Eco: Der veraltete Klassiker

Eco, Umberto (2010): Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. 13. Aufl., Stuttgart: UTB.

Preis: 15,90 Euro

Überblick über den Inhalt:

  • Was ist eine wissenschaftliche Arbeit und wozu dient sie?
  • Die Wahl des Themas
  • Die Materialsuche
  • Der Arbeitsplan und die Anlage der Kartei
  • Das Schreiben
  • Die Schlußredaktion

Cover Eco

Eco: Der veraltete Klassiker

Als erstes nehme ich mir gleich mal „den Eco“ vor, einen Klassiker der Ratgeberliteratur zum wissenschaftlichen Arbeiten. Und obwohl dem Buch immer wieder bescheinigt wird, dass es in weiten Teilen veraltet ist, wird es seit über zwanzig Jahren unverändert neu aufgelegt. Warum funktioniert das?

Bei Ecos „Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt“ handelt es sich um eine auf das italienische System abgestimmte Anleitung zum Verfassen einer Tesi di Laurea. Das Buch richtet sich in erster Linie an Geisteswissenschaftler und will diesen bewährte Herangehensweisen vermitteln. Eco schreibt gut verständlich und baut schnell Nähe zu seinen Lesern auf, indem er sie mit „ihr“ anspricht. Er kennt die Nöte der Studierenden, versucht sich in deren Lage hineinzuversetzen und ihnen genau an den Punkten zu helfen, wo nach seiner Erfahrung die größten Stolpersteine liegen.

Schreibmaschine und Karteikarten

So weit, so gut. Das Problem taucht dort auf, wo es um die konkrete Technik des wissenschaftlichen Arbeitens geht. Da ist die Rede von Schreibmaschinen und Karteikartensystemen, als ob das immer noch gängige Methoden wären. Natürlich darf jeder auch heute noch seine Rechercheergebnisse auf Kärtchen sammeln, die Regel wird das allerdings nicht sein. Die entsprechenden Kapitel sollte man daher nur mit einem gewissen „historischen“ Interesse lesen und sich danach darüber freuen, dass es einem heutzutage besser geht.

Es wäre allerdings jammerschade, würde man das Buch in die Neuzeit übersetzen. Es würde seinen Charme verlieren. „Ein Blick in die Werkstatt“ des berühmten Umberto Eco soll es sein (so der Übersetzer in seinem Vorwort), und das wäre es nicht mehr, wenn wir plötzlich von Literaturverarbeitungssoftware und OPACs lesen müssten.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Dennoch profitieren einige Studierende wahrscheinlich von Ecos Buch, vor allem solche kurz vor dem Studienende. Die Themenwahl für die Abschlussarbeit nimmt in diesem Buch viel Raum ein, und gerade an diesem Problem knabbern vermutlich sehr viele Studierende eine sehr lange Zeit. Sie überlegen wochen- und monatelang hin und her, bevor sie sich mit einem Vorschlag, von dem sie selbst nicht recht überzeugt sind, in die Sprechstunde ihres Betreuers wagen. Ecos Buch kann ihnen dabei helfen, ein Thema zu finden, es einzugrenzen und anschließend zu beurteilen, ob es tatsächlich bearbeitbar ist.

Wer Ecos Ratgeber liest, muss fähig sein, diejenigen Inhalte herauszupicken, die auch außerhalb Italiens und auch in Zeiten der EDV und Internets zutreffend sind. Manche Studienanfänger sind damit eventuell überfordert, gleichzeitig haben sie noch nicht viel von den allgemeingültigeren Empfehlungen zur Themenwahl.

Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?

Direkt in der Lehre verwendbar sind leider die wenigsten Inhalte. Im Gegensatz zu neueren Ratgebern sind keine Übungen enthalten. Der Beispiele zu Zitierweise und Formulierungen können sich nur Lehrende bedienen, in deren Fachgebiet sie fallen.

Erwähnenswert ist jedoch Ecos Schlussgedanke, den er seinen Lesern mit auf den Weg gibt: Eine wissenschaftliche Arbeit schreiben bedeutet Spaß haben. Dieser Aspekt wird meiner Meinung nach im heutigen Hochschulbetrieb oft vernachlässigt. Aber wenn das Schreiben Spaß bereitet, werden die Studierenden Lust bekommen, weiterzumachen und sich noch mehr in ihr Thema zu vertiefen. Sie werden sich um ihr Thema und eventuell noch viele weitere Themen bemühen – und das ist ja der eigentliche (Wort-)Sinn des Studierens.

 

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