte auf Ihrer Liste? Schreiben Sie sie gern in die Kommentare.

Literaturauswahl: Undankbare Themen, Teil 1

Sie stehen jetzt also an dem Punkt, an dem Sie Ihrem Kurs bereits erläutert haben, wie man nach allen Regeln der Kunst Literatur recherchiert. Eventuell haben Sie sogar gemeinsam der Bibliothek einen Besuch abgestattet.

Was danach kommt, finde ich schwierig zu vermitteln. Die Auswahl der passenden Literatur ist, gerade für Erstsemester (wo ich es oft unterrichte), ein heikles Thema. Als Anfänger versuchen die Studierenden gerade erst, sich im Wissenschaftsbetrieb zu orientieren, und jetzt müssen sie plötzlich Werke von den Etablierten des Faches auf deren Tauglichkeit prüfen.

  • Zum einen sollen die Studierenden die Nützlichkeit einer Quelle für ihre Fragestellung abschätzen. (Das klappt gerade noch so.)
  • Zum anderen sollen sie die Wissenschaftlichkeit der Quelle beurteilen. (Das geht bei den eindeutigen Fällen gut und ansonsten eher schlecht.) Wie sollen Neulinge ad hoc wissen, ob das vorliegende Werk von einem mittelmäßigen Populärwissenschaftler oder einer echten Koryphäe ihres (ihnen noch ziemlich neuen) Faches stammt?

Als Dozentin fühle ich mich an der Stelle ein klein wenig hilflos. Ich behelfe mir damit, den Studierenden eine, genau genommen zwei, Listen mit Auswahlkriterien an die Hand zu geben. Leider handelt es sich bei den Kriterien nur um bedenkenswerte Aspekte, und nicht um etwas, bei dem wir nach dem „Hop oder top“-Prinzip vorgehen dürften.

Jede Quelle durchläuft zwei Filter

Die Idee der zwei Filter bei der Beurteilung von wissenschaftlicher Literatur habe ich zu Beginn meiner Lehrtätigkeit von Brink (Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten, mittlerweile 5. Aufl., 2013, Springer Gabler) übernommen und angepasst. Mit dieser Relevanzprüfung lässt sich die Menge an Treffern bei der OPAC-Recherche auf das Wesentliche reduzieren.

Beim ersten Filter versucht man herauszufinden, ob eine Quelle aus der Trefferliste überhaupt beachtet werden soll. Als Informationen steht alles zur Verfügung, was im Katalog oder auch online herausgefunden werden kann. Die Kriterien des ersten Filters lauten u.a.: Titel und Untertitel, Verfasser und Herausgeber, Erscheinungsjahr und Auflage, Verlag, Reihe und Inhaltsverzeichnis. Hält eine Quelle diesen Kriterien stand, wird sie ausgeliehen.

Beim zweiten Filter geht es dann darum, ob eine Quelle intensiv bearbeitet und in der eigenen Arbeit verwendet werden soll. Die Kriterien des zweiten Filters lauten u.a.: Klappentext und/oder Rückseite, Vorwort, Einleitung und Zusammenfassung, Geleitwort (bei Dissertationen), Literaturverzeichnis, Zitate und Rezensionen. Das ist bereits ein Vorgriff auf das Thema Lesetechniken, insbesondere das Kursivlesen, das vielerorts im Wissenschaftlichen Arbeit auch vermittelt wird.

(Wenn Sie mehr über die zwei Filter lesen wollen, empfehle ich Ihnen den Ratgeber von Brink. Dort ist alles genau geklärt, hier würde es den Rahmen sprengen.)

Für die Studierenden kommt bei diesem Thema ziemlich viel Neues auf einmal. Das macht die Sache nicht gerade leichter.

Literaturerfassung: Undankbare Themen, Teil 2

Das dritte Thema dieses Beitrags, das Erfassen von Literatur, halte ich vor allem bei Erstsemestern für fast genauso undankbar wie das Lehren der Literaturauswahl.

Bei einer Handvoll Quellen erschließt sich den Studierenden oft nicht die Notwendigkeit einer sauberen Erfassung. Der Zeitverlust hält sich in Grenzen, wenn man wirklich mal eine fehlende Angabe nachrecherchieren muss, und auch eine Verschlagwortung ist noch nicht nötig, wenn die Zahl der Quellen im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar bleibt. (Merken Sie, wie ich mich davor drücke, eine konkrete Zahl an Quellen zu nennen?)

Deswegen versuche ich an dieser Stelle einfach nur, bei den Studierenden das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass später einmal der Punkt kommen mag, an dem die Freude über eine lückenlose, saubere Erfassung der ausgewählten Literatur groß ist. Oder andersherum: dass man es anderenfalls verfluchen wird, nicht von Tag 1 der Recherche an alle Angaben zu einer Quelle notiert zu haben. Nämlich zum Beispiel in der Nacht vor dem Einreichen der Bachelorarbeit.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf erläutere ich, welche Angaben zu einer Quellen man sich auf jeden Fall notieren sollte (alle nötigen bibliographischen Informationen), welche man sich zur Arbeitserleichterung zusätzlich notieren könnte (Schlagworte, ggf. Abstract, aber auch Standort und Signatur) und welche technischen Möglichkeiten es dafür gibt. Was die Studierenden aus diesem Wissen machen, bekomme ich selten mit.

Wie lehren Sie den Umgang mit Literatur?

Checkliste für eine Rallye durch die Bibliothek

Kindergeburtstag? Wie bei einer Schnitzeljagd werden Kleingruppen durch die Gegend geschickt und müssen dabei verschiedene Aufgaben lösen.

Über die Sinnhaftigkeit eines gemeinsamen Bibliotheksbesuchs und die anzustellenden Vorüberlegungen habe ich hier geschrieben. Eine der Schlussfolgerungen in dem Artikel war, dass es sich für größere Gruppen statt einer klassischen Führung eine Rallye durch die Bibliothek anbietet. Übrigens: Damit das Gefühl eines Kindergeburtstags gar nicht erst aufkommt, empfiehlt es sich, zur Einführung kurz mit den Teilnehmern über die Ziele der Rallye und die gewählte Methode zu sprechen.

Mit den folgenden Fragen und Stichworten will ich Ihnen die Vorbereitung Ihrer Rallye erleichtern.

Hopp oder top: Ist eine Rallye überhaupt erlaubt?

Diese Frage gilt es natürlich mit der Bibliothek abzuklären, bevor Sie sich an die konkrete Planung machen. Die beste Anlaufstelle dafür ist die Abteilung „Führungen und Schulungen“, oder wie auch immer sie in Ihrer Heimatbibliothek heißt. Wenn die Möglichkeit einer so genannten „lehrer-“ bzw. „dozentenzentrierten Führung“ besteht, sollte auch eine Rallye kein Problem sein.

Einschränkungen kann es bezüglich des Zeitraums geben. Die Bibliotheken kennen die besucherintensiven Zeiten und gestatten Besuche größerer Gruppen eher dann, wenn es im Haus leerer ist. Mit etwas Glück deckt sich diese Zeit mit der Ihrer Lehrveranstaltung.

Vorbereitung: Wie sollten Sie die Aufgaben der Rallye gestalten?

Einer der Gründe für den gemeinsamen Bibliotheksbesuch besteht im Kennenlernen der räumlichen Gegebenheiten, kurz gesagt: Wo finde ich was? Sinnvoll ist es daher, wenn die Tour die Studierenden durch verschiedene Bereiche der Bibliothek führt:

  • Ausleihe
  • Lesesaal
  • Freihandbereich inklusive Lehrbuchsammlung
  • Zeitschriftensammlung
  • andere interessante Plätze wie etwa Gruppenarbeitsräume, Scanner/Drucker/Kopierer

Achtung, Stolperfallen!

Die Konzeption einer Rallye ist an zwei Stellen fehleranfällig:

Erstens, die Studierenden sollen die gewünschten Orte auch tatsächlich aufsuchen.

Die Aufgaben dürfen sich nur dann lösen lassen, wenn die Studierenden die Orte ablaufen. Dafür haben Sie die Rallye ja überhaupt erst angesetzt.

Vorsicht also, wenn Sie etwas nachschlagen lassen, das sich mit Leichtigkeit auch durch eine Recherche im OPAC findet. Es genügt demnach nicht, Signaturen oder Autoren und Titel abzufragen. Auch die Inhaltsverzeichnisse der Bücher sind oft im Katalog verlinkt. Also sollten Sie entweder ein Buch wählen, bei dem das nicht der Fall ist, oder Fragen stellen wie „Wie lautet das 5. Wort auf Seite 23?“ (statt „Wie lautet die Überschrift des 5. Kapitels?“).

Bei Orten wie Scanner-Stationen, können Sie als Aufgabe zum Beispiel Informationen vom Typenschild ablesen lassen. Was genau die Studierenden tun müssen, ist eigentlich auch irrelevant – Hauptsache, sie haben den Ort nachweisbar gefunden.

Zweitens, die anzusteuernden Bücher müssen in mehreren Exemplaren zur Verfügung stehen.

Wählen Sie auf jeden Fall Werke, die mehrfach vorhanden sind. Damit erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass am Tag der Rallye mindestens ein Exemplar an Ort und Stelle ist und die Aufgabe lösbar bleibt. Also auf zu den Klassikern und Grundlagenwerken! Es wäre doch frustrierend, wenn die Studierenden die den Zielort gefunden haben und die Aufgabe dennoch nicht lösen können.

Lärmprophylaxe

Zusätzlich zu den zwei genannten Fehlerquellen sollten Sie darauf achten, dass die Anlaufstellen weit auseinanderliegen und außerdem die Gruppen die Aufgaben in verschiedenen Reihenfolgen lösen müssen. Damit verhindern Sie größere Ansammlungen von Studierenden. Denn eine große Gruppe von Studierenden ist immer lauter als mehrere kleine, verteilte Gruppen. Und Sie wollen ja Ihre mühsam erarbeitete Rallye im Folgesemester wahrscheinlich noch einmal durchführen…

Am Tag der Rallye: Die Durchführung

 

  • Treffpunkt

Vereinbaren Sie mit Ihren Studierenden einen gut auffindbaren Treffpunkt wie beispielsweise den Informationsschalter oder einen bestimmten Bereich bei den Schließfächern (die benötigen die Studierenden sowieso, bevor es losgeht).

  • Aufgaben

Jede Kleingruppe erhält ein Aufgabenblatt. (Bisher mache ich das in der Papiervariante. Hat jemand Erfahrung damit, die Aufgabenblätter elektronisch zur Verfügung zu stellen?)

Achtung: Smartphones

Bei der Navigation durch die Bibliothek ist es für die Studierenden ziemlich praktisch, mit dem Smartphone von jeder Stelle aus die gerade benötigten Informationen nachschlagen zu können und dafür nicht immer wieder zu einem Computer laufen zu müssen.

Allerdings erlauben die Telefone auch den Kontakt der Gruppen untereinander, so dass Lösungen leicht weitergegeben werden können. Aus Sicht der Studierenden ist das natürlich phantastisch, aus Sicht der Dozierenden weniger. Der Lerneffekt geht dann gegen Null.

Bei meinen Aufgabenblättern ist daher nicht von vorneherein erkenntlich, dass jede Gruppe unterschiedliche Aufgaben lösen muss. Das erschwert zumindest ein bisschen die Weitergabe von Lösungen, auch wenn ich noch nicht so recht glücklich damit bin.

  • Hinweise zum Ablauf

Neben den Fragen sollten auch Hinweise zum Ablauf der Rallye enthalten sein. Leider ist es nicht allen von vorneherein klar, dass sie sich ruhig zu verhalten haben. Es kann also nicht schaden, darauf auch schriftlich noch einmal hinzuweisen. Außerdem sollten die Studierenden auf dem Blatt nachlesen können, was zu tun ist, wenn alle Aufgaben gelöst sind bzw. wenn sie nicht weiterkommen. Spielen Sie den Ablauf für sich einmal gedanklich durch. Dann sollten Sie schnell merken, ob noch Informationen fehlen.

  • Ihr Standort

Sie selbst benötigen einen Aufenthaltsort, an dem Sie bei Bedarf leicht zu finden sind, es einigermaßen komfortabel haben (denn die Gruppen sind ja dann erst einmal eine Weile lang unterwegs) und an dem Sie niemanden stören, wenn die Gruppen zur Besprechung der Lösungen bei Ihnen ankommen. Ein Gruppenarbeitsraum bietet sich an.

Und dann kann es auch schon losgehen! Seien Sie gespannt, wie viel Zeit zwischen der Ankunft der schnellsten und der langsamsten Gruppe liegt!

Die Checkliste

Zum Abschluss habe ich noch einmal alle Punkte in einer Checkliste für Sie zusammengestellt:

1) Mit der Bibliothek abklären, ob und wann eine Rallye erlaubt ist.

2) Vortour machen mit dem Ziel

  • die Aufgaben zu erstellen
  • einen Treffpunkt festzulegen
  • den eigenen Aufenthaltsort für die Dauer der Rallye festzulegen

Praktisch ist es, die Aufgaben und Lösungen direkt in einer Datei zu erfassen. Planen Sie für die Vortour lieber etwas mehr Zeit ein! Die Erstellung der Aufgaben in mehreren Varianten nimmt viel Zeit in Anspruch.

3) Aufgabenblätter fertigstellen und vervielfältigen

Welche „Regieanweisungen“ für die Studierenden sollen auf dem Aufgabenblatt stehen?

  • „Bitte ruhig verhalten!“
  • Was ist zu tun, wenn alle Aufgaben gelöst sind?
  • Was ist zu tun, wenn man nicht weiterkommt?

4) Den Ablauf im Geiste durchspielen

  • Was passiert in welcher Reihenfolge?
  • Müssen Studierende, die falsche Lösungen präsentieren, noch einmal losziehen?
  • Gibt es ein gemeinsames Ende der Veranstaltung? Eine Nachbesprechung?

5) Am Tag der Rallye

  • kurze Einführung am Treffpunkt geben
  • Aufgabenblätter verteilen
  • Lösungen bereithalten

Haben Sie Ergänzungen zu der Checkliste? Was hat sich bei Ihnen bewährt?

Universitätsbibliothek : „Und rechts sehen Sie den Präsenzbestand…“

Es führt kein Weg daran vorbei: Irgendwann benötigt jeder Literatur, wenn eine wissenschaftliche Arbeit anzufertigen ist. Manche steuern die Bibliothek gleich am Anfang an, wenn sie noch nach einem Thema oder einer Fragestellung suchen. Sie sichten erst einmal viele Quellen und lesen sich ein. Andere wissen schon, in welche Richtung ihre Arbeit gehen soll, und können gezielter recherchieren. In beiden Fällen ist es unabdingbar, die Techniken der Literatursuche zu beherrschen.

Das nötige Wissen über die Literaturrecherche lässt sich sehr gut in der Lehrveranstaltung vermitteln:

  • Wie ist eine wissenschaftliche Bibliothek grundsätzlich aufgebaut?
  • Was ist dort anders organisiert als etwa in einer Stadtbücherei?
  • Wie funktioniert ein OPAC?
  • Welche Strategien kann ich bei der Literatursuche anwenden?
  • Wieso sollte ich nicht nur im Internet nach Quellen suchen?

Um diese Inhalte zu vermitteln, müssen wir den Hörsaal theoretisch nicht verlassen. All das lässt sich mündlich, anhand unterstützender Folien und mit ein bis zwei Ausflügen in die weite Welt des Internets, sehr anschaulich lehren. (In diesem Artikel habe ich mehr dazu geschrieben.)

Was bringt ein gemeinsamer Besuch in der Bibliothek?

Wieso also sollte ich mit dem kompletten Kurs der Bibliothek einen Besuch abstatten? Dieses Thema möchte ich zuerst aus der Perspektive der Studierenden betrachten. Danach schildere ich, welche Aspekte bei der Vorbereitung zu beachten sind.

Das „Pro“ aus Sicht der Studierenden

 

  • Das Zurechtfinden in einer wissenschaftlichen Bibliothek ist kompliziert.

Solche Bibliotheken sind im Regelfall groß und auf den ersten Blick unübersichtlich: Es hilft, wenn man die verschiedenen Bereiche direkt vor Ort gezeigt bekommt und etwa ausleihbare Bücher vom Präsenzbestand unterscheiden lernt. Neulinge sparen einiges an Zeit, wenn jemand ihnen die wichtigsten Informationen an Ort und Stelle weitergibt.

  • Ein gemeinsamer Bibliotheksbesuch nimmt eventuelle Schwellenängste.

Gerade bei Studierenden aus Familien ohne akademischen Hintergrund ist das manchmal ein Thema. Oder besser gesagt: Es ist eben kein Thema, denn fast niemand spricht es offen aus. Einige hegen die Befürchtung, das Angebot der Bibliothek gar nicht nutzen zu dürfen (Zugang nur für „echte Wissenschaftler“). Einige haben Angst, sich mangels Erfahrung falsch zu verhalten, sich zu blamieren und direkt als Unwissender erkannt zu werden. Diese Studierenden profitieren davon, den ersten Besuch nicht alleine meistern zu müssen, sondern innerhalb einer Gruppe unterwegs zu sein.

Das „Contra“ aus Sicht der Studierenden

 

  • Manche Studierende empfinden den gemeinsamen Besuch der Bibliothek als Zeitverschwendung.

Sie wären mit den Erklärungen in der Lehrveranstaltung und einer selbständigen Suche schneller vorangekommen. Sie hätten die Zeit besser nutzen können , indem sie gezielt für ihre eigene Arbeit recherchieren.

  • Manche Studierende empfinden einen gemeinsamen Bibliotheksbesuch als nicht angemessen.

So eine Veranstaltung hat etwas von Schulausflug und Projekttagen und An-die-Hand-genommen-werden. Wenn jemand Schwellenängste hat, soll er sie ihrer Meinung nach eben einfach überwinden.

Der Blick auf die Rahmenbedingungen

Hat man als Dozent seinen Standpunkt zu den angesprochenen Aspekten gefunden, geht es an die Vorüberlegungen für die Umsetzung. (Wie) ist ein gemeinsamer Bibliotheksbesuch überhaupt sinnvoll zu gestalten? Folgende zwei Punkte sind abzuwägen:

1. Gruppengröße

Bei überschaubaren Gruppen ist eine gemeinsame Führung durch die Lehrkraft gut machbar. Das muss selbstverständlich im Vorfeld mit der Bibliothek abgestimmt sein. Alternativ kann man „outsourcen“ und das Schulungsangebot der Bibliothek nutzen. Hierdurch entstehen manchmal Kosten, das wird von Bibliothek zu Bibliothek unterschiedlich gehandhabt.

Zur Vertiefung können im Anschluss an den Rundgang zusätzliche Arbeitsaufträge für einzelne Studierende oder Kleingruppen gegeben und ausgewertet werden, so dass diese sich nicht nur „berieseln“ lassen, sondern auch selbst aktiv werden müssen.

Bei größeren Gruppen bietet sich eine Rallye durch die Bibliothek an. Dabei schickt man wie bei einer Schnitzeljagd die Kleingruppen zeitlich versetzt und/oder in verschiedene Richtungen los, so dass immer nur wenige Personen gemeinsam durch die Räume gehen. Verschiedene Aufgaben müssen gelöst werden. Die Gruppenmitglieder können sich dabei gut im Flüsterton abstimmen, dadurch hält sich der Lärm in Grenzen.

2. Aufwand

Im Vergleich zu einer regulären Lehrveranstaltung fällt natürlich bei einer solchen Exkursion mehr Aufwand an.

Je nach den örtlichen Gegebenheiten sollte die Zeit für die Anfahrt berücksichtigt werden. Gerade wenn direkt vor oder nach dem Besuch der Bibliothek andere Lehrveranstaltungen stattfinden, wird es unter Umständen zeitlich eng für die Betroffenen.

Die Vorbereitungszeit variiert je nach der eingesetzten Methode.

  • Führt man die Gruppe selbst durch die Räume, setzt das ein gewisses Maß an Ortskenntnis voraus. Zumindest ein grober Plan der anzusteuernden Bereiche sollte vorab erstellt werden – sei es durch reines Überlegen vom Schreibtisch aus, sei es durch eine „Vortour“.
  • Bei einer Führung durch Angestellte der Bibliothek reduziert sich der Vorbereitungsaufwand auf die Absprachen im Vorfeld. Danach kann man sich entspannt zurücklehnen. Während der Führung muss man auch nichts weiter tun, als eventuell auftretende kleinere Fragen zu den Besonderheiten des eigenen Fachgebiets zu beantworten. Das Allgemeine erledigen die Bibliotheksmitarbeiter.
  • Die aufwändigste Vorbereitung bringt eine Rallye mit sich. Die Aufgaben müssen erstellt und die Lösungen dokumentiert werden. (Eine Checkliste zur Vorbereitung und Durchführung habe ich hier eingestellt.) Zurück am Schreibtisch gilt es, die Aufgabenblätter niederzuschreiben und zu vervielfältigen. Die Durchführung der Rallye erfordert zudem für den Dozenten einen Raum oder zumindest eine abgelegene Stelle, an der man mit seinen kurzen Besprechungen die anderen Nutzer nicht stört. Das muss wiederum rechtzeitig mit der Bibliothek abgestimmt werden.

Fazit

Der Bibliotheksbesuch mit dem gesamten Kurs kann eine willkommene Ergänzung der Lehrveranstaltung sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Je nach Gestaltung des Besuchs fällt mehr oder weniger Vorbereitung an. Der Nutzen liegt für manche Studierende in der Zeitersparnis, für andere in der Überwindung ihrer Schwellenängste. Da über Letzteres kaum jemand offen spricht, ist dieser Nutzen nicht direkt greifbar.

Denkbar wäre es, den Besuch auf freiwilliger Basis anzubieten, um allen Interessenlagen gerecht zu werden. Dann können diejenigen teilnehmen, die sich etwas davon versprechen, und alle anderen ziehen auf eigene Faust los.

Wie machen Sie das denn in Ihren Kursen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?