Tuhls: Wenn Word-Nutzer die Axt schleifen

Tuhls, G.O. (2016): Wissenschaftliche Arbeiten schreiben mit Microsoft Office Word 2016, 2013, 2010, 2007. Frechen: mitp.

Preis: 19,99 Euro

Überblick über den Inhalt:

Teil I: Gute Vorbereitung ist alles!

  • 1 Dokument vorbereiten und einrichten
  • 2 Dokument in Fließtext und Überschriften gliedern
  • 3 Kopf- und Fußzeilen
  • 4 Seiten nummerieren
  • 5 Verweise und Verzeichnisse
  • 6 Formatvorlagen professionell

Teil II Word ist keine Schreibmaschine

  • 7 Text eingeben und bearbeiten
  • 8 Navigieren und markieren
  • 9 Zeilen und Absätze
  • 10 Text importieren und anpassen
  • 11 Korrektur- und Eingabehilfen
  • 12 Text formatieren und hervorheben
  • 13 Text suchen, ersetzen und sortieren

Teil III Ergänzend zum Fließtext

  • 14 Aufzählungen und nummerierte Listen
  • 15 Tabellen
  • 16 Bilder, Grafik und andere Illustrationen
  • 17 Formeln
  • 18 Abbildungen, Tabellen und andere Objekte beschriften
  • 19 Fragebogen und Formulare
  • 20 Felder und Funktionen
  • 21 Zählen und rechnen

Teil IV Arbeit abschließen und publizieren

  • 22 Dokumente verwalten
  • 23 Überarbeiten und Workflow
  • 24 Exportieren und drucken
  • 25 Viel Erfolg!
  • A Word & Windows
  • B Die eigene Word-Oberfläche
  • C Don’t panic
  • D Grundlagen und Glossar
  • Stichwortverzeichnis

Auf der Verlagsseite finden Interessierte eine ausführliche Leseprobe inklusive Inhaltsverzeichnis. Da das Inhaltsverzeichnis eines fast 500 Seiten umfassenden Buches sehr umfangreich ist, musste für die obige Darstellung eine Ebene entfernt werden. Einen besseren Einblick erhalten Sie also auf jeden Fall, wenn Sie das komplette Inhaltsverzeichnis ansehen.

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Tuhls: Wenn Word-Nutzer die Axt schleifen

 

„Wenn ich acht Stunden Zeit hätte, um einen Baum zu fällen, würde ich sechs Stunden die Axt schleifen.”

Getreu dem bekannten Zitat Abraham Lincolns sollten sich eigentlich alle, die mit Word arbeiten, viel intensiver mit dem Programm auseinandersetzen, als sie es bisher vermutlich getan haben.

Pareto, wieder einmal

80 Prozent der Word-Anwender nutzen nur 20 Prozent der Funktionen, wird gemeinhin vermutet (S. 19). Um sich selbst – und in der Folge Ihren Studierenden – ein paar Prozentpunkte mehr zu erschließen, sollten Sie dieses Buch von Tuhls verwenden. Es ist als Arbeitshilfe gedacht und daher wie Nachschlagewerk zu lesen. Redundanzen gehen somit in Ordnung, und auch das Behandeln von Basiswissen hat seinen Platz. Der Autor kann schließlich nicht ahnen, welche 20 Prozent ein Leser beherrscht.

Mit einem Sanduhrsymbol sind die „Quick and dirty“-Lösungen für Studierende kurz vor Abgabeschluss hervorgehoben. Auch Notfallhilfe wird hier also geboten. Wer es genauer wissen will, kann in die so genannte „Trickkiste“ greifen, die mehr als Standardlösungen anbietet.

Der Autor beschreibt die Materie mit der nötigen Distanz und verwendet ab und an gern auch humorvolle Formulierungen, wie etwa das Wort „Hoppelformatierung“ für – na ja, Sie wissen schon (Leerzeichen und Tab-Sprünge, wohin man blickt). Hier schreibt kein softwareverliebter Nerd, sondern einer, der weiß, welche Probleme den Nutzern das Leben schwer machen. Das macht die Lektüre angenehm, ebenso wie die Seitenhiebe auf die Word-Entwickler und -Übersetzer.

Bei mir hat sich nach der Lektüre das beruhigende Gefühl eingestellt, dass ich zwar schon viel wusste und viele Funktionen des Programms nutze. Aber angesichts der Möglichkeiten lohnt es sich auf jeden Fall, dranzubleiben und kontinuierlich das eigene Wissen auszubauen. Theoretisch könnte man sich das alles selbst im Internet zusammensuchen, aber dann wüsste man gar nicht, was einem entgeht (weil man gar nicht wüsste, wonach man suchen könnte).

Als kleine Schwachstelle empfinde ich das Kapitel über die Literaturverwaltung, das mit zehn Seiten eher kurz ausfällt, obwohl es ein zentrales Thema des wissenschaftlichen Arbeitens ist. Im Stichwortverzeichnis ist dieses Kapitel außerdem unter „Quellenverwaltung“ (bzw. behelfsmäßig unter „Literaturverzeichnis“ oder „Zitat“) und nicht unter „Literaturverwaltung“ zu finden – das stellt natürlich kein unüberwindbares Hindernis dar, ist aber unglücklich für den vermutlich noch unbedarften Nutzer, der von der Terminologie des Wissenschaftlichen Arbeitens her kommt und nicht von der Terminologie Words.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Uneingeschränkt allen Word-Nutzern. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um Studienanfänger oder Studierende kurz vor der Abschlussarbeit handelt. Auch das Studienfach spielt keine Rolle, wenngleich Studierende mancher Fächer andere Programme wie LaTex bevorzugen.

Word ist jedoch und bleibt vermutlich das beliebteste Textverarbeitungsprogramm. Da sich fundierte Word-Kenntnisse für die meisten Absolventen auch im Berufsleben als nützlich erweisen werden, lohnt sich die Zeit für die gründliche Einarbeitung doppelt.

Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?

Sie werden als Lehrende im Wissenschaftlichen Arbeiten zwar keine Word-Schulungen abhalten wollen. Aber wenn Fragen verzweifelter Studierender auftauchen, helfen doch die Meisten gern mit einem kleinen Hinweis. Mich zumindest freut es, wenn die Betreffenden nach der Lösung des Problems weiterarbeiten können und vielleicht in Zukunft sogar noch etwas effizienter werden.

Für eine solche Hilfestellung erweist es sich als sehr vorteilhaft, dass in dem Buch die neuesten vier Word-Versionen berücksichtigt sind. Tuhls schreibt: „Die Entwickler und Übersetzer von Microsoft machen sich offenbar eine Jux daraus, die Anwender bei jedem Versionswechsel durch neu platzierte und umbenannte Befehle zu verwirren.“ (S. 20). Bei jedem Thema sieht der Leser direkt, was in der jeweiligen Word-Version zu tun ist.

Darüber hinaus ziehen Sie aus dem Buch auch noch selbst einen Nutzen. Bei Ihren eigenen Dokumenten profitieren Sie von jedem weiteren Prozentpunkt, den Sie im Sinne der eingangs zitieren Pareto-Aussage zulegen.


Von dem gleichen Verlag stammt übrigens dieses lesenswerte Buch, in dem 23 Interviews mit Experten aus neuartigen Schreibberufen versammelt sind:

Diehm, Susanne/Firnkes, Michael (2015): Die Macht der Worte. Schreiben als Beruf, 2. Aufl. Frechen: mitp.

Inhaltsverzeichnis

  • Texten für Onlineshops (Sabrina Kirnapci)
  • Social-Media-Management (Annette Kaiser)
  • Suchmaschinenoptimiertes (Björn Tantau)
  • Unternehmenskommunikation (Su Franke)
  • Storytelling & Content-Marketing (Silvia Göttel)
  • Fundraising (Silvia Starz)
  • Buch-PR (Ulrike Plessow)
  • Blogging (Christina Fuchs)
  • Corporate Blogging (Tanja Wolf)
  • Online-Ratgeber (Heike Thormann)
  • (Online-)Texten im Kundenauftrag (Jutta Reinert)
  • Drehbücher (Andreas Hug)
  • Audioguides & Audiowalks (Dr. Matthias Morgenroth)
  • E-Books für Kindle & Co. (Marcella Montreux)
  • Ghostwriting (Nico Gourgé)
  • Kreative Leitung & Dozent (Claus Mischon)
  • Schreibpädagogik (Gitta Schierenbeck)
  • Schreibcoaching (Ulrike Scheuermann)
  • Schreibtherapie (Alexander Graeff)
  • Gesundheitsförderndes Kreatives Schreiben (GKS) (Jutta Michaud und Susanne Diehm)
  • Netzwerken & Projektmanagement (Karola Braun-Wanke)
  • Schreibzentrum (Universität) (Dr. Katrin Girgensohn)
  • Wissenschaftliche Schreibberatung und -training (Judith Theuerkauf)

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Auch für dieses Buch gibt es eine Leseprobe und Inhaltsverzeichnis zum Herunterladen. Bereits im Dezember habe ich es bei Amazon rezensiert. Hier ein Auszug daraus:

Auf dieses anregende Buch bin ich aufmerksam geworden, da ich mich beruflich damit beschäftige, wie man Studierenden das wissenschaftliche Schreiben näherbringen kann. […] Vor diesem Hintergrund waren vor allem drei Kapitel interessant, die drei unterschiedliche Aspekte betrachten:

1) Schreibcoaching (Ulrike Scheuermann, Kap. 18)

Hier geht es um den Schreibenden selbst: Wie läuft Schreiben individuell ab, und wie kann ein Schreibcoach diesen Prozess psychologisch unterstützen? In welchen Situationen hilft das so genannte Schreibdenken?

2) Schreibzentren an Universitäten (Katrin Girgensohn, Kap. 22)

In diesem Kapitel steht die institutionelle Verankerung des Schreibens im Fokus: Unter welchen Rahmenbedingungen arbeiten Schreibzentren an deutschen Universitäten bzw. was braucht es, um eines neu zu gründen? Was können wir von den angelsächsischen Ländern lernen?

3) Wissenschaftliche Schreibberatung und -training (Judith Theuerkauf, Kap. 23).

Eine Schreibberaterin und -trainerin berichtet über ihren Arbeitsalltag und die Inhalte ihrer Workshops, Kurse und Beratungen, darunter auch die „Zehn goldenen Regeln für einen besseren Schreibstil“.

Wer beruflich „etwas mit Schreiben machen möchte“, kann sich mithilfe dieses Buches sehr gut orientieren. Es ist so gut durchdacht und ansprechend gestaltet, dass ich auch die für mich nicht unmittelbar relevanten Kapitel mit Genuss gelesen habe!


Herzlichen Dank an den Verlag für die Rezensionsexemplare!

Dreyfürst/Sennewald: Gesammeltes Wissen

Dreyfürst, Stephanie und Sennewald, Nadja (Hrsg.) (2014): Schreiben. Grundlagentexte zur Theorie, Didaktik und Beratung. Opladen und Toronto: Verlag Barbara Budrich (UTB).

Preis: 29,99 Euro

Überblick über den Inhalt:

  1. Schreibprozesse
    Prozessorientierte Schreibdidaktik: Grundlagen, Arbeitsformen, Perspektiven (Gabriela Ruhmann & Otto Kruse); Schreiben als kognitiver Prozess. Eine Theorie (Linda Flower & John R. Hayes); Kognition und Affekt beim Schreiben. Ein neues Konzept (John R. Hayes); Knowledge-telling und Knowledge-transforming (Carl Bereiter & Marlene Scardamalia); Entwicklung im Schreiben. Schreiben als kognitiver Prozess (Carl Bereiter)
  2. Schreibkompetenzen
    Schreibkompetenz im Studium. Komponenten, Modelle und Assessment (Otto Kruse & Madalina Chitez); Schreibkompetenzen schulen. Eine Perspektive der kognitiven Entwicklungspsychologie (Ronald T. Kellogg); Wie Schreibende sich an neue Schreibsituationen anpassen (Anne Beaufort); Schreibstrategien. Ein Überblick (Nadja Sennewald)
  3. Schreibprobleme
    Schreibblockaden. Eine kognitive Perspektive (Mike Rose); Schreibblockaden verstehen (Keith Hjortshoj); Schreibblockaden überwinden (Gisbert Keseling)
  4. Schreibberatung
    Grundprinzipien der Schreibberatung. Eine pragmatische Sicht auf die Schreibprozesstheorie (Gerd Bräuer); Systemische Schreibberatung (Ulrike Lange & Maike Wiethoff); Interkulturelle Kompetenzen in der Schreibberatung (Nadine Stahlberg); Online Schreibberatung. Ein neues Feld für das (Peer) Tutoring (Stephanie Dreyfürst, Sascha Dieter & Dennis Fassing)
  5. Schreibzentren
    Zur Idee eines Schreibzentrums (Stephen M. North); Neue Überlegungen zur Idee eines Schreibzentrums (Stephen M. North); Genre im Schreibzentrum. Eine Neudefinition (Irene L. Clark); Kollaboration und Autonomie. Wie Peer Tutor*innen die Schreibzentrumsarbeit fördern (Katrin Girgensohn)
  6. Peer Tutoring
    Peer Tutoring und das ‚Gespräch der Menschheit’ (Kenneth A. Bruffee); Was sie mitnehmen. Das ‚Peer Writing Tutor Alumni Project’ (Bradley Hughes, Paula Gillespie & Harvey Kail); Peer Tutoring als Lernerfahrung. Ein Bericht (Simone Tschirpke & Lisa Breford); Peer Tutoring. Antworten für Skeptiker (Ella Grieshammer & Nora Peters)

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Dreyfürst/Sennewald: Gesammeltes Wissen

Bei dem zu besprechenden Buch handelt es sich dieses Mal nicht um einen Ratgeber, sondern um einen Sammelband mit Grundlagentexten zur Theorie, Didaktik und Beratung des Schreibens und kollaborativen Lernens. Die Herausgeberinnen Stephanie Dreyfürst und Nadja Sennewald, beide Leiterinnen des Schreibzentrums an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, haben 24 Texte zusammengestellt, zwölf davon wurden aus dem Englischen ins Deutsche übertragen.

Der Reader bietet einen umfassenden Einblick in die noch vergleichsweise neue Disziplin der angewandten Schreibwissenschaft, will aber nicht als Kanon, sondern eher als Diskussionsgrundlage verstanden werden. Bewusst ausgeklammert wurde das Thema des Wissenschaftliches Schreiben in der Fremd- oder Zweitsprache, da dieses wohl in einem eigenen Sammelband herausgebracht werden soll.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

Die einzelnen Artikel sind – wie es von Schreibprofis nicht anders zu erwarten war – gut nachvollziehbar und verständlich geschrieben. Ein Abstract erleichtert jeweils den Einstieg.

Generell ist es einfach bequem und effizient, die wichtigsten Texte zu einem Gebiet in einem Band versammelt zu haben, erst recht für nicht ausgebildete Schreibberater. Es liegt dabei in der Natur der Sache, dass einen manche Themen mehr interessieren als andere. Trotzdem fand ich es hilfreich, auch einmal schnell einen Blick auf Themen werfen zu können, die eigentlich nicht im Fokus meiner Arbeit stehen wie beispielsweise Schreibzentren oder Peer Tutoring.

Redundanzen sind natürlich immer ein Problem bei einer solchen Zusammenstellung, da sich die ausgewählten Texte teilweise auf die gleichen Ursprungstexte und auch aufeinander beziehen. Das Modell von Hayes oder die Phasen in der Entwicklung der Schreibkompetenzen tauchen öfter auf – hier ist dann die Lesekompetenz der werten Leserschaft gefragt, die manche Abschnitte getrost überspringen kann.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Auf dem Einband steht ausdrücklich und vermutlich fälschlicherweise, dass der Sammelband sich „nicht nur an Studierende, sondern auch an Hochschullehrende und Schreibcoaches“ richtet. Meiner Meinung nach wird es umgekehrt stimmiger: Studierende profitieren nur in zweiter Linie von der Lektüre – zumindest solche, die das Schreiben lernen wollen. Jene, die sich aus fachlicher Sicht mit der Schreibwissenschaft befassen wollen oder einen Einstieg in das studentische Peer Tutoring finden möchten, sind natürlich gut beraten, wenn sie die Grundlagentexte durcharbeiten.

Im Vorwort wird deutlicher, dass sich der Reader an ein breites Publikum wendet, nämlich an „all diejenigen, die sich theoretisch wie praktisch mit der Vermittlung von Schreib- und Lesekompetenzen beschäftigen. Sei es an Schreibzentren, Hochschulen, Schulen und anderen Aus- und Weiterbildungsstätten, sei es an Bildungsakademien, Career Service-Zentren oder Volkshochschulen, in beruflichen Beratungsstellen oder freiberuflich“.

Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?

Dozierende im Wissenschaftlichen Arbeiten, die nicht als Schreibberater ausgebildet sind und sich dennoch eine solide Basis für die Lehre über das Schreiben und die Beratungsgespräche mit den Studierenden wünschen, finden in dem Buch von Dreyfürst/Sennewald das komplette Hintergrundwissen zu Schreibprozessen, -kompetenzen und -problemen. So fällt es leicht, sich mit den Basistexten zu befassen und aus ihnen seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Der Ratgeber „Zukunftsmodell Schreibberatung“ von Grieshammer et al.  ist deutlich anwendungsorientierter gestaltet. Für diejenigen, die auf der Suche nach konkreten Ansätzen und Übungen für ihre Studierenden sind, eignet sich dieses Buch besser als der Sammelband von Dreyfürst und Sennewald, dessen Anspruch ja auch ein ganz anderer ist.

Beide Bücher ergänzen sich sehr gut. In welcher Reihenfolge man bei der Lektüre vorgeht, ist dabei letztlich Geschmackssache. Der eiligere Leser sollte zuerst die Praxistipps von Grieshammer et al. lesen und diese danach (gegebenenfalls punktuell) mit der Theorie unterfüttern. Wer etwas mehr Geduld mitbringt, schafft zuerst mit Hilfe von Dreyfürst/Sennewald ausführlich die theoretischen Grundlagen und baut anschließend die praktische Anwendung darauf auf.


 

Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Töpfer: Für die Forscher von morgen

Töpfer, Armin (2012): Erfolgreich Forschen. Ein Leitfaden für Bachelor-, Masterstudierende und Doktoranden. 3. Aufl., Wiesbaden: Springer Gabler.

Preis: 29,95 Euro

Überblick über den Inhalt:

Kapitel A: Was bietet mir dieser Forschungs-Leitfaden?

Kapitel B: Wie entwickle ich die Gesamtstruktur für meine wissenschaftliche Arbeit?

Kapitel C: Wie ist der Prozess des Gewinnens und Umsetzens wissenschaftlicher Erkenntnisse insgesamt strukturiert?

Kapitel D: Auf welcher wissenschaftstheoretischen Grundlage basiert der in diesem Forschungs-Leitfaden vorgestellte wissenschaftliche Erkenntnisprozess, und welche Alternativen gibt es hierzu?

Kapitel E: Was untersuche ich theoretisch, wofür will ich Erklärungen geben und Gestaltungen ermöglichen?

Kapitel F: Wie sind Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge/Hypothesen als Kernstücke erkenntniswissenschaftlicher Forschungen herauszuarbeiten?

Kapitel G: Wie erhebe ich empirische Daten, wie prüfe ich meine theoretischen Erkenntnisse mit quantitativen Untersuchungen?

Kapitel H: Wie kann ich Gestaltungsempfehlungen zur Lösung praktischer Probleme geben?

Kapitel I: Was sind Stolpersteine und Fußangeln beim Forschen und Anfertigen einer wissenschaftlichen Arbeit?

Kapitel J: Durchgängige Beispiele für die Konzeptualisierung und Operationalisierung in Forschungsarbeiten

Kapitel K: Wie kann ich mein wissenschaftliches Arbeiten erfolgreich organisieren?

Kapitel L: Wie präsentiere ich den Stand und die Fortschritte meiner wissenschaftlichen Forschungsarbeit erfolgreich?

 Cover Töpfer

Töpfer: Für die Forscher von morgen

Bei diesem Buch handelt es sich um einen echten Wälzer. Mit über 430 Seiten ist es deutlich ausführlicher als der Durchschnitt der anderen erhältlichen Ratgeber. Allein das Inhaltsverzeichnis umfasst acht Seiten!

Der Umfang allein sagt aber natürlich nichts über die besondere Qualität aus. Entscheidend ist für mich: Der Leitfaden kombiniert die Inhalte eines Ratgebers zum Wissenschaftlichen Arbeiten mit Grundwissen eines Statistiklehrbuchs. Gerade das macht ihn interessant. Damit hebt er sich von der Masse ab und wird seinem Titel „Erfolgreich Forschen“ gerecht.

Der Aufbau des Buches orientiert sich am wissenschaftlichen Prozess und wird mit dem „Haus der Wissenschaft“ visualisiert.  Am Ende jedes Kapitels finden Interessierte weiterführende Literaturhinweise.

Haus der Wissenschaft

Töpfer schreibt: „Das Ziel dieses Buches ist keine breite methodische Diskussion der Wissenschaftstheorie und der empirischen Forschung. Vielmehr soll gesichertes Basiswissen des Wissenschaftlichen Arbeitens und Forschens strukturiert und verständlich vermittelt werden. Dieser Forschungs-Leitfaden kann so unmittelbar als Basis für die Anfertigung einer eigenen wissenschaftlichen Arbeit verwendet werden.“ (Quelle: http://www.forschungs-leitfaden.de/presentation.php)

Echte Beispiele aus der Forschung

Töpfer leitet die Forschungsgruppe für Marktorientierte Unternehmensführung an der TU Dresden, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 Professor war. Aus seiner Tätigkeit bezieht er die Beispiele, wobei Bezüge zu anderen Disziplinen vorhanden sind und Töpfer seinen Ratgeber als disziplinenübergreifende Anleitung verstanden haben möchte (S. 16):

  • „Kundenbindungsmanagement und Sanierungserfolg – Explorative Analyse der Wirkungszusammenhänge“
  • „Beschwerdezufriedenheit und Kundenloyalität im Dienstleistungsbereich – Kausalanalysen unter Berücksichtigung moderierender Effekte“
  • „Anforderungen an die Unternehmenskultur bei der erfolgreichen Einführung von Lean Six Sigma“
  • „Erzeugen von innovativen und robusten Produkten im Produktentstehungsprozess (PEP)“
  • „Kundenorientierte Gestaltung von Internetportalen zur Steigerung des Kundenwertes in der Zielgruppe 50+“
  • „Risikomanagement und Lernen im Krankenhaus“

Die empirische Forschung kommt demnach nicht zu kurz. Ausführlich wird behandelt, welche Arten von Hypothesen es gib und worauf bei deren Formulierung zu achten ist. Die zur Auswahl stehenden Methoden werden übersichtlich den Arten möglicher Forschungsprobleme zugeordnet. So kann sich jeder relativ schnell orientieren.

Was fehlt diesem Buch?

Kurz gesagt, eigentlich nichts. Eigentlich.

Der Autor hält sich an seine Ankündigung, nur so viel Wissenschaftstheorie wie nötig zu behandeln. Die Inhalte reichen aus, um sein eigenes Vorgehen einzuordnen und gegebenenfalls hinterfragen zu können. Das muss an dieser Stelle genügen und stellt sicher keine Schwäche dar.

Kapitel K, das „Praktische Tipps zur Organisation des eigenen Wissenschaftlichen Arbeitens“ behandelt, wurde ziemlich kurz gehalten (30 der 437 Seiten). Damit geraten die praktischen Tipps im Vergleich zu anderen auf dem Markt erhältlichen Titeln eher oberflächlich. Dies darf man jedoch bei Master-Studierenden und Doktoranden sowieso als bekannt voraussetzen. Interessierten Anfängern sollten Lehrende sowieso andere Bücher empfehlen (siehe unten).

Aus meiner Sicht das einzige wirkliche Manko: Den qualitativen Ansätze der Forschung widmet Töpfer nur etwas über drei Seiten, also fast gar nichts angesichts des Gesamtumfangs. Wer hierzu eine zielführende Anleitung sucht, wird sie nicht im erhofften Ausmaß finden.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

In einer idealen Welt wären selbstverständlich alle (BWL-)Studierenden an der Lektüre dieses Buches interessiert. Sie wären auch gut damit bedient, weil es so umfassend und sehr gut nachvollziehbar geschrieben ist.

Allerdings würde ich das Buch definitiv nicht Erstsemestern empfehlen, es mag sogar für den durchschnittlichen Bachelor-Studierenden überfordernd und abschreckend sein. Master-Aspiranten und Doktoranden finden hier jedoch mit Sicherheit einen bereichernden Leitfaden.

Durch die BWL-lastigen Beispiele fällt der Gewinn für Studierende anderer Fachrichtungen tendenziell nicht so hoch aus. Einen guten Einstieg finden aber auch sie mithilfe von Töpfers Ratgeber.

Insgesamt eignet sich das Buch nicht für den flüchtigen Leser. Es erfordert eine ernsthafte Beschäftigung mit der Materie, um wirklich davon zu profitieren.

Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?

Durch die BWL-nahen Beispiele ist die Richtung eindeutig vorgegeben, der Nutzen für Lehrende anderer Disziplinen hält sich in Grenzen. Gleichwohl wäre es wünschenswert, wenn in anderen Disziplinen ebenso ansprechende Ratgeber zu finden wären. (Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt – Sie dürfen es mich gern in den Kommentaren wissen lassen.)

Zudem profitiert die eigene Lehre aus Gründen der Nachvollziehbarkeit vermutlich dann am meisten, wenn man ein Beispiel komplett von A bis Z behandelt und nicht nur Teile davon herausnimmt. Denn der Aha-Effekt tritt wohl vor allem ein, wenn man sich auf die detaillierte Behandlung einlässt. „Ganz oder gar nicht“ empfiehlt sich hier also als Devise.

Ein Vorschlag noch, der wahrscheinlich über die Intention des Autors herausgeht: Die Übersicht über die „25 Fallstricke“ in Kapitel I lässt sich gut als Checkliste bei der Korrektur studentischer Arbeiten nutzen.

Zum Erfahrungsaustausch wurde eine Internet-Plattform geschaffen. Leider wird dieses von der Zielgruppe nicht angenommen: 0 Mitglieder und folglich 0 Beiträge (Stand 01.11.2015). Dozierende können über die Website jedoch auch Unterrichtsmaterialien anfordern und die vielen hilfreichen Abbildungen in ihren Lehrveranstaltungen einsetzen.


Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Grieshammer et al.: Zukunftsmusik für Dozenten

Grieshammer, Ella; Liebetanz, Franziska; Peters, Nora und Jana Zegenhagen (2013): Zukunftsmodell Schreibberatung. Eine Anleitung zur Begleitung von Schreibenden im Studium. 2. Aufl., Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.

Preis: 19,80 Euro

 

Überblick über den Inhalt:

TEIL 1 – IN DIE BERATUNG EINSTEIGEN

1 Eine Schreibberatung – verschiedene Schreibberatende

2 Eine Selbstverständlichkeit, die keine ist ‒ Schreibkompetenz

3 Viele Einflüsse, viele Anforderungen ‒ Schreibprozesse

4 Jeder schreibt anders ‒ Schreibtypen und Schreibstrategien

5 Auch Lesen gehört dazu ‒ Lesekompetenz, Leseprozesse

6 Vielfältige Anforderungen meistern – wissenschaftliches Lesen und Schreiben

7 Herausforderungen erkennen – Schwierigkeiten des wissenschaftlichen Lesens und Schreibens

TEIL 2 – MIT STRATEGIE BERATEN

8 Was Schreibberatende leisten können – Aufgaben der Schreibberatung

9 Eckpfeiler der Schreibberatung ‒ hilfreiche Grundsätze

10 Eine Schreibberatung ‒ verschiedene Teilnehmende, verschiedene Settings

11 Vorher, mittendrin und danach – Schreibberatung gestalten

12 Professionell und persönlich ‒ Gesprächstechniken nutzen

13 Das Schreiben in die Beratung holen ‒ Schreibtechniken nutzen

14 Den Text in die Beratung holen ‒ Feedback geben

15 Probleme meistern – Umgang mit schwierigen Beratungssituationen

DAS SPRECHEN ÜBER DAS SCHREIBEN PROFESSIONALISIEREN

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Grieshammer et al.: Zukunftsmusik für Dozenten

Ein großartiges Buch! Laut Klappentext handelt es sich um den ersten umfassenden Ratgeber für Schreibberater und Schreibberaterinnen. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich bin keine ausgebildete Schreibberaterin, sondern lehre „einfach nur“ das Fach „Wissenschaftliches Arbeiten“ (erste Gedanken zum Unterschied zwischen Wissenschaftlichem Arbeiten und Wissenschaftlichem Schreiben habe ich in diesem Beitrag für Sie zusammengetragen, mehr über mich lesen Sie hier).

Mich hat das vorliegende Buch restlos überzeugt. Bisher habe ich die ratsuchenden Studierenden auf der Grundlage dessen beraten, was ich in meinem Studium und in diversen Weiterbildungen ganz allgemein über Beraten, Kommunizieren und verwandte Gebiete gelernt hatte. Im Laufe der Zeit habe ich natürlich auch einiges über Didaktik gelesen und außerdem vieles aus den ungezählten Ratgebern zum Wissenschaftlichen Arbeiten mitgenommen (wie Schreibtechniken, Lesetechniken, Zeitmanagement etc.).

Dann traten Ella Grieshammer, Franziska Liebetanz, Nora Peters und Janas Zegenhagen in Form ihres Ratgebers in mein Leben und gaben mir schön und klar aufbereitet all das an die Hand, was ich für eine (noch ;-)) professionellere Beratung benötige.

In Teil 1 geht es um den Einstieg in die Schreibberatung. Er bildet gewissermaßen die theoretische Basis für die Anwendung im zweiten Teil. Erst einmal werden die verschiedenen Schreibberatenden beschrieben, außerdem werden Schreibkompetenz und Schreibprozesse sowie Schreibtypen und -strategien thematisiert. Aber auch Lesekompetenz und Leseprozesse (oft vernachlässigt!) und die vielfältigen Anforderungen des wissenschaftlichen Lesens und Schreibens bekommen ihren Raum.

In Teil 2 finden die Leserinnen und Leser die Anwendung der bisherigen Inhalte in der Praxis. Neben den Aufgaben der Schreibberatung und deren Grundsätze werden verschiedene Teilnehmende und Settings besprochen. Ab Kapitel 11 wird es noch konkreter: Wie gestalte ich die Schreibberatung, welche Gesprächstechniken kann ich einsetzen, welche Schreibtechniken vermitteln? Auch Feedback geben und der Umgang mit schwierigen Beratungssituationen kommen nicht zu kurz.

Die vielen Beispiele aus der Beratungspraxis machen das Gesagte anschaulich. An der einen oder anderen Stelle erkennt man eventuell auch Gespräche wieder, die man selbst fast identisch oder zumindest recht ähnlich mit den eigenen Studierenden bereits geführt hat.

Das Buch regt zur Reflektion an, denn jedes Kapitel schließt mit einigen Fragen („Zum Weiterdenken“). Wer sich tiefergehend mit den einzelnen Inhalten befassen möchte, findet am Kapitelende auch eine übersichtliche Zusammenstellung der grundlegenden Literatur („Zum Weiterlesen“).

Wohltuender Perspektivwechsel

Im Vergleich zu meiner bisherigen Hauptlektüre (nämlich den Ratgebern zum Wissenschaftlichen Arbeiten) ist das ein wohltuender Perspektivwechsel. Endlich schreibt mal jemand, wie sich dieser ganze Themenkomplex „Wissenschaftliches Schreiben“ aus der Sicht der Beratenden darstellt.

Ich finde, man merkt dem Buch auf jeder einzelnen Seite an, dass die Schreibberatung und deren Professionalisierung den Autorinnen eine Herzensangelegenheit ist. Sie möchte ihr Wissen gern weitergeben und tun das auf eine sehr angenehme und ansprechende Art.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Für Studierende ist das Buch nicht gedacht. Dieser Ratgeber wendet sich an alle, die sich in der Schreibberatung aus- und weiterbilden wollen. Auch wenn etwa die besprochenen Schreibtechniken für Studierende sicherlich gewinnbringend wären, verweist man diese besser auf die einschlägigen Ratgeber, die auf Studierende zugeschnitten sind.

Einzig für Studierende, die in das Peer Tutoring einsteigen wollen, ist das Buch geeignet. Wer sich also bereits während seines Studiums als Schreibberater betätigen möchte, tut gut daran, sich hier einzulesen.

Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?

Für den direkten Einsatz in der Lehre ist das Buch ebenfalls nicht vorgesehen. Dennoch profitiert wahrscheinlich jeder Lehrende im Fach „Wissenschaftliches Arbeiten“, der nicht sowieso zufällig ausgebildeter Schreibberater ist. Der Nutzen liegt im oben angesprochenen Perspektivwechsel.

Dem „paradoxen Sonderfall der Schreibberatung“ (S. 6), nämlich uns beratenden Dozenten, haben die Autorinnen auch mehrere Abschnitte gewidmet. In diesem Setting ist der unauflösbare Rollenkonflikt zwischen Berater und Bewerter allgegenwärtig. Zum Glück gibt es andere Möglichkeiten, wie den Konflikt als solches zu akzeptieren oder Metakommunikation (S. 266 f.)

Anke Beyers Einschätzung in „Zeitschrift Schreiben“ kann ich nur zustimmen: „Die Lektüre lohnt sich vor allem für unerfahrene Beratende, für Beratende, die bisher rein intuitiv vorgegangen sind – also für alle, die keine schreibdidaktische Ausbildung haben, aber ihre (Neben-)Rolle als Begleitende studentischer Schreibprozesse ernst nehmen.“

Die Sprechstundengespräche oder auch die Ad hoc-Beratungen am Rand der Lehrveranstaltung dürfte um einiges an Qualität gewinnen, wenn die Lehrenden die Reflexionsfragen für sich nutzen und auf den geballten Erfahrungsschatz der Autorinnen zurückgreifen.

Es wäre schön, wenn die Inhalte auch für beratende Dozenten nicht Zukunftsmusik blieben, sondern tatsächlich zum Zukunftsmodell würden.


Herzlichen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

„Der Theisen“: Das Standardwerk

Theisen, Manuel R. (2013): Wissenschaftliches Arbeiten. Erfolgreich bei Bachelor- und Masterarbeit. 13. Aufl., München: Vahlen.

Preis: 14,90 Euro

Überblick über den Inhalt:

  • Gebrauchsanweisung
  • Planung
  • Vorarbeiten
  • Themenabgrenzung und Materialrecherche
  • Materialauswahl
  • Materialauswertung
  • Manuskript
  • Ergebnisgestaltung
  • Druck und Veröffentlichung
  • Präsentation und Beurteilung
  • Fälschung, Verfälschung, Plagiat und Betrug
  • Ratschläge für eine schlechten wissenschaftlichen Arbeiter

 „Der Theisen“: Das Standardwerk

Mittlerweile in der 16. Auflage erschienen – wow! Dieses Buch wird seit Jahren, ja eigentlich sogar seit Jahrzehnten, gern empfohlen, wenn jemand Literatur zum Wissenschaftlichen Arbeiten benötigt (erstmals ist es 1984 erschienen). Es deckt so gut wie jede Frage ab, die beim Erstellen einer schriftlichen Arbeit aufkommen kann. Seine Leserschaft in all den Jahren wird im Vorwort auf etwa 500.000 Personen geschätzt. Verkauft wurden wohl bis 2013 circa 150.000 Exemplare, aber die Bibliotheksnutzer müssen natürlich auch mitgezählt werden.

Die neue Auflage sieht etwas freundlicher aus als ihre Vorgängerversionen. Früher lud „der Theisen“ mit seiner eher angestaubten Art nicht gerade zum Lesen. Jetzt arbeitet er mit Icons am Seitenrand und Checklisten an den Kapitelenden. Die Abbildungen und Tabellen wurden farblich gestaltet, textlich, oder besser stilistisch, hat sich nicht allzu viel verändert.

Die kommentierte Auswahlbibliographie, die in früheren Auflagen enthalten war, gibt es in der 16. Auflage nicht mehr. Das ist für Dozierende schade, da sie einen ersten Anhaltspunkt zur Beurteilung der anderen auf dem Markt verfügbaren Ratgeber zum Wissenschaftlichen Arbeiten geboten hat.

Musterknabe

Die zentrale Idee hinter dem Buch ist folgende: Jede Seite dieses Buches ist beispielhaft und kann als Muster verwendet werden. Es scheint zunächst etwas zu dick aufgetragen, wenn Theisen schreibt „Alles in diesem Buch und an diesem Text ist mustergültig. Merke: Wer hier ‚abschreibt‘, dem ist der Erfolg sicher!“ (S. 24). Letztlich hat er aber wahrscheinlich sogar recht damit. Die Inhalte kommen solide und fundiert daher. Seine Expertise hat Theisen in seiner Promotions- und Habilitationszeit sowie vermutlich vor allem während der jahrelangen Beschäftigung mit dem Thema aufgebaut.

Negatives gibt es nicht viel zu sagen. Entsprechend seinem Ansatz, als Muster dienen zu wollen, verwendet Theisen oft absolute Formulierungen („ist … zu“, also „es ist zu beachten“ oder „es ist diese oder jene Vorschrift einzuhalten“). Vielleicht kommen solche Formulierungen auch gar nicht so häufig vor, für mich las es sich allerdings so. Ein „Sollte“ schien mir meist als „Muss“ gedacht zu sein. Ich kann leider noch nicht genau den Finger darauf legen und sagen, wieso mich das so irritiert.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Das lässt sich leicht auf den Punkt bringen: Allen, wirklich allen, Studierenden ist mit „dem Theisen“ geholfen. Das Buch bietet Orientierung von Anfang bis Ende im wissenschaftlichen Prozess. Im Optimalfall soll es möglichst im Ganzen vor der Erstellung der eigenen Arbeit gelesen werden. Wenn die Zeit drängt, kann es auch punktuell, also kapitelweise je nach Arbeitsfortschritt, genutzt werden. Apropos „nutzen“: Im ersten Kapitel, der Gebrauchsanweisung, schreibt Theisen, dass er seinen Ausführungen nicht nur Leser, sondern vor allem Anwender und Benutzer wünscht. Dem kann ich nur zustimmen!

Durch das umfangreiche Register dient das Buch bei späteren Fragen auch sehr gut als Nachschlagewerk. Man kann es also getrost einem Erstsemester empfehlen und sicher sein, dass es drei Jahre später beim Anfertigen der Bachelorarbeit immer noch nützlich sein wird. Selbst wenn bis dahin eine weitere Neuauflage erscheinen sollte, ändert sich an diesem Umstand nichts, da es sich bei den Inhalten um die absoluten Basics handelt. Das bedeutet nun nicht, dass nur ein grober Überblick gegeben wird und die Feinheiten des wissenschaftlichen Arbeitens vernachlässigt werden, im Gegenteil. In dem Buch finden die Leser vielmehr die unabänderlichen Wahrheiten, wenn es so etwas gibt, oder zumindest die Beschreibung von sehr beständigen Konventionen.

Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?

„Der Theisen“ war damals, als ich anfing, die Grundlage für mein Skript und hat mir dabei sehr gute Dienste geleistet. Dieses Skript nutze ich heute noch, auch wenn ich natürlich immer wieder Aktualisierungen und Ergänzungen darin vorgenommen habe. Ich habe durch Theisens Buch eine solide Basis für meine Unterlagen und den Unterricht gewonnen. Zusätzlich hatte ich lange Zeit das beruhigende Gefühl, damit alles richtig gemacht zu haben. Wer sich auf ein anerkanntes Standardwerk beruft, kann schließlich nicht falschliegen.

Jetzt kommt das große Aber: Theisen vernachlässigt ein wichtiges Gebiet, nämlich wie man vom Thema zur Fragestellung kommt. Folglich findet sich im Schlagwortregister auch kein Eintrag für „Forschungsfrage“ oder „Fragestellung“. Dem Aspekt „Themenabgrenzung“ ist auch nur etwas mehr als eine Seite des Buches gewidmet, das allerdings auf recht oberflächliche Art und Weise. Hier gibt andere (fachspezifische) Ratgeber, die ihren Fokus stärker auf dieses Problem legen. Wahrscheinlich wäre es aber für eine übergreifende Anleitung, wie das vorliegende Buch sie bieten will, ein schwieriges Unterfangen, hierzu gut nachvollziehbare, eingängige Beispiele zu liefern.

Zum Buch gibt es übrigens eine kostenlose App für Android und iOS. Mit „Plagiatfrei erfolgreich“ kann jeder in Form eines Quiz seinen Wissensstand überprüfen.

 

 

Eco: Der veraltete Klassiker

Eco, Umberto (2010): Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt. Doktor-, Diplom- und Magisterarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften. 13. Aufl., Stuttgart: UTB.

Preis: 15,90 Euro

Überblick über den Inhalt:

  • Was ist eine wissenschaftliche Arbeit und wozu dient sie?
  • Die Wahl des Themas
  • Die Materialsuche
  • Der Arbeitsplan und die Anlage der Kartei
  • Das Schreiben
  • Die Schlußredaktion

Cover Eco

Eco: Der veraltete Klassiker

Als erstes nehme ich mir gleich mal „den Eco“ vor, einen Klassiker der Ratgeberliteratur zum wissenschaftlichen Arbeiten. Und obwohl dem Buch immer wieder bescheinigt wird, dass es in weiten Teilen veraltet ist, wird es seit über zwanzig Jahren unverändert neu aufgelegt. Warum funktioniert das?

Bei Ecos „Wie man eine wissenschaftliche Abschlußarbeit schreibt“ handelt es sich um eine auf das italienische System abgestimmte Anleitung zum Verfassen einer Tesi di Laurea. Das Buch richtet sich in erster Linie an Geisteswissenschaftler und will diesen bewährte Herangehensweisen vermitteln. Eco schreibt gut verständlich und baut schnell Nähe zu seinen Lesern auf, indem er sie mit „ihr“ anspricht. Er kennt die Nöte der Studierenden, versucht sich in deren Lage hineinzuversetzen und ihnen genau an den Punkten zu helfen, wo nach seiner Erfahrung die größten Stolpersteine liegen.

Schreibmaschine und Karteikarten

So weit, so gut. Das Problem taucht dort auf, wo es um die konkrete Technik des wissenschaftlichen Arbeitens geht. Da ist die Rede von Schreibmaschinen und Karteikartensystemen, als ob das immer noch gängige Methoden wären. Natürlich darf jeder auch heute noch seine Rechercheergebnisse auf Kärtchen sammeln, die Regel wird das allerdings nicht sein. Die entsprechenden Kapitel sollte man daher nur mit einem gewissen „historischen“ Interesse lesen und sich danach darüber freuen, dass es einem heutzutage besser geht.

Es wäre allerdings jammerschade, würde man das Buch in die Neuzeit übersetzen. Es würde seinen Charme verlieren. „Ein Blick in die Werkstatt“ des berühmten Umberto Eco soll es sein (so der Übersetzer in seinem Vorwort), und das wäre es nicht mehr, wenn wir plötzlich von Literaturverarbeitungssoftware und OPACs lesen müssten.

Welchen Studierenden kann man das Buch empfehlen?

Dennoch profitieren einige Studierende wahrscheinlich von Ecos Buch, vor allem solche kurz vor dem Studienende. Die Themenwahl für die Abschlussarbeit nimmt in diesem Buch viel Raum ein, und gerade an diesem Problem knabbern vermutlich sehr viele Studierende eine sehr lange Zeit. Sie überlegen wochen- und monatelang hin und her, bevor sie sich mit einem Vorschlag, von dem sie selbst nicht recht überzeugt sind, in die Sprechstunde ihres Betreuers wagen. Ecos Buch kann ihnen dabei helfen, ein Thema zu finden, es einzugrenzen und anschließend zu beurteilen, ob es tatsächlich bearbeitbar ist.

Wer Ecos Ratgeber liest, muss fähig sein, diejenigen Inhalte herauszupicken, die auch außerhalb Italiens und auch in Zeiten der EDV und Internets zutreffend sind. Manche Studienanfänger sind damit eventuell überfordert, gleichzeitig haben sie noch nicht viel von den allgemeingültigeren Empfehlungen zur Themenwahl.

Was bringt es für den Einsatz in der Lehre?

Direkt in der Lehre verwendbar sind leider die wenigsten Inhalte. Im Gegensatz zu neueren Ratgebern sind keine Übungen enthalten. Der Beispiele zu Zitierweise und Formulierungen können sich nur Lehrende bedienen, in deren Fachgebiet sie fallen.

Erwähnenswert ist jedoch Ecos Schlussgedanke, den er seinen Lesern mit auf den Weg gibt: Eine wissenschaftliche Arbeit schreiben bedeutet Spaß haben. Dieser Aspekt wird meiner Meinung nach im heutigen Hochschulbetrieb oft vernachlässigt. Aber wenn das Schreiben Spaß bereitet, werden die Studierenden Lust bekommen, weiterzumachen und sich noch mehr in ihr Thema zu vertiefen. Sie werden sich um ihr Thema und eventuell noch viele weitere Themen bemühen – und das ist ja der eigentliche (Wort-)Sinn des Studierens.

 

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