CitApp: Wissen aufbauen

CitApp: Das Jura-Zitierspiel der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Preis: kostenlos

Ein Gastbeitrag von David Achenbach

Mit der Applikation „CitApp: Das Jura-Zitierspiel“ (Achtung: gleichnamige Termin-App) hat die Universität Halle-Wittenberg ein gut programmiertes Spiel zum juristischen Zitieren für Google Android und Windows 10 erstellt. Mit Fleiß und Konzentration können grundlegende Zitierweisen der Rechtswissenschaft in spielerischer Umgebung erlernt werden.

Auf die Spielwiese

Die App ist unkompliziert und schnell via Google Play auf das Smartphone zu laden. Eine ständige Internetverbindung ist nicht erforderlich, sodass die Studierenden jederzeit eine Runde lernen können. Auch fragwürdige Berechtigungen müssen nicht eingeräumt werden.

Für Microsoft Windows ist eine Zip-Datei herunterzuladen und zu entpacken, auch dann kann es losgehen (CitApp.exe).

Ladezeiten sind kurz und es entsteht keinerlei Problematik im Spielverlauf. Kehrt man zum Hauptmenü zurück, wird die Sitzung automatisch gespeichert. Nichts stört in dieser Hinsicht das fokussierte Spielen und Lernen.

Optisch ist die Gestaltung schlicht und schön. Kleine Figuren, genannt Citlinge, huschen über den Bildschirm. Es sind Bäume, Felsen und Teiche zu sehen. Geradezu idyllisch diese kleine Stadt. Im Zentrum erleuchtet – wie könnte es anders sein – die Bibliothek.

Die Stadt der Citlinge mit Handwerkern, Häusern, Türmen und der zentralen Bibliothek.

Ein Hort des Wissens

In der Bibliothek sind Lernaufgaben zu bewältigen, mit denen Münzen verdient werden können. Zu Beginn sehr grundlegend und eher mit allgemeinen Fragen: „Was bedeutet ‚Jura‘?“ und darauf mehrere Antwortmöglichkeiten, später Fragen und Aufgaben zur Zitation und Gliederung.

Für neue Aufgaben und damit höhere Münzerträge müssen die Tutorien gestartet und durchgearbeitet werden. Nur keine Sorge! Sie sind sehr freundlich im Chat-Stil gehalten. Das bedeutet, der Tutor schreibt zum Thema, bspw.: „Die Angabe von Schriftensammlungen im Literaturverzeichnis“, und mit einem Button antwortet der Spieler. Es scheint, als würde man sich Nachrichten schreiben.

Mit dem Knopf unten links antwortet der Spieler (meist) automatisch und das Tutorium fährt fort.

Zwischendurch muss der Spieler aus verschiedenen Antwortmöglichkeiten wählen oder eine Beispielaufgabe lösen. Dann reagiert der Tutor je nachdem, ob die Antwort richtig oder falsch war.

Ist ein Tutorium abgeschlossen, darf man sich über Belohnungen im Spiel und über ein kostenloses Skript zum Thema freuen. Letzteres kann man herunterladen. Die alle Themen abdeckenden Skripte sind in den Spielfarben gehalten, doch übersichtlich und leicht verständlich. Sie beinhalten die wichtigen Punkte mit Beispielen. Einziges Manko ist, dass sich beim Herunterladen der Browser öffnet und das Spiel in den Hintergrund geschoben wird.

Möchte man das gerade Gelernte üben, bietet das Menü eine entsprechende Funktion. Schwierigkeitsgrad und verschiedene Modi (Zitierweise Fußnote/ Literaturverzeichnis/ Zufall oder Gliederung alphanummerisch/ nummerisch/ Zufall) können individuell angepasst werden.

Aber nach dem Training gilt: Ran an die Aufgaben in der Bibliothek!

Wachsen, werden, wissen

Bücher fallen nun regengleich vom Himmel. Wie Sterntaler sind sie aufzusammeln und begegnen einem in der Bibliothek als Übungsaufgaben wieder. Nur mit den dort verdienten Münzen lassen sich die ersten Gebäude bauen oder die gebauten erweitern.

Das Baumenü – hier sind alle Gebäude zu finden. Oben werden die verfügbaren Ressourcen angezeigt.

Genauso wie in klassischen Aufbauspielen benötigt man Gold, Holz, Stein, Nahrung und Einwohner, um voranzukommen. Ziele sind im Menü geschildert: das Level erhöhen, die Bibliothek ausbauen und verschiedene Statuen zu Ehren des Wissens aufstellen.

Damit die Stadt wächst und gedeiht, heißt es also: Üben, üben, üben. So wird das Gelesene anschaulich vertieft: Quizfragen beantworten, Textbausteine sortieren, Lückentexte füllen, Fehlendes erkennen und aus der Titelei notwendige Informationen extrahieren. Hat sich in der Lösung ein Fehler eingeschlichen? Dann darf man noch ein bis zwei Mal korrigieren. Ist das Ergebnis richtig, verdient man sich die erforderlichen Münzen.

Und Münzen kann man nie genug haben. Sie sind notwendig, um Weizen zu pflanzen oder später neue Bäume. Wenn eine Ressource fehlt, kann man sie auf dem Marktplatz erwerben. Doch diese Preise!

Die Bibliotheksaufgaben dürfen also nie vernachlässigt werden. Besonders aus einem weiteren Grund.

Angreifer abwehren, Arbeit angehen

Jedes Spiel hat seine eigenen Gegner. In der Stadt der Citlinge sind es die Bücherwürmer und Plagiatoren. Beide entspringen schrecklichen Löchern und wollen die schöne Stadt zerstören. Um sie abzuwehren, sind Schutztürme unabdingbar.

Nur entweichen dem Boden immer neue Feinde. Die Löcher schließen sich zwar wieder, doch bis dahin sind viele Gebäude beschädigt und müssen repariert werden. Günstiger also, die Löcher zuschütten zu lassen. Zehn Gold kostet das, die erst erarbeitet sein wollen.

Die Angreifer zeigen also, was vermieden werden soll: die Wissensarbeit durch Plagiat und Vernachlässigung zerstört zu sehen.

Gleichzeitig sind sie der Mechanismus, der den Spieler vorantreibt. Es gibt nicht viele ruhige Minuten, in denen man ungestört ausbauen kann. Aufgaben müssen angegangen, Tutorien durchgearbeitet werden. Nur durch Fortschritt hat man Gold und Baumaterialien, um das Spiel abzuschließen. Halbe Sachen gibt es nicht.

Frustration und Fokus

Die Attacken der Gegenspieler können frustrieren. Ebenso ist es essentiell, die Spielmechanik zu verinnerlichen. Ungünstig, wenn man eine Spielaufgabe nicht richtig gelesen hat oder „Vorname Autor 1“ und „Vorname Autor 2“ verwechselt. Verhängnisvoll, ein Komma oder einen Punkt zu viel zu lassen. Dies wird so hart bestraft wie ein Vorzeichenfehler in der Mathematik.

Trotz dieser Härte animiert es dazu, das Spiel mit seinen Aufgaben nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Man muss konzentriert bleiben und jeden Fehler bemerken. Vielleicht erkennt man hier den juristischen Korinthen… – Sie wissen schon.

Hat man alle Aufgaben erfüllt, weiß man mit Sicherheit, wie korrekt zu zitieren und zu gliedern ist. Dafür sind einige Spielstunden und Fokus notwendig. Das Spiel kann also zwischendurch gespielt werden. Um es abzuschließen, sollte man allerdings aufmerksam genug sein.

War es das Ziel ein Erstsemester-Tutorium für Zitation und Gliederung zu ersetzen? Falls ja, dann ist es geglückt. Höhere Semester dagegen werden beim Spielen auf Fehlerquellen aufmerksam und die Wiederholung hilft ihnen diese abzustellen.

Möchte man den Spielaspekt abkürzen, können auch nur die Tutorien durchgelesen, die Skripte heruntergeladen und das eine oder andere Training im Menü absolviert werden.

Zu Bedenken ist, dass die App allein auf Google Android und Microsoft Windows zugänglich ist. Der vermutlich recht große Teil der Studierenden mit Apple-Produkten kann nicht bedient werden. Es ist zu hoffen, dass eine solche Version nachgereicht wird.

Gerade beim Lernen zu Hause kann die Nutzung einer App den Studierenden eine willkommene und angenehme Abwechslung sein.

Website: https://schroeder.jura.uni-halle.de/mitarbeiter/rensch/citapp/ (Stand: 10.01.2021)

David Achenbach studiert Jura und würde sich Lernphasen ebenso spielerisch wünschen.

Immer auf dem Laufenden bleiben?

Melden Sie sich für den Newsletter an! Sie werden benachrichtigt, wenn ein neuer Beitrag auf dem Blog erscheint, und können auch ein wenig hinter die Kulissen blicken.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert