Wofür Ihnen die Studierenden wirklich dankbar sein werden

Ein Gastartikel von Sandra Müller, Master-Studierende der Übersetzungswissenschaften

Literaturverwaltungssoftware! Für mich als Studierende war diese Entdeckung in Bezug auf das wissenschaftliche Arbeiten während meiner Studienzeit einer der größten Augenöffner! Oder genauer gesagt, in meinem Fall: Citavi. Bis heute finde ich es bei jeder Haus- oder Abschlussarbeit immer wieder aufs Neue faszinierend, wie viel Zeit man mit einem einzigen Tool sparen kann und wie leicht einem bestimmte Arbeitsschritte und die Organisation der gesamten Arbeit gemacht werden.

Was ich hingegen schade finde, ist, dass ich diesen Aha-Moment eher zufällig und durch viel eigenes Zutun erreichen musste. Und dass vielen meiner Mitstudierenden dieser Moment deshalb vermutlich vorenthalten bleiben wird…

Woran es aktuell noch scheitert…

Wäre es nicht viel schöner, wenn Veranstaltungen und Dozierende gäbe, die auf so ein effizientes und hilfreiches Tool verweisen würden? Na klar, denken Sie sich jetzt vermutlich, jetzt sollen wir uns den Schuh auch noch anziehen – dabei sind es doch die Studierenden, die keine Lust haben, sich überhaupt mit wissenschaftlichem Arbeiten auseinanderzusetzen…

Ich würde gerne behaupten: es stimmt beides.

Natürlich gibt es genügend Studierende die bei Veranstaltungen mit Namen wie „Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten“ nur müde abwinken und meinen, sie können ihre Hausarbeiten schon irgendwie aus dem Ärmel schütteln, aber… In wie vielen solcher Veranstaltungen werden Literaturverwaltungsprogramme überhaupt angesprochen, geschweige denn genauer erläutert?

Aus meiner Erfahrung bisher: In den wenigsten!

Fehlende Information in den Veranstaltungen

Aber warum denn eigentlich? Liegt es daran, dass die Dozierenden selbst nicht so viel mit Literaturverwaltungssoftware arbeiten oder den Nutzen für Studierende nicht sehen? Gibt es in diesen Veranstaltungen keine Zeit für so etwas? Wird es von den Verantwortlichen, der Studiengangsplanung nicht gewollt? Ich weiß nicht… Vielleicht hab Sie da ja eine gute Idee?! 😉 Schreiben Sie es gerne in die Kommentare.

In meinem ersten Bachelor-Studiengang bin ich kurz vor knapp – will heißen, im letzten Semester – und eher zufällig auf eine Veranstaltung der Hochschulbibliothek gestolpert: eine kurzes Einführungsseminar in das Arbeiten mit Citavi. Im Master-Studiengang gab es gar keine Angebote zum wissenschaftlichen Arbeiten mehr – es wurde quasi vorausgesetzt, dass man das kann. Schließlich hat man ja schon eine Bachelorarbeit geschrieben… Nach einer Umorientierung fand ich mich in meinem zweiten Bachelor-Studiengang wieder und habe ich dann immerhin eine Übung zum wissenschaftlichen Arbeiten im Vorlesungsverzeichnis gefunden – im Wahlpflichtbereich. Aber von Literaturverwaltungssoftware keine Rede.

Man kann mir also nicht unbedingt fehlenden Willen vorwerfen.

Fehlender Wille und fehlendes Interesse der Studierenden

Natürlich gibt es vermutlich einige Kommiliton:innen, denen dieser Wille generell fehlt… Aber schauen wir uns doch lieber die ganz vielen Studierenden dazwischen an: Die, die sich vielleicht gerne damit auseinandersetzen wollen, aber es bisher nicht tun. Die folgenden Dinge habe ich schon von der einen oder anderen Person dazu gehört:

  • Oh, Citavi klingt irgendwie cool… aber irgendwie ist mir das zu anstrengend mich da für eine große Abschlussarbeit einzuarbeiten.
  • Literaturverwaltungssoftware scheint echt hilfreich zu sein… Aber da gibt es so viele Möglichkeiten, ich wüsste gar nicht, wie ich da überhaupt die richtige auswählen soll.
  • Für ein paar Zitate brauch ich doch keine extra Software, das schaff ich gerade auch noch so, pff!

Status Quo ändern mit den richtigen Angeboten

Wäre es nicht das Ideal, wenn man genau diese Studierende einfangen könnte? Die Frage ist nur: Wie?

Ich denke: Mit den richtigen Informationen und passenden, interessanten Veranstaltungen im Curriculum, in denen Literaturverwaltungssoftware auch angesprochen und gezeigt wird!

Nehmen wir zum Beispiel die Gruppe, die nicht weiß, wie sie sich für eine Software entscheiden soll und deshalb gar nicht erst anfängt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Diesen Studierenden ist oft schon geholfen, wenn das Thema Literaturverwaltung in der Veranstaltung angesprochen und die Tools mit einer kurzen Tabelle mit den jeweiligen Vor- und Nachteilen illustriert wird.

Die Personen, die finden, dass Citavi irgendwie cool klingt, aber die sich nicht sicher sind, ob sich der Aufwand in Bezug auf den Nutzen lohnt, brauchen etwas mehr Informationen. Hier braucht es vermutlich eine ganze Sitzung, um ihnen das Thema Citavi näherzubringen und zu zeigen, dass es gar nicht so kompliziert ist, wie es im ersten Moment vielleicht wirkt. Und wie groß der Nutzen tatsächlich ist – denn Citavi lohnt sich nicht nur bei der Bachelorarbeit. Überhaupt – wer sagt denn, dass die Bachelorarbeit die einzige große wissenschaftliche Arbeit bleibt, die man schreibt? Aus Erfahrung kann ich sagen: Das Leben kommt meist anders als man denkt… Aber das ist eine andere Geschichte. 😉 

Tja… und die letzte Gruppe? Nun, die brauchen vielleicht eine etwas tiefergehende Einarbeitung in Citavi, um zu erkennen, dass es dabei eben nicht nur um ein paar Zitate geht. Wenn diese Studierenden sehen, wie viel Citavi kann und wie viel leichter man sich Recherche, Literaturerfassung und Co. machen kann, sind sie sicherlich ziemlich schnell begeistert!

Worum es wirklich geht…

Es geht also gar nicht darum, den Studierenden Citavi (oder eine andere Literaturverwaltungssoftware) von vorne bis hinten durchzukauen, sondern eher darum, mit angepassten Infos, das Interesse zu wecken bzw. den individuellen Nutzen aufzuzeigen. Den Studierenden also etwas von der Überforderung abzunehmen, wenn man vor der Auswahl steht oder sich dem großen Funktionsumfang das erste Mal gegenübersieht. Listen Sie die wichtigsten Funktionen doch einfach mal für Ihre Studierenden auf und erklären Sie in ein bis zwei Sätzen, wie das Ganze grob funktioniert:

  • Ein Projekt anlegen
  • Eine Quelle aufnehmen
  • Die Software mit Word verbinden
  • Zitate mit der Software aufnehmen und in die Arbeit aufnehmen

Wenn Sie sich vielleicht mit Literaturverwaltungssoftware selbst noch nicht auskennen und jetzt denken: Puuhhh, das klingt ja alles ziemlich gut, aber wie soll ich mich da bloß einarbeiten (kommt Ihnen die Haltung bekannt vor? 😉), dann habe ich noch einen Link für Sie. Die Technische Universität München gibt einen guten und schnellen Überblick über die verschiedenen Optionen, der ab und an aktualisiert wird: http://mediatum.ub.tum.de/node?id=1316333

Und was denken Sie? Sind wir Studierenden zu faul, um uns mit Thema auseinanderzusetzen oder fehlt hier das richtige Angebot? Oder stimmen Sie mir zu, dass vielleicht beides zutrifft?!

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Achtung, Literatur: Warum in der Lehre der Umgang mit Literatur ein undankbares Thema ist

Wissenschaftliches Arbeiten ist ohne Literatur kaum denkbar. Für die Lehre bedeutet das: Bei der Vermittlung des entsprechenden Know-hows darf nichts schiefgehen. Nach den entsprechenden Unterrichtseinheiten sollen die Studierenden in der Lage sein, eigenständig Literatur zu recherchieren, aus der Trefferliste eine geeignete Auswahl zu ermitteln und diese Titel so zu erfassen, dass sie die Quellen beim Schreiben reibungslos weiterverarbeiten können.

In diesem Beitrag geht es also darum,

  • welche Punkte beim Thema Literaturrecherche unbedingt erwähnt werden müssen
  • wie die Studierenden lernen können, Literatur zu beurteilen und auszuwerten und
  • was zur Literaturerfassung zu sagen ist.

Während es relativ leicht ist, die Recherchetechniken zu vermitteln, stößt man bei den anderen beiden Punkten öfter mal auf Schwierigkeiten. Warum das so ist? Schauen wir es uns einmal Schritt für Schritt an.

Literaturrecherche: Wieso eine Checkliste?

Ergänzend zu der Auflistung in diesem Artikel  zeige ich hier eine kleinteiligere Liste von Punkten zur Literaturrecherche, die ich in jedem Kurs abdecken will. Die Checkliste hilft dabei, nichts zu vergessen. So einfach ist das. Selbstverständlich stehen die wichtigsten Punkte auf den Folien. Doch manchmal kommt einfach etwas dazwischen.

Ab und an entwickelt das Lehrgespräch eine eigene Dynamik, und es bietet sich an, die Themen spontan in einer anderen als der geplanten Reihenfolge durchzugehen.

Oder mitten im Thema ist die Zeit um (zum Beispiel, wenn Sie das vorgehende Thema schneller abschließen konnten und die restliche Zeit noch nutzen wollten).

Viele lehren auch in mehreren Kursen parallel, manchmal auch mit etwas Zeitversatz. Da sollte man dann schon wissen, was genau wo bereits gesagt wurde.

In all diesen Fällen bin ich froh, wenn ich den Überblick behalten und unkompliziert nachvollziehen kann, welche Punkte noch offen sind. Gerade bei so einem zentralen Thema wie der Literaturrecherche.

Hier ist sie, die Literaturrecherchenvermittlungscheckliste

Ist das nicht ein tolles Wort? Aber kümmern wir uns lieber um die Inhalte. Als Lehrende wissen Sie, was hinter den folgenden Punkten steckt. Ich erkläre deshalb nichts, sondern liste wirklich nur auf:

  • Vor- und Nachteile der pragmatischen Herangehensweise (auch bekannt als Schneeballsystem oder Methode der konzentrischen Kreise)
  • Vor- und Nachteile der systematischen Herangehensweise (Fachlexika, Handwörterbücher, Katalogsuche etc.)
  • Organisatorische Unterschiede Stadtbücherei – Universitätsbibliothek
  • Aufbau einer wissenschaftlichen Bibliothek (Präsenzbestand, Lehrbuchsammlung, Freihandbereich, Magazin, Zeitschriftensammlung etc.)
  • Vorlaufzeiten für die Ausleihe (durch Vorbestellung, durch eine eventuell nötige Vormerkung)
  • Richtige Verwendung von Suchbegriffen und Operatoren
  • Schlagworte, Suche über Schlagworte
  • Verhalten bei zu vielen Treffern
  • Verhalten bei zu wenigen Treffern
  • Arbeitserleichternde Möglichkeiten des OPAC (speichern, Liste verschicken, Daten exportieren)
  • Hinweis auf Schulungsangebot der UB (offline und online)
  • Karlsruher Virtueller Katalog (KVK)
  • Fernleihe
  • Datenbanksuche und Alternativen zur UB

Damit sollte das Wesentliche abgedeckt sein. Haben Sie weitere Punkte auf Ihrer Liste? Schreiben Sie sie gern in die Kommentare.

Literaturauswahl: Undankbare Themen, Teil 1

Sie stehen jetzt also an dem Punkt, an dem Sie Ihrem Kurs bereits erläutert haben, wie man nach allen Regeln der Kunst Literatur recherchiert. Eventuell haben Sie sogar gemeinsam der Bibliothek einen Besuch abgestattet.

Was danach kommt, finde ich schwierig zu vermitteln. Die Auswahl der passenden Literatur ist, gerade für Erstsemester (wo ich es oft unterrichte), ein heikles Thema. Als Anfänger versuchen die Studierenden gerade erst, sich im Wissenschaftsbetrieb zu orientieren, und jetzt müssen sie plötzlich Werke von den Etablierten des Faches auf deren Tauglichkeit prüfen.

  • Zum einen sollen die Studierenden die Nützlichkeit einer Quelle für ihre Fragestellung abschätzen. (Das klappt gerade noch so.)
  • Zum anderen sollen sie die Wissenschaftlichkeit der Quelle beurteilen. (Das geht bei den eindeutigen Fällen gut und ansonsten eher schlecht.) Wie sollen Neulinge ad hoc wissen, ob das vorliegende Werk von einem mittelmäßigen Populärwissenschaftler oder einer echten Koryphäe ihres (ihnen noch ziemlich neuen) Faches stammt?

Als Dozentin fühle ich mich an der Stelle ein klein wenig hilflos. Ich behelfe mir damit, den Studierenden eine, genau genommen zwei, Listen mit Auswahlkriterien an die Hand zu geben. Leider handelt es sich bei den Kriterien nur um bedenkenswerte Aspekte, und nicht um etwas, bei dem wir nach dem „Hop oder top“-Prinzip vorgehen dürften.

Jede Quelle durchläuft zwei Filter

Die Idee der zwei Filter bei der Beurteilung von wissenschaftlicher Literatur habe ich zu Beginn meiner Lehrtätigkeit von Brink (Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten, mittlerweile 5. Aufl., 2013, Springer Gabler) übernommen und angepasst. Mit dieser Relevanzprüfung lässt sich die Menge an Treffern bei der OPAC-Recherche auf das Wesentliche reduzieren.

Beim ersten Filter versucht man herauszufinden, ob eine Quelle aus der Trefferliste überhaupt beachtet werden soll. Als Informationen steht alles zur Verfügung, was im Katalog oder auch online herausgefunden werden kann. Die Kriterien des ersten Filters lauten u.a.: Titel und Untertitel, Verfasser und Herausgeber, Erscheinungsjahr und Auflage, Verlag, Reihe und Inhaltsverzeichnis. Hält eine Quelle diesen Kriterien stand, wird sie ausgeliehen.

Beim zweiten Filter geht es dann darum, ob eine Quelle intensiv bearbeitet und in der eigenen Arbeit verwendet werden soll. Die Kriterien des zweiten Filters lauten u.a.: Klappentext und/oder Rückseite, Vorwort, Einleitung und Zusammenfassung, Geleitwort (bei Dissertationen), Literaturverzeichnis, Zitate und Rezensionen. Das ist bereits ein Vorgriff auf das Thema Lesetechniken, insbesondere das Kursivlesen, das vielerorts im Wissenschaftlichen Arbeit auch vermittelt wird.

(Wenn Sie mehr über die zwei Filter lesen wollen, empfehle ich Ihnen den Ratgeber von Brink. Dort ist alles genau geklärt, hier würde es den Rahmen sprengen.)

Für die Studierenden kommt bei diesem Thema ziemlich viel Neues auf einmal. Das macht die Sache nicht gerade leichter.

Literaturerfassung: Undankbare Themen, Teil 2

Das dritte Thema dieses Beitrags, das Erfassen von Literatur, halte ich vor allem bei Erstsemestern für fast genauso undankbar wie das Lehren der Literaturauswahl.

Bei einer Handvoll Quellen erschließt sich den Studierenden oft nicht die Notwendigkeit einer sauberen Erfassung. Der Zeitverlust hält sich in Grenzen, wenn man wirklich mal eine fehlende Angabe nachrecherchieren muss, und auch eine Verschlagwortung ist noch nicht nötig, wenn die Zahl der Quellen im wahrsten Sinne des Wortes überschaubar bleibt. (Merken Sie, wie ich mich davor drücke, eine konkrete Zahl an Quellen zu nennen?)

Deswegen versuche ich an dieser Stelle einfach nur, bei den Studierenden das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass später einmal der Punkt kommen mag, an dem die Freude über eine lückenlose, saubere Erfassung der ausgewählten Literatur groß ist. Oder andersherum: dass man es anderenfalls verfluchen wird, nicht von Tag 1 der Recherche an alle Angaben zu einer Quelle notiert zu haben. Nämlich zum Beispiel in der Nacht vor dem Einreichen der Bachelorarbeit.

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf erläutere ich, welche Angaben zu einer Quellen man sich auf jeden Fall notieren sollte (alle nötigen bibliographischen Informationen), welche man sich zur Arbeitserleichterung zusätzlich notieren könnte (Schlagworte, ggf. Abstract, aber auch Standort und Signatur) und welche technischen Möglichkeiten es dafür gibt. Was die Studierenden aus diesem Wissen machen, bekomme ich selten mit.

Wie lehren Sie den Umgang mit Literatur?